Ich glaube, dass man den Begriff Erholung sehr variabel interpretieren kann.
Ich selbst finde meinen Alltag stellenweise (die Art der Tätigkeiten ist sehr unterschiedlich, was ich durchaus schätze) auch körperlich sehr anstrengend. Allerdings schwankt das stark und es gibt Wochen, an denen ich Freitags direkt nach der Arbeit um 19 Uhr ins Bett falle und 10 bis 12 Stunden durchschlafe. Danach bin ich dann wieder hergestellt, weil die Anstrengung dann doch in einem überschaubaren Rahmen blieb. Wenn ich mir diese Erholungsphasen verkneife werde ich meistens irgendwann krank.
Ich empfinde meine Radreisen dennoch als pure Erholung. Ich bin den ganzen Tag draußen, labe mich an schönen Landschaften und lasse mich treiben. Kein Lärm, keine klingelnden Telefone oder fordernde E-Mails stören dabei. Und ich kann ganz ohne schlechtes Gewissen, wegen der vielen unerledigten Dinge um acht Uhr ins Zelt krabbeln und erst zu Sonnenaufgang wieder herauskommen. Herrlich! Ein dicht besiedeltes Land, wie beispielsweise Indien, in dem man als Durchreisende kaum eine Minute in Ruhe gelassen wird, wären daher nichts für mich. Auch komplizierte Anreisen mit X- Umstiegen und langen Reisezeiten meide ich. Am entspannensten ist es tatsächlich daheim zu starten. Das finden die meisten langweilig, ich finde es entschleuningend, auch wenn wir dann oft zum schnellen Transit mehr als 150 km am ersten Tag im Sattel sitzen. Das ist für mich dennoch entspannend, auch weil es natürlich der Trainingszustand hergibt.
Andere würden das derart langeweilig finden, dass eine derartige Reise (oder Tour) gar nicht Frage käme.
Allerdings sind die Bedürfnisse verschiedener Menschen nach Erholung da sehr verschieden und stark vom Alltag abhängig.
In unserer Stammbeiz sind wir im Sommer mit einen Forstarbeiter ins Gespräch gekommen und kamen aufs Radfahren (wir waren wie immer mit dem Rad dort) zu sprechen.
Er erzählte, dass er auch gerne radelt, am Ende seines Arbeitstages aber nicht mehr genug Kraft besäße um auch noch die örtlichen Steigungen (Nordschwarzwald)in Angriff zu nehmen und deshalb über ein E-Bike nachdenke. Wir haben dann noch viel über den Alltag im Wald erfahren und ich fand sehr gut nachvollziehbar, warum jemand, der sich tagtäglich körperlich stark verausgabt, das in der Freizeit nicht auch noch dringend braucht.
Gruß
Nat