Hallo!
[…] Klar kann man auch in Deutschland und Europa viele schöne Touren machen wobei es für mich die Abwechselung ist, die den Reiz ausmachen. […]
Ich kenne nur Teile von Europa, daher ist das nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, man muss schon ziemlich lange Suchen, bis man auf ähnlich engem Raum so viele naturlandschaftliche, klimatische, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede findet wie etwa in einem Viereck Warschau-Athen-Sevilla-Inverness-Warschau.
Nö, gerade durch den Reichtumin Eurolandia sind die Länder via Medienkonsum, Tourismus, Werbekampagnen etc. VIEL staerker vereinheitlicht als zB Westafrika
Ich verstehe gut, was du meinst! Ich bin mir aber nicht sicher, ob du nicht manches übersiehst. Oft kannst du ein Land durchradeln oder durchradeln, und du hast jedes Mal etwas ganz anderes gemacht.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Diskussion mit einem Slowenien-Kenner. Er hat in Abrede gestellt dass man dort ein nennenswertes Chance hätte, Bären zu treffen, wie ich behauptet hatte. Nun, er hatte genauso recht wie ich. Wir waren teilweise in den selben Ecken unterwegs, nur war er im Siedlungsgebiet geradelt und ich in den großen Wäldern. Wir haben beide ganz andere Aspekte des selben Landes, derselben Region kennen gelernt.
Ob man ich Slowenien Bären treffen kann, ist vollkommen unwichtig. Der Punkt ist, dass man die Erlebnisse, die man sucht, ermöglichen muss. Ich konnte in vielen Jahren aus Familiengründen nur ein paar Tage im Jahr weg. Etwas abenteuerlichere Touren in der Ferne waren so nicht möglich. So habe ich das Abenteuer im Westentaschenformat nebenan gefunden. Das lässt sich natürlich nicht mit einer Altiplano-Überquerung vergleichen, Reisen außerhalb der Komfortzone ist es, und abenteuerlich mit eigener Verantwortung abseits von Vollkasko ist es auch.
Wenn dein Sinn mehr nach dem Eintauchen in anderen Gesellschaften steht, kannst du das auch in Europa machen. (Was nicht bedeutet, dass ich dir deine Fernreisen ausreden will!) Ich denke nur, wie ich im ersten Sommer nach dem Fast-Zusammenbruch Griechenlands erstmals wirklich mit griechischen Nachbarn am Campingplatz zum Reden gekommen bin. Da war die höfliche und freundliche, aber unverbindliche Distanz, die Fremden gegenüber üblich war, bei manchen Geschichte. Das war spannend.
Eine meiner Töchter hat ein halbes Jahr in Spanien in einer Familie gelebt, sie ist dort auch zur Schule gegangen. Was sie erlebt hat, hat mit dem Spanien der Costa de Brutzel nichts zu tun.
Oft ist die Ferne, das Unbekannte ganz nah. Als ich Kind war, waren wir oft bei einer Kärntner Bauernfamilie auf Urlaub, "der idealen Großfamilie" in der Sicht meiner Eltern. Wir hatten dort Familienanschluss. Und trotzdem musste ich 19 Jahre alt werden, um zu erfahren, welche Abgründe diese "ideale Großfamilie" auf wies.
lg!
georg