Zwei meiner Kolleginnen, Anfang und Mitte Dreißig, sind kürzlich solo mit ihren Gravelrädern durch Italien und Schweden gereist, mit Arschrakete und Co., Übernachtung im Zelt, über Warmshowers und was gerade so möglich war. Sie sind gar nicht auf die Idee gekommen, meine jahrzehntelange Reiseraderfahrung (bin auch schon Ü60 und mit klassischer Ausrüstung unterwegs gewesen) anzuzapfen. Ich glaube, das ist denen alles viel zu altbacken, sie wollen ihre eigenen Erfahrungen machen, ihren eigenen Weg gehen, ihren eigenen "Style" leben.
Ich auch nicht. Vor 25 Jahren, als ich mit Radreisen anfing, waren mir Foren und Internet generell weitgehend unbekannt, hatte auch keine Radreisefreunde. Eigene Erfahrungen haben die Menschen schon immer gemacht. Ich sehe noch nicht den signifikanten Unterschied zu heute. Dass sich Rädertypen und Eqiupment mit der Zeit ändern, ist nicht so wirklich überraschend. Eher gibt es mehr Varianten als Wandel. An Gravelräder passen die die alten Taschensysteme entweder gar nicht oder nur umständlich. Das ist doch der einzige Unterschied und war früher schon für Rennradreisende ein Problem. Einige haben dann Gepäckträger angepasst oder selber "Arschraketen" gebastelt. Geh mal in Fahrradmuseen und du wirst sowas wie moderne Bikepacking-Taschen finden, die 100 Jahre alt sind. Der eigene Stil macht andere Stilarten noch nicht obsolet. Die Möglichkeiten für Radreisen mit Gepäck sind begrenzt und nahezu alle längst bekannt. Ein paar optische Veränderungen sind noch keine reine Neuwelt.
In Antwort auf: JDV
Genauso wenig kämen sie auf die Idee, hier im Forum zu stöbern, da gibt es wohl jede Menge attraktivere Möglichkeiten in Social Media-Kanälen für Jüngere, als hier dem Geknötter der alten "Herren" zu folgen.
Im Pedelecforum gibt es tatsächlich Kollegen, die so Sätze schreiben wie "Habe jetzt für Frauchen einen Tiefeinsteiger gekauft"...
Da bist du auf dem Holzdampfer. Sowas findest du in Social eher noch mehr als in Foren, weil die Sprachkultur dort noch mieser ist, die Infos meist schlechter und Häme verbreitet. Pedelec-Forum sagt ja alles, eher die ältere Altersklasse. Trotzdem bleibt ein E-Bike ein E-Bike, auch wenn du in eine hippe Social-Media-Gruppe gehst. Machen dann die jungen E-Biker auf jungdynamisch mit E-Bikes, die für Opas gemacht sind. Gibt ja kaum weniger Junge als Alte, die E-Bike fahren. Also auch nichts "anderes" oder "junges". Auch hier gibt es wieder Grenzen. Fahrradfahren ist mühsam, die Leiden recht identisch, egal ob 100 Jahre alt oder in den 20ern. Die Erkenntnis wächst schnell und viele werden wir nicht mit Fahrrad wiedersehen, sondern mit E-Bike als "Funsport". Das gilt dann als hipp und Fahrrad als altbacken. Damit wird die Fahrradwelt auf den Kopf gestellt.