Die rechte Seite eines hinteren Laufrades mit Kettenschaltung (10-,11-,12-,13-fach) steht viel steiler als die linke Seite, damit hat man auf der Schaltungsseite auch immer eine höhere Speichenspannkraft (Wenn man das von @irg angeführte Speichendreieck aufgreift, ergeben sich aus der Vektor-Geometrie (Mitte Nabe = Mitte Felgenbohrung (ohne Berücksichtigung eines seitlichen Bohrung-Versatzes auf dem Felgenboden, ein weiterer Versatz ist der am Umfang, wo auf eine rechte Speiche eine linke Speiche folgt usw). Der Abstand Mitte zu linkem Flansch ist innen ca 35 [mm], der Abstand Mitte zu rechtem Flansch ist innen ca 20 [mm], Maße bei "Shimano Deore"-Nabe). Da ist die Speichenspannkraft auf der rechten Seite (Kettenseite) etwa im Verhältnis 35/20 = 1.75 größer, damit an den Felgen-Bohrungen die Seitenkräfte im Umfang ausgeglichen sind.

Die äußeren Speichen (Kopf innen) liegen ca. 5 [mm] weiter außen als die Inneren. Wenn ich bei diesen Speichen statt a) = 20 [mm] b) = 25 [mm] Abstand eines rechtwinkligen Basis Dreiecks habe, (35:235 = 1.4) führt das schon zu einem erheblichen Unterschied in der Spannkraft.

In Zahlen: Links sei mit 750 [N] Spannkraft aufgebaut, dann ergibt sich für a) = 1312 [N], b) = 1050 [N]. Es lohnt sich also schon, ein paar Gedanken zu machen.

Eine weitere Komplizierung ergibt sich durch den Unterschied von Naben-Bremse (z.B. Scheiben-Bremse) zu Felgen-Bremse (Z.B. Vau-Bremse). Bei der Felgen-Bremse werden die Speichen nicht durch die Kräfte der eigentlichen Brems-Einrichtung belastet, natürlich müssen die Gewichte von Fahrer, Rahmen und Gepäck u.a. von den Speichen beim Bremsen abgestützt werden.

Da muß man abwägen, wie sich im Hinblick auf die Dauer-Festigkeit der Speichen die größeren Bremskräfte mit weniger Häufigkeit im Vergleich zu den kleineren Antriebskräften mit größeren Häufigkeiten auswirken. Da das von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich sein kann (und ist !) muß jeder Konstrukteur da eine Abwägung vornehmen. Das kann sich vielleicht an der Rad-Gattung orientieren.

Ich weiß jetzt nicht ob, ob in den hier genannten Büchern von Schraner oder Jobst Brand etwas darüber drin steht (Ich habe diese Bücher nicht !) und kann nur aus meinen allgemeineren (?) Kenntnissen schöpfen. Evtl. weiß jemand da mehr, dann soll er berichten.

Meine selbst gebauten Laufräder (Anzahl 18) halten im Moment problemlos, nachdem ich alle Laufräder wegen der Speichenbrüche der 406-er Laufräder bei ca. 1000 [km] Laufleistung auf Gleichmäßigkeit der Spannkraft überprüft und korrigiert habe. Das war da sehr notwendig: Es gab ca. jeweils ca. 2 Ausreißer mit zu wenig Spannktaft 450/500 [N] und ebenso 2 Ausreißer mit ca. 1550/1750 [N]. Beides ist schädlich.

Ein Spannkraft-Messer vom Chinamann Ali kostet im Moment nur noch ca. 25 € (Nachbau von dem Park Tool, ich habe für den noch 85 € bezahlt !).

Mit freundlichem Gruß
EmilEmil