Warum werden solche Diskussionen tendenziell immer nach dem Ausschließlichkeitssprinzip geführt? Entweder Karte oder GPS? Diese Frage stellt doch niemand ernsthaft. Ebenso wird ein GPS-Nutzer nie ernsthaft behaupten, dass er völlig ohne Papierkarte auskommt.
Ob jemand seinen Urlaub minutiös plant, hat auch nichts damit zu tun, ob er mit Papierkarte oder GPS fährt. Ich gehöre z.B. zu den pingeligen Genauplanern. Das geht von der Strecke bis zu den Abfahrtszeiten. Bei den Übernachtungen überlasse ich aber gern dem Zufall die Regie. In prähistorischen Zeiten (also vor GPS ) habe ich eben pingelig mit Karte geplant, möglichst genaue Kilometer ermittelt, usw. Das hat u.a. auch damit zu tun, dass wir immer zum Tag X wieder im Job sein mussten, aber auch mit dem Respekt vor manchen Strecken. Außerdem muss ich ja noch meine langjährige Mitradlerin begeistern und motivieren. Da hat sich durch GPS-Nutzung grundsätzlich nichts geändert, nur dass manches jetzt noch genauer geht.
Ebenso kann ich mir gut vorstellen, dass Wenigplaner (wie Holger) ihre Gewohnheiten durch GPS nicht ändern, sondern nur die GPS-Vorteile nutzen. Sollte ich in ein paar Jahren gesund den Rentenstand erreichen, werde ich mein Planverhalten wahrscheinlich etwas lockern. Kann mir aber nicht vorstellen, das GPS-Gerät beiseite zu legen.
Nebenbei: Was sollen diese ellenlangen Vorteile-/Nachteilelisten und -diskussionen? Die meisten Punkte sind für mich nicht relevant. Der einzige GPS-Nachteil ist das Erfordernis einer Stromversorgung. Da gibt’s aber schon einige Lösungen oder man arrangiert sich damit. Bei mir als Hotelübernachter spielt dieses Thema überhaupt keine Geige. Die Übersichtlichkeitsfrage ist relativ, immerhin gibt’s die Möglichkeit, Maßstäbe zu verändern. Trotzdem ist bei mir eine Übersichtskarte immer im Reisegepäck.
Die Behauptung, dass Papierkarten kostengünstiger sind, da man nur die für eine Fahrt benötigten Karten einkauft, ist nicht nachvollziehbar. Den Citynavigator Europa (150 €), den ich als Grundausstattung gekauft habe, habe ich bisher für alle Reisen genutzt. Der enthält nicht nur eine Strecke, sondern fast alle Länder Europas (außer Schweiz und Russland) und auch sämtliche Stadtpläne. Damit finde ich mich in Rom genauso zurecht, wie in Berlin oder in Stettin.
Durch Planung mit digitalen Karten und Fahren nach GPS ist man auch nicht stur an eine geplante Strecke gebunden. Ich hatte zwar unseren letzten Urlaub vollständig durchgeplant (dank Oregon komplett auf einem Track), war aber trotzdem z.T. wesentlich davon abgewichen. Eine neue Tagesetappe plant man als Route in wenigen Minuten. Oft reichen ca. 10 Wegpunkte, um eine stimmige Strecke zu basteln. Also Tunnelblick fällt aus. Im Gegenteil: Dadurch, dass man nicht ständig Aufmerksamkeit für die Navigation abzweigen muss, kann man sich besser der Landschaft oder dem Stadtbild widmen.
GPS-Nutzung ist weder kompliziert noch mühsam zu erlernen. Das meiste geht intuitiv. Gebrauchsanweisungen sind nicht erforderlich. Wer unbedingt mal nachschlagen muss, kann das punktuell im Netz tun. Die einzigen Schwierigkeiten gibt es mit der Karteninstallation. Hier hat Garmin einige virtuelle Hürden aufgebaut, die sich nicht jedem Computer-Normalnutzer sofort erschließen. Ich habe mich hier etwas blöd angestellt, bin aber mit Hilfe aus dem Forum doch zum Ziel gekommen.
Das Grundwissen erlernt man in wenigen Tagen, die Feinheiten kommen später. Viele Anwendungsmöglichkeiten erschließen sich im Zuge der Nutzung. Wie bereits im Forum dokumentiert (Profil), kann man mit GPS-Unterstützung z.B. sehr gut Stadtrundfahrten machen. Die plant man in aller Ruhe an einem Abend auf einer digitalen Karte, z.B. mit Mapsource und fügt evtl. Trackteile aus gpsies.de hinzu. Die Fahrt selbst geht ganz entspannt, völlig ohne eine Karte. Wir sind ca. 40 km mit schlafwandlerischer Sicherheit durch Rom gefahren, haben uns ohne Stadtplan nie verfahren und uns vollständig auf die Stadt konzentrieren können. Durch die Nutzung fremder Tracks sind wir zu Orten geführt worden, auf die ich sonst nie gekommen wäre (in diesem Fall die MTB-Strecken durch die Ausgrabungsfelder).
Auch der Transfer vom Fährhafen zum Flughafen von Neapel gestaltete sich dank digitaler Vorausplanung zu einer stadtplanfreien Stadtrundfahrt mit wunderbaren Eindrücken und dem sicheren Gefühl, zeitgerecht das Ziel zu erreichen.
Fazit: Wer Spaß an GPS-Navigation hat, nutzt es einfach, wer nicht, lässt es bleiben. Aber lasst das gegenseitige Agitieren.