Im Vergleich zu anderen foren scheint dieses hier wirklich alt geworden zu sein und die laufenden technischen Innovationen werden eher ablehnend als neugierig diskutiert.
Nunja, das jung - alt - Problem gibt es schon immer. Ideal fände ich, wenn es gelänge, Bewährtes zu erhalten und Besseres zu übernehmen.
Nur: so einfach ist das nicht. Genausowenig, wie alles Alte schlechter ist, ist alles Neue automatisch besser. Dazu kommt: man sollte sich vielleicht davon verabschieden, daß die Entwicklung immer aufwärts geht. Die Erfahrung zeigt, es gibt Aufwärtsentwicklung, Höhepunkte und es gibt notwendigerweise die darauf folgende Abwärtsentwicklung.
Wie schon einmal geschrieben: wenn man schon diese zwei Richtungen als gegensätzlich einschätzt: Sixpack vs Bikepack, dann muß man schon differenzieren, wann und für wen welche Vorteile und Nachteile entscheidend sind. Denn sehr offensichtlich hat kein System alle Vorteile auf seiner Seite.
Seit Anbeginn gab und gibt es im Forum diese zwei Nutzer: So leicht und sparsam wie möglich und so komfortabel und alles-dabei wie möglich. Und es gibt alle Schattierungen dazwischen. Ja, wir waren alle mal jünger, aber diese grundsätzlichen Unterschiede sind nicht neu, es gab sie schon, als wir alle jung, schön, fit, tollkühn und sexy waren.
Heute findet sich Mancher wieder im Trend bikepacking, andere finden das grenzenlos unpraktisch. Es ist wirklich nicht schwer, zu erkennen, was das eine und das andere für Möglichkeiten bietet. Daß die Industrie für beide tätig sein will, ist selbstverständlich. Bikepacking geht schon zu lange, als daß man es als einen Eintagesfurz abhaken könnte.
Andererseits sind, s.o., wirklich nicht alle Neuerungen Fortschritte. Ich sehe die Reduktion auf zweifach und einfach bei den Kurbeln durchaus nicht als gamechanger, nur mal als Beispiel, Schlauchlosreifen auch nicht und absenkbare Sattelstützen ebenfalls nicht. Meine Meinung zu 584 habe ich schon geäußert.
Für mich sind aber Hydrodiscs Standard geworden, alles davor ist Museum. Ob ich aber die Vorteile einer elektrischen Schaltung für so bedeutend halte, daß ich die entsprechenden Umrüstungen vornehmen würde, weiß ich nicht. Das wird bei Anderen anders gewichtet werden. Einen Carbonrahmen werde ich mir niemals hertun, egal, wie das in anderen Radbereichen Standard geworden sein mag. Vollfederung finde ich klasse, aber ich würde nie sagen, daß das immer für jeden das Richtige ist. Und zum Gepäck:
Ich fahre als Nicht-Camper mit zwei Backrollern und einer Lenkertasche rum. Ich mache das, weil für mich der Handlingkomfort wichtiger ist, als ein paar Gramm Mehrgewicht. Und wegen der Volumens. Ich will unterwegs auf zusätzlichen Stauraum zurückgreifen können, und sei es nur im Wolkenbruch für meine sonst über den Schultern getragene Kamera oder schlicht zum Einkaufen.
Ich möchte nicht auf wärmende Kleidungsstücke verzichten, aus Erfahrung auch nicht für Südeuropa. Dasselbe gilt für Regensachen. Und ich brauche einen gewissen Stauraum für medizinisch erforderliche Utensilien. Ich gehe nicht davon aus, daß jetzt also jemand sagt, mit so vorsintflutlichen Ideen solltest du besser zuhause bleiben, denn modernes Radreisen sieht anders aus.
Wenn ich mein faltbares Rad mal einem anderen Transportmittel anvertrauen will, Bahn, Taxi, Bus, dann möchte ich die Optionen nutzen können, die Ortlieb bietet und keine Riemchenlöseorgien veranstalten müssen. Mag sein, daß sich hier im Bikepackingbereich auch etwas getan hat. Was aber speziell im Hotel garnicht geht, ist, Teile des Gepäcks am Rad lassen zu müssen.
Und ja, das bedeutet, daß ich auf vieles zu verzichten habe, was die Superleichtfraktion kann. Ja und? Wäre es nicht hilfreich, wenn niemand Angst hätte, jemand anderes könnte ihm die Butter vom Brot abkratzen?