Hallo Martin, ich hatte Deinen Beitrag gelesen, Du warst ja hier ganz in der Nähe unterwegs. Du hast natürlich recht, ich habe da andere Prioritäten als andere. Aber was Du beschrieben hast in dem einen Ort in der Märkischen Schweiz, erlebe ich auch ganz oft in letzter Zeit. Man wird immer mehr abgewiesen, je preiswerter das Hotel ist. Oder erreicht keinen. Oder, das hatte ich auch schon, am Telefon ist eine Vietnamesin, die mich nicht versteht und ich verstehe sie nicht.

Ich bin manchmal nach schweren Etappen abends auch nicht mehr so ganz zurechnungsfähig. Meine Hotelsuche ist dann einfach nicht mehr rational und überlegt, sondern eher panisch, ich mache Fehler, ich übersehe was, ich versteh' mein Smartphone nicht mehr, etc... Die teuren Hotels findet man dann immer als erstes, das ist fatal.

Meine Übernachtungen werden daher leider im Schnitt immer teurer, und ich muss und will da irgendwann die Reißleine ziehen. Ich traue es mir kaum zu sagen, das letzte Jahr hab ich auf dem Zschkopau-Radweg (ein extrem rauer und anstrengender Radweg, hat nix mit Flussradweg zu tun, noch viel krasser als Saaleradweg) 150 Euro für ein Einzelzimmer gezahlt. In irgend so einem Kurort, irgendwas mit Wolkenstein. Und dann haben die mir noch mal ca. 40-50 Euro für s Abendessen plus Trinken abgeknöpft. Und Null Gegenwert, das Frühstück war unterirdisch, es fand Nahkampf am Buffet statt, und alles war von irgendwelchen Pauschal-Kururlaubern weg gefressen. Man fand kaum einen Platz. Ich war total stinkig, ich habe sogar eine Protest-e-mail an dieses Hotel geschrieben (natürlich keine Antwort bekommen).

Wir haben auch ganz klar in Ost-Deutschland Hotelsterben und Restaurant-Sterben, und übrig bleiben nur die teuren Hotels.

Ich überlege daher immer mehr, doch für alle Fälle ein Leichtzelt oder Tarp mitzunehmen. Und frage mich, was da Minimum ist, um über die paar dunklen Stunden zu kommen, bis es hell wird und man weiterradeln kann.
Die Alternative wäre, eben doch Lichtanlage und Nabendynamo mitzunehmen, und dann die Nacht durchzuradeln, oder bis zur nächsten großen Stadt, wo es Hotels mit Nachtrezeption gibt, zu radeln. Dann müsste aber auch mein Garmin noch ein paar mehr Akkustunden bekommen, also ich müsste den Edge 1030 Plus kaufen.

Hätte ich entweder die Möglichkeit, ein paar Stunden Dunkelheit zu überstehen, oder Licht, so dass ich durchradeln kann, dann könnte ich ein 150 Euro teures Hotel auch mal ausschlagen, dann wird es hoffentlich wieder billiger.

Ich werde daher möglicherweise die ultimative Leichtradelei aufgeben müssen, aber ich überlege noch, es macht schon Spaß, so ultra-leicht unterwegs zu sein. Alternative wäre ja auch, sich irgendwo eine preiswerte schöne Ferienwohnung / Ferienhaus zu suchen, und von dort sternförmig jeden Tag Touren zu machen. Dann habe ich abends nicht mal Einschränkungen und tagsüber fast gar kein Gepäck.

Ersatzteile/Werkzeug: Mir ist aber wirklich noch nie eine Kette gerissen. Und ich bin inzwischen wirklich viele km geradelt. Das Restrisiko finde ich daher gering und gehe es ein. Es gibt ja auch andere Sachen. Mir ist im letzten Jahr ein Reifentöter in den Schwalbe Marathon gefahren. Ich glaube, der wurde mit Absicht ausgelegt, es sah wie präpariert aus. (Dahme-Radweg). Ich hatte schwitzige Hände, es war heiß, ich hatte zu weiche Reifenheber mit, ich hab das Ding einfach nicht runtergekriegt und mußte mich von Berlin abholen lassen. Und der Reifen war so auch beschädigt, Schlauchwechsel wäre vielleicht nicht mal gegangen.
Es kann einen auch im Wald ein Stock sämtliche Speichen zersäbeln. Dann wäre ja auch Schluss. Vor allem habe ich zugegebenermaßen überhaupt keine Ahnung von Reparatur. Außer Schlauchwechseln kann ich quasi nix. Ich lass immer alles bei meinem Händler machen. Daher bin ich kaum verführt, Ersatzteile und Werkzeug mitzunehmen, die würden mir eh nix nützen. Es sei denn, es kommt jemand vorbei, der Ahnung hat, ich will aber auch keinem zur Last fallen.

