Gewiss, für die grobe Richtung von A nach B zu betrachten, mag das stimmen. Das begreift man sogar in weniger als 5 Minuten. Aber Karten richtig - sprich vollständig - lesen zu lernen, ist dann doch schon eine gewisse Kunst. Es gibt genügend Menschen, die ein ganzes Leben lang mit dem Karten-lesen auf Kriegsfuß stehen bzw. damit überfordert sind. Ich glaube sogar, dass ein Teil der neuen Navi-Nutzer froh darüber ist, dass ein Großteil der digitalen Karten weniger Informationen enthalten als Papierkarten. Eine geografische Orientierung wie Nord/Süd, West/Ost oder die Einordnung in umliegende Gebirsgzüge usw. ist gar nicht mehr nötig und von manchem GPS-Anwender auch gar nicht gewünscht. Die Bedeutung der Umgebung nimmt zugunsten der Bedeutung des zielführenden Weges ab. Mehr zielgericht, weniger Ablenkung. Der rote Faden weist den Weg - es sei denn, die Brücke wurde jüngst gesprengt. Ein Teil dieser Papierkarten-Informationen wie Wasserfälle, Schlösser, Campings etc. wird dann wieder auf andere Weise erarbeitet, z.B. über die Eingabe und Abfrage von POIs. Das ist dann für manchen GPS-Anwender weniger abstrakt, auch wenn es eigentlich schon woanders gedruckt ist.
Die Symbole und Schraffuren auf Papierkarten zu interpretieren verlangt nämlich ein gewisses Abstraktionsvermögen. Obwohl ich mich für einen guten Kartenleser halte, kommt es immer wieder vor, dass ich Dinge auf Karten neu entdecke, die ich lange Zeit übersehen habe. Auch habe ich immer wieder mal Zeichen auf Karten missverstanden bzw. die Karte nicht genau genug angeschaut, was schließlich zu unangenehmen Konsequenzen führte (z.B. bei einer Nachtfahrt Fähre als Brücke interpretiert). Je mehr digitale Karten aber klassischen Papierlandkarten gleichen (Topo-Karten z.B.), desto geringer werden allerdings der Unterschiede für den Nutzer und das intellektuelle Anforderungsprofil.