Wenn ich mir die verbauten Komponenten zu einem solchen Rahmen addiere (und zwar Preise aus dem gängigen Online Versand) komme ich nie auf die aufgerufenen Preise.
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Die Preise von dem Shimanokram sind auch einfach nie so hoch, wie es die Differenzen unterschielich ausgestatteter Räder wiedergeben, einfach mal selber die Preise der Einzelteile (bzw. Komplettgruppen) vergleich.
Das Problem habe ich anfangs auch moniert, habe die Komponenten-Preise von Rose angeschleppt, die weit unter der Velotraum-Aufstellung lagen. Velotraum hat nur gelächelt. Sogar die Einkauspreise liegen für Velotraum höher als die Endpreise mit MwSt bei Rose oder anderen Großasnbietern. Bei meinem Stammhändler kostet es aber auch so viel wie bei velotraum. Das Thema hatten wir schon oft. Es geht um OEM-Ware, Mengenrabatte und letztlich um die Marktmacht von Komponentenherstellern wie Shimano, die eine undurchschaubare Produktpolitik betreiben, die kleine Hersteller gewaltig benachteiligt. Es ist jedenfalls falsch anzunehmen, dass die höheren Komponentenpreise die Gewinnmarge von velotraum erhöhen. Eher ist das Gegenteil der Fall, weil sie gegenüber dem Einkaufspreis der Originalware nur eine kleine Gewinnzuschlag riskieren können, da sie sonst noch mehr am Rande stehen. Mit hohen Löhnen hat es auch nichts zu tun - du kannst dich aktuell auf der Website dazu informieren, weil es ein Stellenangebot bei velotraum gibt. Und der Lohn ist nicht so niedrig, weil der Chef alles verbrasst.
Wenn du echten Parmaschinken bei italienischen Spezialitätenladen kaufst, kostet der auch ein Vielfaches wie der im Aldi-Regal. Erst wenn die ganzen Produktketten und Martkttäuschungen studiert hast, wirst du merken, dass die teuren Produkte nicht Geldmacherei sind, sondern sehr real an den wirklichen Entstehungskosten liegen. Eher sind es die Billigwaren, die die Gewinne nach oben treiben. Die Trickkiste ist unendlich. Aldi, Lidl & Co. sind sehr reich, sehr! Ein italienisches Spezialitätengeschäft macht oft nicht mehr als eine schwarze Null. Kleingewerbe ist ein sehr mühsames Geschäft, ich bin selbst in einem Kleinbetrieb beschäftigt.

Viel ehrenwerte Arbeit, meist ohne Lob, geringer Lohn, keine Gewinne.
Letztens hat im Presseclub eine Journalistin argumentiert, dass wir weiterhin niedrige Löhne brauchen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dabei hat sie die Mifa-Radproduktion erwähnt, die in Ostdeutschland offenbar sehr niedrige Löhne zahlt. Wenn man Mindestlöhne einführen würde, würde die von Chinesen wegkonkurriert. Das ist genau das Problem der eingeschränkten Sichtweise: Tatsächlich gefährdet man durch Niedriglöhne die Firmen, die Qualität bei wenigstens halbwegs akzeptablen Löhnen liefern. Viele Kleinunternehmer haben das längst erkannt und argumentieren vehement gegen die allfälligen Verbandsfunktionäre der Großindustrie, die die Lohndrückerei mit Unterstützung von Klientelwissenschaftlern propagiert. Großindustrie ist auch Mittelstand. Das Wort Mittelstand wurde/wird bei uns - durch eine mittlerweile abgewählte Partei - geradezu missbräuchlich verwandt/verwendet. Es gibt Mittelstand, der hat fette Bäuche, aber viele nagen auch am Hungertuch, weil es die dicken Bäuche gibt. Insofern kann eine Firma wie velotraum nicht in Konkurrenz mit billigen Marken oder Selbstbauer treten, sondern muss zwangsläufig auf andere Wettbewerbsfaktoren setzen - nicht auf den Preis. Das Thema ist sehr komplex, aber mehr möchte ich hier nicht schreiben - vielleicht mal die Gedanken selbst weiterspinnen.