[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]
Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.
Nö, gerade durch den Reichtumin Eurolandia sind die Länder via Medienkonsum, Tourismus, Werbekampagnen etc. VIEL staerker vereinheitlicht als zB Westafrika
Auf die landschaftlichen Unterschiede wurdest du oben ja schon verwiesen. Im Konkreten gehe ich auf deine kulturellen Thesen ein: In Westafrika gibt es Coca-Cola, Best Western Hotels und im Zweifel All Inclusive Resorts, Golfsportanlagen usw. Afirkanisches Kunsthandwerk wird von Billigimporten aus Euroopa oder China eingeebnet, verdrängt. Natürlich müssten wir hier auch noch über die unsägliche Raubkunst Afrikas in europäischen Museen diskutieren. Vielen Afrikanern sind deutsche Autos ebenso Traumvorbild wie hierzulande. Andere wollen Fußballer in europäischen Ligen werden oder zumindest Arbeit finden in Europa. Westafrikaner findest du an amerikanischen Colleges ebenso wie an deutschen Universitäten. Längst nicht alle wollen zurück. Und wenn, tragen sie oft europäische Lebensweisen mit - bis zur Businesskleidung (ein bisschen Rückbesinnnung auf tradtionelle Kleidung hat es durchaus gegeben, aber wie stark war diese Bewegung?). Neuerdings drängt der expansionistische Islam die westafrikanischen Kulturen ernsthaft zurück und ebnet ein.
Die Medienwelt ist spätestens seit Smartphone und Social Media auch nicht mehr so länderspezifisch, Sat-TV gibts schon länger. Kulturelle Konditionierung gibt es in Westafrika vor allem auch durch die ehemaligen Kolonialmächte - über Sprache, Kulturpolitik, Währungskopplung u.a.m. Ehemalige französische Kolonien sind stärker konditioniert als englische - vordergründig. Es hat allerdings auch Vorteile für die Entwicklung eigener Kultur. Unterschiedliche regionale Sprachen nutzen dir ja nichts - du kannst sie nicht sprechen und verstehen. Die Sprachen haben nicht immer Auswirkungen auf sichtbare Lebensbereiche - so ähneln sich Architektur oft über mehrere Kulturgrenzen hinweg mehr als in Europa. Das hat tradtionell klimatische, wirtschaftliche, aber auch machtpolitische Gründe. Kolonialgeschichte und moderner Internationalismus setzt sich dann nochmal drauf. Bedeutende Städte in Afrika sind heute oft Hochhaus-Abziehbilder der westlichen Welt. Das sah man schon in den 1970er Jahren in Accra in den Erdkundebüchern. Heute rate ich dir mal einen Blick nach Lagos, gehört im Business-Tourismus zu den teuersten Städten der Welt bei entsprechend einheitlichen globalen Standards.
Wenn Westafrika einen eigenen kulturellen Reichtum hat, der Europa hörbar ebenbürtig ist oder sogar übertrifft, sind es populäre Musikkulturen. Ich meine nicht reine Folklore. Davon lese ich in Radreiseberichten von Globetrottern aber so gut wie gar nichts. Eher werden Youtube-Videos mit Ramstein & Co. unterlegt. Der Musikreichtum ist aber mittlerweile auch recht gefährdet durch internationalen Hiphop & Co., Islamismus u.a.m. - die Hochzeiten lagen im letzen Jahrtausend.