Wenn es überhaupt halbwegs griffige Kriterien für gutes Design gibt, dann gehört zumindest das gute alte Prinzip "Form Follows Function" dazu. Und da haben die klassischen Formen IMHO die Nase vorn, weil sie beispielsweise mehr Wert auf optimale Gewichtsverteilung in Verbindung mit Fahrkomfort achten.
Dazu gehört auch der LowRider, der den Schwerpunkt möglichst weit nach unten verlegt anstatt am Cockpit die Lenkung zu beeinträchtigen, anstatt am Sattel ständig gegen die Oberschenkel zu baumeln, anstatt den Pedaleur beim Beinüberschwung über die Arschrakete stürzen zu lassen, oder ihn an den im Rahmendreieck aufgehängten Kulturbeuteln die Knie aufscheuern zu lassen.
Trotzdem finde ich es ehrlicher, beim BP mit der Optik zu argumentieren, als mit dem zu hohen Gewächs, das man mit tiefhängenden Taschen nicht bewältigt.
Das ist ja eher eine "ich bin die Generation Packtasche & Lowrider, das ist IMHO das Beste und darum ich hab mehr recht als Du".
Wenn man die schon nicht pauschal aussagekräftige Aussage "Form follows Function" bemüht, dann sind Lowrider genauso wenig funktionaler, schon gar nicht wenn man im Hochsommer mal ein paar km auf einem Pfad oder 2 spurigen Karrenweg durch eine hochgeschossene Wiese oder einen verwilderten Waldweg schieben muss weil einen Komoot mal wieder falsch geschickt hat.
Das mit der lateralen Gewichtsverteilung ist Blödsinn bei den stabilen Rahmen die man heute bekommt sofern man ein zwei Gedanken an die Positionierung der Taschen und das Packen derer ver(sch)wendet. Die Handhabung des Rades wird mit Zuladung immer schlechter, d.h. Lowrider hin oder her, es beeinflusst IMMER das Fahrverhalten.
Die intelligente Beladung eines Rades im Bikepacking Stil dürfte hingegen das Fahrverhalten noch am allerwenigsten beeinträchtigen, da dann a) sich dann auf das Allernötigste ("Brevetstil") beschränkt wurde und das Gepäck möglichst nah am Schwerpunkt des Rades befestigt wird. Was konventionelle Packtaschen-Lowrider-Radler ja nicht tun. Üblicherweise sind beim Bikepacking am Lenker und in der Arschrakete leichte Sachen, die schweren sind im Rahmendreieck. "Konventionelle Reiseradler" haben dann ihre geliebte Ortlieb-Lenkertasche Tasche, ein weiterer Augenkrebs, der dann gerne mit SLR Kamera usw. überladen wird. Soviel zum Cockpit und der Lenkbeeinträchtigung.
Dazu kommt, dass man als Packtaschen Radler wegen Fersenfreiheit seine Taschen weit nach hinten/hinten-oben montieren muss, zumindest mit Schuhgröße 49 und 26" Rädern - auch suboptimal.
Lange Rede, kurzer Sinn - deine ist eine Pseudoargumentation und sowohl ich als auch Martina sind da ehrlicher, weil es letztlich eine Frage der persönlichen Vorliebe - aus welchen Gründen auch immer - ist.
Übrigens hat man Sachen im Bikepacking-Stil an Rädern befestigt schon lang bevor es Gepäckträger an Rädern geschweige denn Lowrider gab, siehe hier.