Wenn du meine Beiträge vollständig lesen würdest, würdest du die Differenzierung sehr wohl erkennen. Ich weiß nicht, was daran Schwarz/Weiß-Malerei ist, wenn ich erwähne, dass sich mit der Benutzung von elektronischen Navigationsgeräten auch Verhaltensweisen ändern. Der entsprechende Hinweis auf andere Bereiche ist auch nachvollziehbar. Internetkommunikation hat die Kommunikation insgesamt verändert, mit Vor - und auch mit Nachteilen für das Sozialverhalten. Das Nachfahren von vorgegeben Routen ist ja nicht charakterlich verwerflich oder sonstwie per se negativ. Ich stelle nur fest, dass die Neigung, vorgegebene Routen zu übernehmen größer geworden ist, weil das mit GPS einfacher und vielfältiger möglich. Solche Veränderungen zu beobachten und zu analysieren sind übrigens Teil der Informationswissenschaften. Um Entwicklungen herauszustellen, muss die Wissenschaft auch immer vereinfachen und abstrahieren können. Persönlich habe ich übrigens niemanden angegriffen. Offenbar fühlen sich aber einige durch eine solche Analyse bereits persönlich angegriffen - das lässt darauf schließen, dass sie in den Spiegel schauen (müssen).
Ich habe auch nirgendwo behauptet, dass es eine Herrenliga der Radtouren gibt - wie du weiter oben mir unterstellst. Ich habe sehr wohl Respekt vor jeder Art Radtouren, auch wenn sie an flachen Flußradwegen vorbeiführen. Ich finde es sogar äußerst bemerkenswert, wenn es Radler wie du schaffen, als ganze Familie regelmäßig zu einer Radreise aufzubrechen. Das ist nicht ganz einfach, Kinder dafür dauerhaft zu motivieren.
Das war aber gar nicht mein Thema. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Absicherung der Wegesroute auf gut ausgeschilderten und einfachen Radwegsverläufen nicht notwendig um nicht zu sagen überflüssig ist. Die Tendenz zur Überversicherung ist offenbar aber nicht auf Navigationssicherheit beschränkt, sie ist allgemein zu beobachten. Die Überbewertung von GPS ist dazu nur ein weiteres Indiz. Da du mit deiner Familie auf Radreisen häufiger durch größere Städte kommst, mag das GPS noch eine lohnende Investition für dich sein. Für die dazwischen liegenden Landwege aber wohl kaum nötig, soweit ich deine Touren in Erinnerung habe. Oder bist du in den zurückliegenden Jahren so häufig vor Orientierungslosigkeit verzweifelt?
Die GPS-Erfordernis steigt zwangsläufig mit der Zunahme von Routen durch größere Städte (werden aber von vielen Reiseradlern gemieden), Gebiete mit schlechter Wegausschilderung (insbesondere Mountainbikestrecken, erfordert aber gute digitale Karten) oder Gebiete, von denen es bessere Digitalkarten als Papierkarten gibt (liegen außerhalb meiner Reiseziele). Das ist eine analytische Aussage, die jeder unterschreiben kann, der Navigation sachlich unabhängig von Gerätschaften beurteilt. Ein Großteil der GPS-Radler gibt übrigens freimütig zu, dass die GPS-Navigation für Radreisen nicht unbedingt notwendig, aber eine angenehme und auch nicht ganz unnütze Spielerei ist. Dass die wenigsten GPS-Anwender nicht ganz auf Paierkarten verzichten können oder wollen, zeigt, dass Papierkarten immer noch essentieller sind als GPS (denn umgekehrt können Nur-Papierkartenfahrer sehr wohl auf GPS verzichten).
Was meine Radrouten angeht, spiele ich übrigens in der untersten Liga - navigationstechnisch gesehen: Die Regionen sind eher wohlstandsgesättigt und die Routenverläufe weitgehend ohne GPS genauso leicht zu finden wie mit. Im Zweifel ergänze ich mal meine Straßenkarten durch eine genauere Wanderkarte. Stadtpläne habe ich übrigens fast nie gebraucht und auch nie gekauft. (Im Zeifel gibt es sowas auch bei der Touristinfo, manchmal auch schon als Beigabe der Papierlandkarte oder des Reiseführers.) Wenn ich mich mal verfahre, ist das auch noch kein Grund, GPS für notwendig zu erklären. Das sind Einzelfälle, die auch nicht immer nachteilig enden.
Eine weitere differenzierte, leider sehr sachliche Analyse sagt auch dieses: Mit dem elektronischen Wohlstandsmüll, den wir in den wohlhabenen Ländern erzeugen, erdrücken wir immer mehr die armen Länder. (Beispiel Afrika und giftiger Elektronikschrott in den Händen von Kindern.) Auch die schleichende Zunahme des Energiebedarfs über solche Geräte sollte uns gelegentlich Einhalt gebieten, das gängige Handeln in Frage zu stellen. Ein Umdenken bei Standby-Haushaltsgeräten ist ja bereits im Gange. Es ist also mehr als legitim, darüber nachzudenken, ob wir immer und jede "erleichterne" Elektronik brauchen.
Noch eines zur Zukunft von GPS: Schon heute sind Navigationslösungen denkbar, die über das Mobiltelefon funktionieren. Die erdübergreifende Vermessung von Google dürfte künftige Navigationsmodelle möglicherweise auch unabhängig von Satelliten machen. Als ich vor 11 Jahren mit dem Radreisen anfing, wurde über GPS noch gar nicht gesprochen. Einige meiner Lankarten sind noch aus jener Zeit. Wer sagt mir, über was wir in weiteren 11 Jahren sprechen? - Sicher ist nur, das sich die Energiebilanz der "besseren" Welt nicht verbessert haben wird und wohl noch mehr Müll auf Entsorgung wartet.