Als Hauptursache für die steigende Fliegerei sehe ich den stetig wachsenden Billiglinermarkt.
Das Grundproblem ist doch, dass die Billigflieger so sind wie sie sind: nämlich billig. Uns sie sind so, weil sie es geschafft haben, durch "clevere" Unternehmenstrategie (dazu gehört auch das Einsammeln von direkten und indirekten Subventionen) eine neue Zielgruppe zu erreichen: die, die es sich bisher nicht leisten konnten mit dem Flugzeug zu reisen.
Mittlerweile bieten ja auch die etablierten Airlines günstige Flüge innerhalb Europas an. Schaut man sich die einzelnen Fluglinien genauer an, kann man erstaunliches entdecken. So unterliegt z.B. der Billigliner Germanwings der Kontrolle von Lufthansa ***. Das muss man sich mal vorstellen: Lufthansa, die sich bisher bei jedem Billigliner unlauteren Wettbewerb beklagt, besitzt selbst einen solchen! Sowas nennt dann der Betriebswirt Diversifikation.
Also, nur weil es plötzlich möglich ist, überall günstig hinzujetten, entsteht plötzlich der Wunsch, dies auch zu tun. Das ist ein völlig natürlicher Vorgang, man sollte sich aber die Frage stellen, wie man den Reisewunsch in den Jahren vor der Billigfliegerei erledigt hätte.
Wer gegen die Ungerechtigkeit protestieren will, sollte seinem Europaabgeorndeten oder Bundestagsabgeordneten einen (netten) Brief schreiben. Wahrscheinlich wird dieser nicht viel bringen. Wahrscheinlich werden 100 oder 1000 solcher Briefe nicht viel bringen. Aber mit jedem weiteren Protestbrief nähert man sich der kritischen Masse der Wirksamkeit. Protest kommt fast immer von der Basis. Wird der Markt gerecht, dann haben auch andere Verkehrsmittel eine Chance. Ich bin überzeugt, dass ein gerechter Markt den Flugverkehr in seine Schranken weisen kann. Flugreisen werden dann nur noch aus Zeitgründen oder weil es keine andere Möglichkeit gibt gemacht und nicht weil sie die günstigste Variante darstellen.
Vor Jahrzehnten haben auch alle über die Handvoll Spinner gelacht, die aus Kuhmist Strom erzeugten oder sich Silizium-Platten auf´s Dach schraubten. Heute ist die Umwelttechnik eine der erfolgreichsten und größten Wirtschaftszweige in diesem Lande.
Paule
*** An Germanwings hält die Lufthansa zwar nur 49%, aber durch Stimmbindungsvereinbahrung mit dem Hauptaktionär hat praktisch die Lufthansa das Sagen.