Du kannst denselben Nachlauf erreichen mit einem eher steilen Lenkkopfwinkel aber wenig Gabelvorbiegung, oder auch mit einem eher flachen Lenkkopfwinkel und mit grosser Gabelvorbiegung. Mit der zweiten Variante werden deutlich grössere Lenkkräfte notwenig als bei der Ersten. Das Lenkverhalten ist aus meiner Sicht bei zu flachen Lenkwinkeln (so ab 71 Grad oder flacher) oft unangenehm, da wie du sagst mehr gekippt als gedreht wird, das Rad schneller abkippt, und besonders bei Lowrider-Gepäck zu grosse Lenkkräfte nötig sind, oder anders gesagt ein trägeres Fahrverhalten entsteht.
Nachlauf vs. Lenkwinkel: man muß unterscheiden zwischen der Frage Drehen vs. Kippen und der Frage, wie direkt werden Lenkerbewegungen auf der Straße in Kurvenfahrten umgesetzt. Wenn die Gabelvorbiegung nur groß genug ist (schön bei alten Hollandrädern zu sehen), so ist die Direktheit des Lenkens schon gegeben, auch wenn sie mit Kippbewegungen bzw. deren evtl kraftraubender Vermeidung einhergeht. Das Lenken wird anstrengender, bleibt aber direkt. Umgedreht kann eine gerade Gabel ohne Vorbiegung in einem steilen Lenkwinkel ein sehr leichtgängiges Dreh-, aber ein sehr träges Lenkverhalten bewirken. Selbst ein Easyrider mit einer quasi liegenden Gabel würde, trotz heftigster Kippneigung, bei entsprechend astronomisch starker Gabelvorbiegung ein direktes Lenkverhalten aufweisen. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Man müßte ein physikalisch komplett durchdachtes Kräftediagrammsystem erstellen, welches zeigt, wieviel Kraft am Lenker bei welchem Winkel und welchem Nachlauf zu welcher Kurvenfahrt führt. Ein 3D-Simulator in der Draufsicht von oben wäre klasse.
Der Hinterbau denke ich ist nur insofern maßgeblich, als er den Radstand beeinflußt. Denn nimmt man mal zum Vergleich zwei identische Räder, wo nur jeweils das Tretlager weiter vorn bzw. weiter hinten sitzt, so glaube ich nicht, daß bei gleichbleibendem Radstand und Sitzposition ein Unterschied in der Wendigkeit festzustellen ist.