#376070 - 10/05/0706:08 PMRe: Plädoyer für einen Randonneur als Reiserad
[Re: gerold]
theodor
Unregistered
Wenn die RR-Haltung bei jedem Fahrer Schmerzen (=verminderte Leistungsfähigkeit) hervorrufen würde, kannst du sicher sein, dass sie weder im Rennsport noch in der Langstreckenszene verwendet würden. Aber du bist ja auch nicht von der Sinnhaftigkeit von SPD-Pedalen zu überzeugen...
ach Gerold,
versuchs nicht! Es gibt zwar unter den hunderttausenden sportlichen Langstreckenfahrern überhaupt niemand, der ernsthaft eine meinetwegen 250 km Tagesstrecke mit einem geraden Besenstiellenker oder gar mit einem nach hinten oben gekröpften Lenker in Angriff nehmen würde, aber die UHUS behaupten steif und fest, selbige seien bequemer, wenn sie vom Bäcker nach Hause kommen. Nur seltsam ist, trifft man sie dann wirklich, toben sie über das unmenschliche Tempo, das der gemütlich vorrausradelnde Rennlenkerinhaber vorlegt. Sicher ist das vorwiegend Training und ein MTB Elite Sportler wird mich auch mit seiner Krücke abhängen, aber ein gleichalter, gleichschlecht Trainierter hat mit seiner "downhill racer bar" nicht den Hauch einer Chance auch nur dran zu bleiben. Gleich kommt dann das Argument, daß Geschwindigkeit nicht alles sei. Gewiß nicht, aber ob ich mich 5 Stunden aufrecht wie eine Schrankwand mit 22km/h gegen den Wind plage oder locker kurbelnd die 22km/h ohne die geringste Mühe halte, macht eben den Unterschied.Auch deswegen ist ein gut aufgebauter Randonneur das vielseitigste Rad. Gehts nur um die Windschlüpfrigkeit ist ein Tieflieger unübertroffen. 30 bis 33 km pro Stunde in der Ebene ohne jede Mühe mit Puls ca. 100 bis 110 erlaubt mir mein Baron. Das heißt, ich gondele ganz mühelos eine Tagestrecke von 100 km in drei bis 4 Stunden oder eine Strecke von 200 Km in weniger als 8 h oder eine Strecke von 300 km .. wie ich möchte. Ich kann auch die Pausen ganz variabel wählen. Muß ich langsamer fahren, weil mein Rad konstruktionsbedingt kein flotteres Tempo erlaubt, bin ich eingeschränkt. Wer sagt denn daß ich die Mühelosigkeit des schnelleren Tempos nur zu längeren Tagesetappen nutzen muß? warum sollte ich die Zeit nicht nicht zu intensiveren Besichtigungen nutzen, die der überzeugte Langsamfahrer noch auf der Straße zubringt? Nur als Beispiel: Bei meinem seinerzeit auch heftig diskutierten Plädoyer für den Tieflieger als Reiserad vergaßen manche, daß ich damals ein konkretes Ziel hatte: den Besuch bei Tochter und Enkeln. Da kann man nicht einfach zu spät kommen, wenn die Enkel noch unter 10Jahren sind und schwer enttäuscht, wenn Opa nicht da. Insofern war die Diskusssion über den knapp 26er Schnitt über 200 km als nicht gemütlichem Reisen entsprechend, völlig blödsinnig. Lieber wär ich etwas flotter unterwegs gewesen, aber dann wär ich total müde ins Bett gefallen, was meinen kleinen nun auch nicht gerade gefallen hätte.
Der lagen Rede kurzer Sinn: Ein Fahrrad ist ein Verkehrsmittel zum Erreichen eines Zieles, ein sehr schönes zugegeben, aber kein Selbstzweck.
Es scheint, daß hier einige, wenn nicht sogar viele, das Radeln an sich als Zweck ihrer Kurbelei empfinden. Mir gehts da eher anders, ich will ein Ziel erreichen, das Radel ist das Mittel.