Dumm wird es nur wenn jemand erfahren muss das es juristisch himmelweite Unterschiede zwischen dem privaten Gespräch und dem öffentlichen Internet gibt. Im letzteren kann so manche Äußerung schmerzhafte Folgen haben.
Ja so weit ist es im Abmahnungs und Juristenstaat Deutschland mit der Redefreiheit gekommen, toll oder ?
Wenn Du früher in ner Zeitung geschrieben hättest Herr XXX ist doof, hättest Du Dich über eine Klage gewundert? Manche wundern sich halt, daß sie eine solche aufgebrummt bekommen, wenn sie sich derart im Internet äußern .... Manche übersehen halt, daß das hier öffentlich ist und auch nicht mehr so leicht zu löschen ist .... wenns erst mal die Suchmaschinen entdeckt haben, ist ein Text jahrelang verfügbar, selbst wenn das Original wieder gelöscht wird.
Das sehe ich doch etwas oder auch deutlich anders. Internet-Chats oder -Foren sind keine presserechtlichen Publikationsorgane. Die private Natur der Meinungsäußerung erlaubt andere Formulierungen als in der Zeitung. Wäre es nicht so, wären die Zeitung voll mit Gerichtsreportagen zu Klagen gegen Quatschlümmel und Quasselließchen im Internet. Da muss schon mehr zusammenkommen als eine Forumlierung "Herr X ist doof". Die Vorsicht der Mods hier führt doch schon dazu, dass wir uns deutlich unter der Klagegrenze bewegen und nicht alle mit einem Bein im Knast stehen. Die subjektive Einschätzung "Radnabe nicht fernreistauglich" ist schon gar nicht angreifbar. Das ist eine subjektive Meinung über ein Produkt, die keinerlei Beleidigung enthält - nicht mal eine Falschbehauptung, weil jeder eine subjektive Meinung über die Qualität eines Produktes haben darf, selbst wenn sie öffentlich bekannten Testergebnissen widerspricht. Erst wenn das ein öffentlich wirkender Tester (Radmagazin, Stiftung Warentest) behauptet, erfordert dass belegbare Substanz. Die Angreifbarkeit solcher Testergebnisse ist aber auch begrenzt. (War da nicht mal was mit einer Creme von Uschi Glas?)
Auch ein Teil der Abmahnungspraxis heute genießt einen zweifelhaften Ruf. Da gehören manchmal eher die Abmahner auf die Anklagebank als die "Regelverletzer". Ich muss nicht alles gut finden, was auf dieser Welt als "legal" gilt (vgl. z.B. Bankenkrise, Radwegbenutzungspflicht, ...). Etwas Vorsicht ja, aber auch mehr Rückgrat bitte, sich nicht alles gefallen lassen und schon ducken, wenn der Feind noch gar nicht zu sehen ist!
Man darf das auch nicht damit verwechseln, dass Äußerungen von Personen im Internet nach Jahren diesen noch nachgetragen werden - meistens nimmt man ja nur das Negative. Das sollte man wissen und einkalkulieren, aber deswegen noch lange nicht gut heißen. Das ist eine neue digitale Schnüffelpraxis, von der ich überzeugt bin, dass ihr in absehbarer Zukunft Grenzen gesetzt wird. Wenn vor 30 Jahren jemand am Stammtisch in Leipzig etwas gesagt hat, dass ihm ein paar Jahre später den Zugang zur Universität verwehrt hat oder bei der Bewerbung entgegen gehalten wurde, weißt du, was für ein System dahinter stand: ein Schnüffelstaat. Und ich halte gar nichts davon, wenn heute Versicherungsleute oder Personalberater die Qualtität von DDR-IMs annehmen. Da bin ich auch nach ein paar flätigen Bemerkungen im Web immer noch auf der moralisch besseren Seite und es sollte auch so sein, dass das auch die rechtliche Position ist.
Damit meine ich jetzt nicht den Freischuss für Chat- und Forenäußerungen - nein, es gelten schlicht die gleichen Bedingungen wie im persönlichen Dialog auch. Wenn du jemand im persönlichen Gesprächs beleidigst, musst du auch mit einer Anzeige rechnen. Das hat gar nichts mit Internet zu tun. Davon sind wir hier im Thread aber weit entfernt. Auch wenn manchmal etwas hahnebüchend und erregt diskutiert wird, geht es doch sehr gesittet zu - oder habe ich was überlesen?
@ Kohl (nein, ich meine nicht den Pfälzer Saumagengedächtnislückenaussitzer): Es ist leider kein Problem unseres Staates, sondern ein globales Problem. Schnüffler und Datenhacker sitzen nun mal überall. Das macht die Sache dann noch ein Stück komplizierter ihnen Herr zu werden.