Ich möchte einmal eine andere Perspektive auf die Diskussion anbieten: die unseres Gehirns und seine Neuronen. Das Hirn als solches ist glaub ich als sehr energie-effizientes Etwas zu sehen. Es verwendet immer nur soviel Energie wie nötig. Zum Beispiel sind bekannte Situationen oder Gegenden, Speisen oder Kontakte „einfacher“ zu verarbeiten... d.h. Da muss es mit weniger Überraschungen klarkommen. Bei Neuem wird mehr Energie für die Einordnung und Verarbeitung benötigt... das Gehirn wird also viel Aufwand betreiben (müssen) um das Unbekannte zu untersuchen und für den nächsten Kontakt mit etwas Vergleichbarem vorbereitet zu sein... eine schnelle Verarbeitung könnte ja überlebenswichtig sein. Und, beim nächsten Mal möchte es ja nicht schon wieder soviel Energie aufwenden müssen, v.a. wenn zB der Alltag schon voller energiehungriger Dinge ist. Nun unterscheiden sich Menschen und Ihre Hirne in Bezug auf Prädispositionen (wieviel Neues brauchen wir um unsere innere Neugier zu befriedigen?) und Erfahrungen (schon „alles“ erlebt?) sowie unter der „Arbeitslast“ die notwendig ist um den Alltag zu bewältigen. Auch sind die Hirne in einem unterschiedlichen „Trainingszustand“, d.h. ein daran gewöhntes Hirn welches ständig Neues einordnet tut sich einfacher, wie eines das untrainiert plötzlich etwas Neues verarbeiten muss (analog zum Muskel... der kann auch je nach Zustand mehr oder weniger Freude an einem Gewicht haben).
Übertragen auf die Diskussion hier: ich beobachte unterschiedliche Charaktere, welche ihre Lust auf Neues (=neue Erinnerung und Erfahrungen, aber auch Risiken) schon durch einen fordernden Alltag oder einen reichen Erfahrungsschatz gestillt sehen oder solche, die sich bewusst aus der Komfortzone herauswagen wollen. Beide Wege (und alle Zwischentöne) führen immer dann zu einer neuen / erweiterten Prägung des Charakters, wenn etwas Überraschendes, vielleicht sogar bedrohliches gemeistert und in die Erinnerungen einsortiert wurde. Jedoch wird es als Entspannung „abgebucht“ wenn wir aufregungsarm etwas „sicheres“ und vorhersagbares erleben konnten. Ich glaube, alle Hirne hinter den Usern hier wollen energieeffizient durch das Leben kommen mit einem gesunden Mix aus Prägung und Entspannung, der sich im Laufe des Älterwerdens bei den meisten von anfänglich mehr Prägung durch das Zulassen von Überraschungen hin zu etwas mehr Sicherheit durch geplante Erwartbarkeit / Entspannung verschiebt. Was dann individuell zu dem Einen oder Anderen gehört... das ist dann die Prädisposition und die schon gemachte Erfahrung. Damit wäre ich dann wieder bei RRträumer und der „Reife“. Vermutlich brauchen manche aufgrund von unterschiedlichen Prädispositionen unterschiedliche Mengen an Prägungen um zu reifen und manche sind auch im alten Zustand immer noch unreif... oder sind so „trainiert“, dass sie einfach nicht in den Augen der schon reiferen Weggefährten ausreifen wollen, trotz einem Leben voller Überraschungen....
ob das jetzt alles für jeden Sinn macht ... keine Ahnung, hängt vermutlich von der Lust des lesenden Hirns ab sich auf eine andere, vielleicht überraschende und ungewöhnliche Weise Dinge zu betrachten, einlassen zu wollen
Anyway, ich wünsche allen Mitlesenden genau die persönliche richtige Mischung aus prägender Überraschung und entspannter Sicherheit für die individuellen Radkilometer in 2021!