Gestern habe ich mit dem "Metzger" (ex JulC) eine wunderschöne Schneeschuhtour von Gernsbach (Murgtal) zum Hohloh gemacht. Mein Sklaventreiber hat mich viele Höhenmeter raufgehetzt und heute morgen konnte ich dank verlangsamter Bewegungen aufgrund von massivem Muskelkater darüber nachdenken, ob das GPS-Gerät mich vielleicht aufgrund sensorischer Verarmung um die schönsten Erlebnisse gebracht hat.
Nachdenklich macht folgendes Bild, ich habe offenbar bei der Anwendung graue Haare bekommen:
Oha!
Die grünen flechtenbewachsenen Steine des Lautenfelsen haben mich jedenfalls noch ganz ursprünglich fasziniert, mein Kopf wurde frei vom Display des kleinen Zauberkästchens, das war wie autogenes Training, eine mentale Entspannung:
An der Langmartshütte angekommen entfachten wir ein kleines Lagerfeuer, das war eine sinnliche Erfahrung für die Mausgeneration. Einen Zweig real ins Feuer schieben, also aus dem Waldboden ausschneiden und dann ins Feuer einfügen, das Knacken erleben, riechen, fühlen - Sensorik pur und dazu noch das Erlebnis, selbst etwas verändert zu haben. Doch dann fräste sich der PC mit seinen Bits und Bytes in diese Idylle:
Ich mußte einfach die Karte aufrufen, um zu wissen, ob ich wirklich hier war:
Ohne die Bestätigung des technischen Systems ist es doch nur halb so schön, mit meinem Finger konnte ich die Karte auf dem Touchpad verschieben und virtuell weiterwandern, schließlich gab dann der OnlineFahrmodus die erlösende Gewissheit, ja wir waren wirklich angekommen, wo wir hin hinwollten:

Mein Handy hatte ich auch dabei und hätte per Bluetooth ins Web gehen können, allein das Wissen um diese Möglichkeit ließ es mir warm ums Herz werden und vestärkte die aufwärmende Wirkung des Feuers. In Wikipedia hätte ich mich über die navigatorischen Großtaten von Magellan und Vasco da Gama informieren können, die ganz ohne Elektronik neue Kontinente entdeckten. Und ich sitze hier und brauche die Bestätigung, wirklich hier, mitten in Deutschland, zu sein. Was hat bloß die Menschen früher zu solchen Großtaten befähigt? War es die Gier nach Gold, wertvollen Gewürzen und Brokatstoffen, die besser wirkte als ein noch so faszinierendes Pfeilchen im Gecko-Display? Diese moderne Navigation basiert auf den mathematischen Entwicklungen von Gauß und Bessel, wie abstrakt und spröde, wohingegen Gier ein urwüchsiger sensorischer Antrieb ist.
Wie gut, daß nach diesem Gefühlssturm wieder eine Phase der Ruhe auf dem Moor neben dem Hohlohturm einkehrte:
Das GPS-Gerät ermöglichte uns dann ein witziges Geocache zu besichtigen, den Metzgerstein.
Zwei Brüder, beide Metzger aus dem Murgtal hatten sich Geld geborgt um im Schwäbischen eine Kuh zu kaufen. Sie machten sich zu Fuß auf, über den Langmartskopf hinüber ins Schwäbische um das Tier zu holen. Es wird erzählt, dass der Gläubiger davon gehört hatte und den beiden Brüdern auf dem Langmartskopf auflauerte.
Nachdem die beiden Brüder nicht zurück kamen wurde nach ihnen gesucht und man fand sie ermordet auf dem Berg. Der Mörder der beiden wurde nie bekannt.
Da hatte uns die moderne Technik zu einem grausamen unfriedlichen Ort geleitet.
Zum Ende der Tour an der Teufelsmühle gab es noch einen wahrhaft teuflisch guten Hinweis auf die Eignung dieses Ortes zum Abhalten eines Miele-Anwenderausschuß-Treffens:
Und wer machte mich auf dieses Schild mit seinem wahrhaft treffenden Inhalt aufmerksam?
Falsch geraten, es war nicht die POI-Funktion des Garmin. Nein, Garmin hat noch kein Weib-Symbol im Menü, mit dessen Hilfe man alle Punkte finden könnte, die Bezug zum Feminismus haben. Das wäre eine echte Verbesserung, so könnte ich bespielsweise herausfinden, wo man die neueste Ausgabe der Emma kaufen kann. Nein, der Hinweis kam vom Metzger, von wem sonst:
