ich weiß zwar nicht, was für eine alte Weisheit das sein soll, aber als Personalchef würde ich einen Praktiker einem Theoretiker vorziehen. Theoretisches Wissen zu haben ist wohl nicht verkehrt und wird im Arbeitsleben mitunter auch verlangt, aber wenn ich sehe, daß Leute beispielsweise Wirtschaftstheorien aus dem Effeff herunterleieren können, jeden Punkt dieser Theorie auch begründen können, aber letztendlich nicht in der Lage sind - um es überspitzt zu formulieren - ein gewöhnliches Formular auszufüllen, nutzt mir die ganze Theorie nichts. Den Leuten hat man nie erzählt, daß andere Qualifikationen erforderlich sein können.
Aber nocheinmal zurück zur wissenschaftlichen Studie, an der Du interessiert bist. Die Studie soll lauten: Einfluß von Radtaschen auf das Fahrverhalten von Reiserädern in Abhängigkeit von Gewicht, Fahrgeschwindigkeit und Anbringung (Low-, Highrider oder Radkorb). Wenn wir nun diese Studie selbst anfertigen sollten, müßten wir zunächst dier erforderlichen Parameter abklären als da wären
Reiseräder was ist ein Reiserad? wieviele verschiedenartige Reiseräder sollen untersucht werden?
Radtaschen was sind Radtaschen? welche Taschen sollen einbezogen werden?
Gewicht Gewicht des Reiserades Gewicht der Fahrradtaschen Gewicht des Fahrers
Geschwindigkeit konstante Geschwindigkeit sich ändernde Geschwindigkeit (langsamer/schneller)
Anbringung vorne, hinten, am Lenker, im Rahmendreieck, am Sattel hoch oder tief oder kombiniert
Wind Richtung (vorn/hinten/seitlich/schräg/windstill) unterschiedliche Stärke
Und wenn alle Parameter bestimmt sind und die Versuchsanordung geklärt ist, geht es ins Labor, in dem Meßgeräte und ein Windkanal sind. Bei dem Versuch können wir uns nun beschränken auf nur ein Radtyp, ein Radtaschentyp, einer Geschwindigkeit und einer Anbringungsart. Wir werden dann ein Ergebnis erhalten, das nur für diese eine Versuchsanordnung Gültigkeit hat. Sobald ein Parameter geändert wird, ändert sich möglicherweise auch das Ergebnis. Man sieht schon wie umfangreich eine solche Studie sein kann, da alle Parameter miteinander kombiniert werden können. Und es können vielleicht Resultate zustande kommen, die überraschend sind. Aber das sind zunächst nur theoretische Ergebnisse, ob sie aber auch 1:1 in die Praxis übertragen werden können, steht auf einem anderen Blatt. In der Praxis könnte das möglicherweise bedeuten, daß ich je nach Windrichtung, Bodenbeschaffenheit oder auch Streckenprofil das Gepäck jeweils anders anbringen muß, um ein optimales Fahrverhalten zu erreichen, was natürlich praxisfremd wäre.
Diese ganze Versuchsanordnung ist viel zu umständlich und wer würde das überhaupt bezahlen wollen. Ein wirkliches Interesse von Seiten der Wirtschaft kann ich mir nicht vorstellen. Und für die paar Leute, für die eine solche Studie von Interesse wäre, wäre der ganze Aufwand zu groß. Also bleiben wir dabei, was wir schon wissen - soviel Neues und Überraschendes würde nicht zu Tage kommen.