Das ist aber nicht der Punkt, finde ich! Der Punkt ist die Herangehensweise! Man muss alles auf den Prüfstand stellen, bei allem überlegen, ob es nötig ist, wo man sparen kann. Sowohl beim Rad als auch beim Gepäck. Zu diskutieren, wozu 100g mehr oder weniger führen, führt sozusagen zu nichts.
Denn was ich immer beobachte, sind die verheerenden Konsequenzen der umgekehrten Vorgehensweise: Wenn man bei einer Sache sagt, die paar Gramm mehr, die gönne ich mir jetzt mal, die machen ja nicht so viel aus (weil man zu faul ist, die Packungen halb leer zu machen, oder nach leichten Packungen zu suchen, usw.), dann macht man das irgendwann bei jeder Sache so!
Auch beim Rad. (Da wird dann zum Beispiel mit Nabendynamo und Lichtanlage losgefahren, obwohl grad der 21. Juni, also der längste Tag des Jahres ist). Oder wie Du ja schriebst, dann nimmst Du eben die schwerere Bike-Packing Tasche wegen besserer Funktionalität. Oder man schraubt sich gar mein absolutes Hass-Bauteil an, den Fahrradständer.
Und das addidiert sich dann und addiert sich dann und und und, und dann werden es tatsächlich etliche Kilo mehr und nicht nur 100 Gramm mehr. Das ist der eigentliche Punkt, und hier setze ich jetzt mal wirklich fünf Ausrufezeichen!!!!!
Ich erlebe diese ablehnenden Reaktionen ja grad bei Euch oft.
Es ist aber z.B. auch die Diskussion mit Kollegen und anderen, fahre ich mit Gepäckträger zur Arbeit und habe einen freien Rücken, was angenehmer ist, oder trage ich lieber einen leichten Rucksack und das Rad hat die reine Rennrad-Optik und man ist etwas leichter unterwegs. Lass uns lieber darüber streiten als über einen Bergpass, über den ich wahrscheinlich sowieso nicht mehr rüberkomme, weil mir das mein Pulmuloge nicht zutraut.
Klar, auch auf meinem Arbeitsweg ist die Einsparung wahrscheinlich minimal. Ich hab 22km, sogar ein paar Höhenmeter aber nicht sehr viele. Aber es summiert sich, und ich komme morgens immer ein kleines bisschen weniger zu spät. Über das Jahr gesehen habe ich mehr Freizeit oder schaffe auf Arbeit mehr.
Und, auch wenn ich das schon mal geschrieben habe, es geht vor allem um das Fahrgefühl! Das ist der eigentliche Punkt!!! (noch mal drei Ausrufezeichen)
Und damit geht es mir dann besser, ich bin positiver und leistungsbereiter und das macht mich dann tatsächlich 15 Minuten schneller auf den Bergpass rauf, obwohl es bei mir nur Mittelgebirgspässe sind, die den Namen Pass nicht verdienen. Anhöhe, das passt vielleicht besser für das, was ich noch hochkomme...
Widerspruch auch, was Flachland betrifft! Das ist auch da nicht "lächerlich" sondern sinnvoll. Ich fahre auf Risiko, ich buche Hotels nicht vor. Einmal habe ich den deutsch deutschen Grenzradweg gemacht und stand abends 19 Uhr in the middle of nowhere. Nach hektischem Rumtelefonieren war in 50km Entfernung ein Hotel frei. Aber es war irgendwann Küchenschluss. Ich bin den ganzen Tag lang über Berge gefahren, irgendwo da unten im Südwesten der Ex-DDR. Und dann habe ich über 50km (Hügelland, eher flach!) einen Sprint angezogen, wo ich echt von mir begeistert war. Nachdem ich schon den ganzen Tag über Berge geradelt bin mit etlichen steilen Anstiegen! Und habe noch ein Essen bekommen, bin noch vor Küchenschluss da gewesen. Das ging nur, weil ich so wenig Gepäck hatte.
Stimmt natürlich, in den Bergen merkt man es mehr. Trotzdem mache ich es auch so im Flachland, und auch da bringt es was. Ich versuche Verkehr zu vermeiden und radle daher viele Radwege, auch off-road, deswegen auch Gravelbike. Radwege haben ganz oft scharfe 90° Kurven. Und auch bei Waldwegen muss man oft abbremsen und wieder beschleunigen. Auch das läppert sich. Auch da merkt man auf Dauer jedes Gramm!!
Mir ist aber völlig klar, warum ihr so vehement reagiert. Warum Du zum Beispiel das Wort "lächerlich" verwendest (obwohl Ihr doch hier immer so auf höfliche Umgangsformen pocht). Weil Du im Prinzip weißt, dass ich recht habe! Bzw., wenn Du den nächsten Anstieg hoch radelst mit dem, was Du denkst, sei leichtes Gepäck, weißt Du spätestens, dass ich recht habe. Weil das aber extrem unbequem und arbeitsintensiv ist, wie ich das mache, weil es auch unterwegs mit ein paar (kleinen) Einbußen verbunden ist, deswegen lehnen die meisten von Euch das vehement ab (und nicht wegen alberner Rechnungen, wie viel man mit 100g mehr einen Bergpass länger hoch braucht).
Seid doch mal bitte einfach so ehrlich und gebt das zu, dann wird diese Diskussion vielleicht ein Stück weit rationaler!
Und sorry, wer das Wort lächerlich verwendet, kriegt dann von mir auch keine ganz höfliche Antwort mehr. Vor allem, weil Du offenbar wenig nachgedacht hast.
Denn ich rede auch manchmal mit sehr ambitionierten Rennradlern (trans alp, Ötztal und sowas). Die habe ich auch schon gefragt, ob denn Gewichts-Tuning wirklich so viel bringt. Die bringen da folgende Argumentation, die sehr wahrscheinlich Sport-wissenschaftlich geprüft ist. Man fährt auch im Flachland nicht konstant. Man merkt das gar nicht, aber man wird ständig langsamer, und muss dann wieder beschleunigen. Da kommt über den Tag ganz viel Beschleunigung zusammen. Deswegen macht Gewicht soviel aus. Auch im Flachland!
Grüße Christoph
PS: Und wenn es vorher vielleicht nur gefühlt war, dann wird es jetzt, nach meinem Einwurf, doch ein kleines bißchen deutlicher, dass die Anhänger des Leichtgewichtsradelns hier leider in der Minderheit sind. Aber nicht auf den Straßen und Radwegen draußen! Da sehe ich täglich was anderes!