Daher treibt mich vor allem die Frage um, wie finde ich im Ernstfall ein Taxi? Ich hörte jetzt einen Fall, wo eine in Mecklenburg mit einem E-Mountainbike gestürzt ist und sich verletzt hat. Die beiden brauchten dann ein Taxi, um die Räder dort wegzukriegen, der Krankenwagen hat die nicht mitgenommen. Sie haben tatsächlich eines gefunden. Aber die haben einen Heck-Fahrradträger dabei gehabt. Das Ding wäre für mein Carbonrad ziemlich gefährlich. Einmal zu fest angezogen, und der Rahmen macht Knack.
Mein Gravelbike nimmt aber (weil kein Gepäckträger und keine Schutzbleche) nicht viel Platz weg, wenn ich das Vorderrad ausbaue. Es müsste eigentlich mindestens in ein Großraum-Taxi gehen, wahrscheinlich sogar in einen großen Kofferraum.

Aber finde ich einen Taxi-Fahrer, der das macht? Ich hoffe ja, wenn ich einen entsprechenden (heftigen) Aufpreis zahle. Noch brauchte ich das nicht, aber eines Tages wird es mal den Fall geben, wo ich das brauchen werde.

Und noch mal zum Thema Leichtradeln:
Du bist ja älter als ich. Aber ich bin auch nicht mehr der Jüngste (61). Mich treibt daher auch das gesundheitliche Risiko um, ich schreibe das nur nicht so gern. Es ist nicht nur Fahrspaß mit dem leichten Rad. Ich hab tatsächlich mal einen Radfahrer kennengelernt mit schweren irreversiblen Hüftproblemen. So etwas könnte mir auch passieren. Ich habe die Veranlagung dafür. Nix an der Lebensweise dieses Jemand konnte erklären, wie diese Probleme entstanden sind. Es sah eigentlich alles super-gesund aus. Ich glaube noch heute, die einzige Erklärung war die ständige Überlastung mit einem viel zu schweren Rad, sowohl auf Trainingstouren ohne Gepäck, aber erst recht beim Radreisen. Es gibt also auch - wie soll ich es nennen - "handfeste" Gründe für mein Leichtgewichtsradeln. Und das sind sogar die Hauptgründe. Der Fun kommt erst als Zweites.

Aber eines ist klar, wenn ich mal Rentner sein werde, muss ich dieses Ultra-Leichtgewicht-Radeln wahrscheinlich aus rein finanziellen Gründen beenden oder zumindest einschränken.

Ich hoffe, Du hast auf Deiner Tour noch preiswerte Unterkünfte gefunden und mußtest nicht nur zelten? Oder bist noch unterwegs und wirst solche noch finden. Ich wünsch' Dir jedenfalls viel Spaß und schönes Wetter, falls Du noch unterwegs bist.

Viele Grüße Christoph
PS: Und Du hattest doch mal die Sache erzählt mit dem steilen Abstieg am Saaleradweg (die ich gut kenne), wo Du Deine Fuhre nicht mehr bremsen konntest. Da hast Du Dir für den Moment sicherlich mal gewünscht, leichter unterwegs zu sein, oder? Das ist für mich auch ein echter Grund, leicht unterwegs zu sein. Das Hoch-Schneller (oder überhaupt) ist nur ein Grund. Sicher runter zu kommen (oder überhaupt in Gefahrensituationen schnell zum Stehen zu kommen) ist für mich die stärkere Motivation, mit wenig Gepäck unterwegs zu sein. Ich hatte ja schon einen schweren Radunfall...