Liebe Iran-Feinde,
nach soviel verallgemeinerter Kritik über die Sicherheit des Reisens im Iran, muß ich nun endlich mal aus eigener Erfahrung dagegen halten und den Iran verallgemeinert als sicheres Reiseland deklarieren!
Ich kann ja jede Frau verstehen, die aufgrund der strengen Kleidervorschriften, den Besuch dieses Landes ablehnt; oder etwa jemand, der es grundsätzlich ablehnt in ein Land mit einer diktatorischen Theokratie zu reisen - Vielleicht wäre noch der regellose Autoverkehr ein Negativpunkt, der das Radreisen in weiten Teilen des Landes als gefährlich erscheinen lässt. Doch auf all diese Punkte gehen weder die Spiegel-Autoren noch manche Vorschreiber ein. Da wird man generell als blöd und verrückt angesehen, wenn man in dieses Land reist. Irgendwie klingt da für mich unterschwellig der Vorurteils-Eintopf von "Irak, Iran, Afghanistan, Moslems, Terroristen,- das ist doch eh alles dasselbe.." durch. Im Iran ist man als ausländischer Radreisender immer noch in erster Linie Gast! ..und das ist nicht nur eine Fremdenverkehrswerbung-Floskel wie in europäischen oder nordamerikanischen Ländern! Man wird im Iran höchstens von der Gastfreundschaft gefangen genommen!
Könnt Ihr Euch vorstellen, was Deutschland für einen "sicheren" Eindruck für einen Ausländer oder einen Auslandsdeutschen wie mich macht, auch wenn man die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender täglich verfolgen kann. Da wird einem doch der Eindruck vermittelt, daß in deutschen Landen nur noch Kinder entführt und vergewaltigt werden, sowie gewalttätige Neonazis nachts ihre Runden in den Städten ziehen, sei's im Osten oder im Westen. In den USA wird pausenlos rumgeballert, sei's in den Großstädten oder auf dem Land - wie schön blöd muß man sein, in solchen Ländern seinen Urlaub zu verbringen! - Es ist eben eine Frage inwieweit man einer einseitigen nach negativen Schlagzeilen haschende Berichterstattung Glauben schenkt, ohne sich aus mehreren Quellen ein Urteil über ein so komplexes Gebilde wie ein "Land" zu bilden. So hat eben jedes Land sein Für und Wieder und der Iran hat eben aus touristischer Sicht, zum Glück nur ganz bestimmt umrissene, leicht vermeidbare gefährliche Regionen, die schon jahrelang -von verschiedenen Quellen!- als riskant eingestuft werden.
Daß die gefahrene Straße derzeit die kürzeste und mit am wenigsten Papierkram zu bewältigende Route von Westasien zum indischen Subkontinent ist, und daß "artfremde" Verkehrsmittel während der Tour tabu sind, dem ist zwar zuzustimmen, ist in diesem Fall jedoch nur noch ein schwaches Argument.
Also mein Schlußplädoyer geht pro Iran als (Rad-)reiseland eben mit der Ausnahme der bekannten Risikogebiete und leider gegen diletantische Routenplanung der Radlerkollegen. Ich denke, daß wenn die Radler hoffentlich bald wieder heil freikommen, dies rückblickend genauso sehen werden.
Nachdenkliche Grüsse
Frank