Hallo Ingmar,

Ich muß eine ziemliche Unkenntnis des Emissionsrechtehandels einräumen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass ich das Geschwätz unserer Lenker und Denker seit einiger Zeit nicht mehr ertragen will. Ich lehne es einfach pauschal ab, natürlich ist das falsch. Deshalb gebe ich Dir hier noch meinen Standpunkt, der auf begrenztem Wissen beruht mit. Vielleicht bin ich ja wirklich zu ignorant.

Wenn man mit Emissionsrechten handelt, muss man wissen, welche Menge gehandelt wird. Ich vermute die Menge der gehandelten Rechte orientiert sich am tatsächlichen Ausstoß oder geht darüber hinaus. Das würde sich inflationär auswirken und die ganze Geschichte ad absurdum führen. Preisdiskussionen halte ich in diesem Punkt für wenig praktikabel. Die Leute gewöhnen sich sehr schnell an höhere Preise, man sieht das sehr deutlich am Autofahrer. Die Preise fürs Autofahren sind ja tatsächlich gestiegen, trotzdem müssen es immer mehr Autos werden, weil das gros der Leute auf ihre Kutschen gezwungen wird und weil es ihnen Bequemlichkeit bietet. An das Gemecker der Autofahrer gewöhnt man sich leicht, solange noch genug Sprit und Autos verkauft werden.

Bei anderen Produkten dürfte es ähnlich sein. Von vielen sind wir mittlerweile derartig abhängig, dass wir nahezug jeden Preis zahlen, den wir können. So wir es denn müssen. Die Frage ist, ob uns Mütterchen Erde nicht irgendwann einen Preis diktiert, der nicht mehr bezahlbar ist und mit Geld schon garnicht.

In einem anderen Beitrag bist Du auf das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen eingegangen. Hierauf zu bauen halte ich für aberwitzig. Ich versuche mal das zu verdeutlichen: Es guckt jeder auf den anderen, was hat der, das will ich auch! Wir sind unheimlich dem Status- und Markendünkel erlegen. Wer heute schon verantwortungsbewusst lebt und handelt, sich also in Verzicht übt, wird als komisches Wesen verlacht und verspottet. Es entspricht nicht dem Zeitgeist auf irgendetwas zu verzichten, also promenieren wir weiter in unseren Lifestylezirkussen und machen uns gegenseitig was vor.

Dazu kommt, dass die nächste Umweltkatastrophe nicht danach fragt, ob ich ein guter oder ein böser bin. Sie wird um meine Hütte keinen Bogen machen. Also will ich doch wenigstens an dem ganzen, schönen Konsumrausch teilhaben. So sehen es die meisten Leute, mich eingeschlossen. Natürlich weiß fast jeder, dass es Wahnsinn ist. Aber es machen ja die meisten so!

Helfen kann uns hier villeicht eine möglichst weitgehende Abkehr vom globalen Welthandel, d. h. die Belegung von Billigimporten mit hohen Zöllen. Wer im Ausland billig produziert, soll das Zeug nicht billig nach Europa verschiffen und da teuer verkaufen, sondern es im Ausland zu den dortigen Konditionen verklingeln. Die Bilanz vom Exportweltmeister Deutschland ist sicher frisiert. Viele Konzerne lassen ihre Produkte im Ausland vorfertigen, sie werden in Deutschland nur endmontiert um das begehrte "Made in Germany" draufzupappen. Es wirkt sich wohl immer noch preissteigernd aus. Wichtig wäre außerdem, verlorengegangenes "know how" aus ausgestorbenen Industriezweigen wiederzuerlangen, damit unsere Abhängigkeiten begrenzt werden.

Natürlich sind meine Vorstellungen illusorisch. Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn plötzlich jemand einflussreiches so was äußert. Ich gäbe im keine Woche mehr im Amt. Ich schließe daraus, zu wirklicher Veränderung ist dieses System, so wenig fähig und willig, wie das letzte, dessen Untergang ich miterlebt habe.

Womöglich bin ich auch nur ein unverbesserlicher Querulant und es wird alles gut. Dann ist auch alles gut und wir haben alles richtig gemacht. Ich wollte sehr, dass es so ist.

Gruß Peter

P.S man muß kein Punker sein, um Gundermann zu hören und kann auch deutlich älter sein als 17 - 18 Jahre, seine Texte sind so, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken, auch wenn man andere Meinungen vertritt. Leider ist er zu früh gestorben.