auch mir ist klar, dass viele Radwege ihre Tücken haben und die Unfallsituation scheinbar gegen sie spricht.
Nein. Die Unfallsituation spricht tatsächlich gegen sie, nicht scheinbar.
Nun fangen wir schon wieder an, über die Aussagekraft von Studien zu diskutieren?!
Meine Meinung: was keine dieser Studien berücksichtigt ist, welche "Sorte" Radler die Radwege benutzen und welche nicht sowie welches Verhalten auf von denen auf Radwegen gegenüber jenen abseits der Radwege an den Tag gelegt wird.
Sicher ist es so, das Radwege vor allem an Kreuzungen/Einmündungen ein Gefährdungspotential haben. Aber ich halte es für völlig falsch, als Alternative immer und ausschliesslich das Fahren auf der Fahrbahn aufzuzeigen.
Weil hier mehrere Leute über den Text diskutieren, ohne ihn gelesen zu haben: In den "10 Geboten" wird nirgends empfohlen, gegen die StVO zu verstoßen, JFTR.
Genaugenommen wird in dem Text tatsächlich nicht dazu aufgefordert, gegen die STVO zu verstossen. Allerdings wird in dem Text das Fahren auf Radwegen derart verteufelt, dass der Leser schon zu der Ansicht kommen kann, es wäre besser ein wenig gegen die STVO zu verstossen als sich derartigen Gefahren auszusetzen.
Radwege werden von niemand ernst genommen. Die Behörde, die deren Bau anordnet, sorgt für mangelhafte bauliche Ausführung; Autofahrer parken ihn zu; Anwohner stellen dort Mülltonnen ab; die lokale Alki-Szene nutzt ihn als Treffpunkt; Fußgänger queren ihn, ohne zu gucken; Hundebesitzer spannen über ihn Leinen; Kinder spielen dort; Radfahrer fahren entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung.
Und deshalb soll die Alternative heißen: wenn eh niemand die Radwege ernst nimmt, dann brauchen wir sie ja eigentlich gar nicht?
Also im ernst, genauso oft wie Radwege nicht ernst genommen werden, werden andere wichtige Verkehrsregeln nicht ernstgenommen/eingehalten (z.B. Geschw.-Beschränkungen, Abstand zum Vordermann, Park-/Halteverbote, etc.). Sollen wir diese Regeln deswegen auch besser abschaffen? Viel besser wäre es doch, etwas dafür zu tun, dass Radwege ernst genommen werden. Und damit meine ich nicht nur Kontrollen, sondern auch Aufklärung, Verkehrserziehung an Schulen, etc.
so will ich doch außerorts auf keinen einzigen abgesetzten Radweg verzichten ... schon allein wegen der Differenzgeschwindigkeit zum restlichen Verkehr.
Das ist eine irrationale Angst. John Forester hat einen sehr netten Text darüber geschrieben, da er nicht in deutscher Sprache verfügbar ist, verzichte darauf ihn zu suchen, da Du geschrieben hast, daß Du englische Texte nicht so gut verstehst und viele andere hier leider nicht einmal deutschsprachige Texte lesen können.
Ganz im Gegenteil, diese Angst ist sehr rational und auch sehr stark von persönlicher Erfahrung geprägt. Erfahrung die ich nicht nur als Radfahrer, sondern auch als Auto-, Motorrad- und LKW-Fahrer über nunmehr 21 Jahre gesammelt habe.
Da können noch so viele Leute in beliebigen Sprachen und aus welchem Beweggründen auch immer das Gegenteil schreiben. Diese persönliche Erfahrung, dass nämlich hohe Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen Verkehrsteilnehmern die sich den gleichen Verkehrsweg teilen eines der größten Unfallrisiken darstellt, die kann mir keiner ausreden.
Eines sollte man nie vergessen: Statistiken und Studien haben für denjenigen, der einen Unfall erleidet absolut keine Aussagekraft. Für den zählt nur eins: möglichst unverletzt überleben.
Gruß, André