Ich würde gerne verstehen, warum viele Menschen sich schlussendlich aufhalten lassen ihren Träumen zu folgen. Bei den lesenden werden mit Sicherheit viele dabei sein die durchaus darüber nachdenken eine lange REISE zu machen und nicht nur Urlaub. Die Frage ist nur was hält diese davon ab. Aus den 123 Antworten würde ich wohl zum Schluss kommen, das es nicht Wert ist, eine gewisse Zeit seines Lebens seinen Horizont massiv zu erweitern in einem Maß wie es nur den allerwenigsten im Alltag möglich ist. Natürlich sind die meisten glücklich zu Hause und freuen sich, wenn sie eine geregeltes einkommen haben und ihre Freunde und Familie um sie herum, aber es gibt eine kleine Anzahl von Menschen die neugieriger sind und mehr von unserer Welt sehen wollen. Es werden Ängste geschürt, wo es keinen Grund dazu gibt. Beispiel Altersvorsoge, Krankenkasse, Job, soziales Umfeld usw.
Ist Reisen jetzt der Heilige Gral? Nein aber eine Facette im Leben die es bunter macht und meine Motivation liegt darin den Menschen, die sich unsicher sind und zu sehr beeinflusst werden vielleicht sogar den ein oder anderen Zweifel nehmen zu können. Dazu ist es mir nur wichtig zu verstehen was die Hauptgründe /Zweifel derjenigen die mit dem Gedanken spielen, sind.
Es gibt 100 gute Gründe loszufahren und 1000 dagegen.
Hallo!
Das Entweder-oder stört mich ein wenig in der Argumentation. Es gibt genauso sowohl-als auch. Versteh mich bitte nicht falsch, für dich ist das so, und das ist gut so, aber es gibt auch andere Herangehensweisen.
Dazu kommen noch andere Punkte, die ich anders sehe:
Ich bin, was das Eintauchen in fremde Kulturen an geht, immer etwas misstrauisch. Auf der einen Seite habe ich heraus gefunden, dass Eintauchen nicht gleich Eintauchen ist. Dazu habe ich weiter oben geschrieben. Dein Eintauchen auf einer Reise ist ein ganz anderes als das von jemandem, der lange in der Entwicklungshilfe arbeitet, oder der dauerhaft unter den Leuten lebt, vielleicht sogar mit Familienanschluss.
Mir fällt auch immer wieder auf, dass Fernreisende, die tief eingetaucht sind, zwar von den lebensverändernden und bereichernden Erfahrungen berichten, aber zu Hause zeigt sich nicht der geringste Niederschlag dieser Erfahrungen. Im Alltag tragen sie die selben ungelösten Konflikte mit sich herum, und reagieren auf Probleme nicht besser als davor. Diese Beobachtung betrifft natürlich nur manche Fernreisende und ist keine Generalisierung.
Ich denke, wir alle müssen oder sollten wenigstens versuchen, das zu leben, was uns entspricht. Für die einen bedeutet das, mehr oder weniger ungebunden herum zu ziehen, für andere ein sehr geborgenes, ruhiges, überschaubares Leben zu Hause. Ich bin irgendwo zwischen diesen Polen zu finden: Für mich ist meine Familie die Hauptaufgabe und ich erlebe gerne Forderndes. Da gibt es kein Entweder-oder. Ich klettere gerne, auch Touren wie durchs schwedische Fjell auf Langlaufschiern, mit Biwaks tun mir gut. Am Morgen los zu radeln, ohne zu wissen, wo ich am Abend mein müdes Haupt bette, passt zu mir. Dafür meine Familie im Stich lassen würde mir nie einfallen. Ich muss halt beides unter einen Hut bekommen, was mit einer behinderten Tochter kaum zu machen ist. Ein unverbindliches Leben, heute hier, morgen dort, wäre gar nicht meines.
Wie weit bedeutet unverbindliches Leben eigentlich unwichtig zu sein, Unwichtiges zu tun?
Wertvolle und bereichernde Lebenserfahrungen können wir hier und dort machen. Auf Reisen und im ach so banalen Alltag im Kleinen. Wichtig ist, sie zu machen. Die erste Überquerung des XY-Passes mit dem Rad kann eine besondere Erfahrung sein, oder nur ein weiteres Hakerl unter "Ich bin der Größte". Ein Kind groß zu ziehen kann belastend sein, weil sich die Kröte (glücklicherweise!) nicht in die elterlichen Wünsche pressen lässt, oder eine spannende Reise mit ihm, ein Beitrag zur Entwicklung seiner Persönlichkeit.
Mein Großonkel war Weltreisender, weil er das sein musste. Er ist in Kanada im Outback einsam gestorben. Ich lebe ein sehr kleines Leben, aber sicher nicht abenteuerlos. Ins Outback zu ziehen, ohne zu wissen, ob man lebend wieder heraus kommt, ist ein Abenteuer, mit einem kleinen Kind ins Krankenhaus zu gehen, ohne zu wissen, wie es wieder heraus kommt, etwas ganz anderes. Ich hätte viel lieber eine riskante Klettertour gemacht, als so etwas mit meinem Kind erleben zu müssen. Ich kämpfe lieber an einer Eisflanke mit miserabler Ausrüstung zwischen Schneerutschen um mein Leben, als meinem kleinen Kind nicht helfen zu können, wie es um seines kämpft.
Wir können nicht alles zugleich und in vollem Ausmaß machen. Wir müssen uns entscheiden. Wenn die Entscheidungen halbwegs stimmen, stimmt auch das Leben, das wir führen. Richtig oder falsch ist dabei immer individuell. Und ja, die Sehnsüchte nach dem, das wir umständehalber nicht ausleben können, die gehören auch zu einem gelungenen Leben.
lg!
georg