Eigentlich ist mir diese ganze Ost-West-Diskussion zu blöd und ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mich an diesem "platte-Parolen-um-die-Ohren-hauen" nicht mehr zu beteiligen, aber den Post kann ich jetzt doch nicht ganz unbeantwortet stehen lassen.
Es ist ja völlig unstrittig, dass der Sozialismus die Wirtschaft der DDR 1990 völlig ins Abseits manövriert hatte. Neben der ganzen Ideologiefrage gebe ich dabei aber auch zu bedenken, dass in Zeiten des westdeutschen Wirtschaftswunders, der Osten noch fleißig Reparationen gen Osten zahlen durfte, von "systemrelevanten" Maschinen bis hin zur Infrastruktur (Schinen, Züge, etc.).
Anstatt 1990 dann eine Transformation der ostdeutschen Wirtschaft zu schaffen (zugegeben eine Mammutaufgabe), haben sich viele westdeutsche Firmen die Filetstücken im Osten (denn es gab auch konkurrenzfähige Produkte und sehr innovative Fachkräfte) herausgepickt, ihre Vorstellungen von Management und Produktion ohne Rücksicht auf die örtlichen Gegebenheiten durchgedrückt und in den meisten Fällen damit auch diese Firmen in den Ruin geschickt. Dass westdeutsche Konzerne durch eine Investition in Höhe einer symbolischen Markt viele potentielle Konkurrenten einfach vom Markt "weggekauft" haben, ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Wie auch immer, dieses Rad lässt sich nicht mehr zurück drehen; die Frage der Schuldzuweisung ist schwierig, aber offensichtlich nicht ausschließlich in den neuen Bundesländern zu suchen. Fakt ist, man hat hier strukturschwache Regionen geschaffen (wie es sie sicher auch im Westen gibt) und seit dieser Zeit aber in beachtenswerter Weise eine Transformation hinbekommen, die zu neuen, konkurrenzfähigen Unternehmen in Ostdeutschland geführt hat. Dabei hat man sicherlich Fehler gemacht, aber man sollte auch die Erfolgsgeschichten nicht klein reden. Die Infrastruktur war sicher einer der zentralen Punkte, ohne die die Ansiedelung neuer Firmen gar nicht möglich gewesen wäre. Wenn innerhalb kurzer Zeit nahezu der komplette Straßenbestand saniert wurde (weil er es auch nötig hatte!), ist es nicht verwunderlich, dass man kurzzeitig den Eindruck bekommt, im Osten wäre die Infrastruktur besser als im Westen. Andererseits brauch man sich nur mal anschauen, wo es in Deutschland Hochgeschwindigkeitstrassen der Bahn gibt, wo die Autobahndichte am höchsten ist und wer am ostdeutschen Straßenbau verdient hat, dann relativiert sich schon einiges.
Die Entwicklungen im Hochschulwesen sind ein Thema für sich. Anfang der 90er gab es einen radikalen Schnitt - viele fielen der Stasiüberprüfung zum Opfer, profitiert haben in der Regel westdeutsche Jungakademiker. Die Didaktik der ostdeutschen Hochschullehrer kann ich nicht beurteilen (wobei dies auch nicht ihre herausstellende Eigenschaft sein sollte, in erster Linie sollten sie in ihrem Fach herausragend sein), das didaktische Wissen und die Ausbildungsstrukturen der ostdeutschen Lehrer hat man im Zuge der Wende platt gemacht und stellt nun immer mehr fest, dass die 1:1-Kopie westdeutscher Strukturen vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss war. Was den BrainDrain betrifft, da spielen die Hochschullehrer nur eine kleine Rolle. Dramatisch war der Weggang der schlauen Köpfe der ostdeutschen Unternehmen Anfang der 90er zu tausenden und der bis heute anhaltende Wegzug der im Osten ausgebildeten Abiturienten und Akademiker in den Westen (ich schätze grade mal das Verhältnis "weggezogener Ossi:zugezogener Wessi" in meinem Kopf ab - das Verhältnis ist mindestens 10:1!). Wer bleibt, sind "in der Regel" perspektivlose, frustrierte, arbeitslose junge Männer, da muss man sich über braunes Wählerpotential, welches für einfache Parolen offen ist, nicht wundern.
Komm wir grillen Opa. Es gibt Koch und Suppenfleisch! Satzzeichen können Leben retten.