... Wir erwarten, über hunderte von Kilomentern in wenigen Stunden, mit schwerem Gepäck und auf die Minute genau transportiert zu werden.
Ich bin als Kind sommers viel mit der Bahn gefahren. Es gab in den 60er und 70er Jahren nur analoge Technik. Zuerst noch nicht einmal Quarzuhren.
Aber das System Bahn hat funktioniert, genau nach diesem Wunsch und Maßstab, den du formulierst.
War das nun besser als heute? Wenn man scharf drauf ist, auf dem Smartphone über alles und immer sofort informiert zu werden, keine physische Fahrkarte mehr zu nutzen, vorab buchen zu können und all diese Errungenschaften zu genießen: dann ja, dann war früher alles schlechter.
Welche Werte aber sind wichtig und welche Werte sind nicht wichtig? Eine Reise zu planen und wie geplant durchzuführen war früher eine platte Selbstverständlichkeit. Daß das heute in den Bereich des Glücksspiels verschoben ist, gereicht den meisten Kunden wohl nicht zur Begeisterung.
Sie würden uU sehr gerne auf theoretisch superschnelles Fahren, hektische Verbindungen und Pseudoluftverkehrsgehabe verzichten. Nicht jeder braucht es, wie von der Bahn so gerne suggeriert, wie eine VIP mit Tablettäschchen von Hermés behandelt zu werden. Ganz normales Zugfahren, das aber verläßlich, würde dicke ausreichen.
In Antwort auf: albinkessel
Kritik und Ärger über viele Dinge ist angebracht und begründet, nur sollte das nicht den Blick dafür verstellen, dass die Dinge hier und heute ziemlich gut funktionieren. Die Aussage, heute funktioniere gar nichts mehr, wir kriegen nichts mehr hin und früher und woanders sei alles besser, und wir häten einen "lausigen Zustand" stimmt einfach nicht und führt zu der überall zu beobachtenden schlechten Stimmung!
Henne oder Ei? Kommt die schlechte Stimmung von tatsächlichen Negativerfahrungen, die seit einiger Zeit die Tendenz haben, systematisch zu werden, oder wird sie nur herbeigeschimpft und führt ihrerseits zu schlechtem Funktionieren der Bahn?
Den Kunden nervt, daß positive Erfahrungen inzwischen Ausnahmen darstellen. Zumindest ich fühle mich von einer Formulierung wie "ziemlich gut funktionieren" nicht ernst genommen. Die Aussicht auf Verkehrskollaps etc ist manchmal leichter handzuhaben, als Wunschdenken bez einer Reise mit der Bahn. Es lebe mein Auto!
Und nochwas zu dem angeblich heute drastisch verbesserten Angebot: ich sehe das um 180° andersherum. Vor 10 Jahren gab es hier mal eine Verlinkung des Streckennetzes der Französischen Bahnen im Jahre 2014 und 1914. Ich finde das nicht mehr. Einen dermaßen krassen Fall von Ausdünnung und Abmagerung vor Augen zu haben, war frappierend. Die sehr vielerorts auffindbaren stillgelegten oder gar renaturierten ehemaligen Bahntrassen vermitteln mir die Überzeugung, daß das auch in D so war.