Ohne jeden Zweifel ist eine gleichmäßige Speichenspannkraft wichtig. Aber ohne eine gewisse Zentrierung (Seite < 0.1 [mm]; Höhe < 0.5 ? ) geht es nicht. Denn je ebener die Fahrbahn, um so mehr machen sich Ungenauigkeiten der Zentrierung als Unwucht bemerkbar. Ich zentriere dabei < 0.05 [mm]/0.20 [mm] mit einer Fühlerblattlehre (Hatte ich noch irgendwo in meinem Fundus !). Denn die Reifen-Toleranzen liegen im Bereich 6 [mm] (Maximum ?). Da sollte nichts mehr dazu kommen.

Das Problem bei der Speichen-Spannkraft ist die Präzision (früher: Wiederholgenauigkeit) der Messung. Die Spann-Kraft (Vorspann-Kraft) bestimmt mit dazu kommenden Belastungen der Speiche aus Vertikal-Aufstands-Kraft, Seiten-Kraft sowie Antriebs- und Bremskraft die Haltbarkeit des Materials. Es können sich z.B. durch die Vertikalkräfte 4 Speichen in der Felgenabplattung (Der Reifen plattet sich auch ab !) befinden, dann sind bei einem 32 Speichen-Laufrad immer noch 28 Speichen vorhanden, die die Vertikallast (Verteilt nach einer Cosinus-Fkt. (?)) übernehmen. Die Vertikalkraft aus dem Beispiel hätte also bei den Speichen 4 Entlastungen sowie 28 relativ milde Belastungen. Gewicht wirkt immer auf die Laufräder bzw Speichen ! Evtl. wären Lastvielfache (Fahrbahn-Unebenheiten!) zu berücksichtigen.

Ebenfalls vorhanden sind eigentlich fast immer die Antriebs-Kräfte, die die Ziehenden Speichen belasten (verlängern !) und die Führenden Speichen entlasten (verkürzen) . Ständig präsente Kräfte müssen bei der Dauerfestigkeit mit großer Priorität berücksichtigt werden !

Bei einer Bergauffahrt im Wiegetritt treten dazu noch Seitenkräfte auf (Auch andere Fahrzustände produzieren Seitenkräfte). Die von der seitlichen Verschiebung der Felge zuerst betroffene Speche verlängert sich, die auf der abgewandten Seite liegende Speiche verkürzt sich. Die Belastungen sind dann analog zu dem Prinzip Ziehende Speiche/Führende Speiche. Im Hinblick auf die Dauerfestigkeit hängen die Belastungen hier ganz stark vom Fahrstil ab (Wiegetritt kann i.A. nicht während einer ganzen Tour (Keinen 1 [km] ?) durchgehalten werden. Es ist nocht etwas zur Modellbildung zu sagen:
Rechte und Linke Speichen sind um eine Speichenteilung verschoben (Bei einer Standard-Einspeichung !), sie stehen also auf Lücke ! Bei hinreichend vielen Speichen und steifer Felge kann man die Kräfte zweier Speichen an der Felge virtuell in der Mitte zwischen den Speichen positionieren und einer Speiche der anderen Seite zuordnen. Wer das Versetzungs-Moment kennt, weiß das diese Versetzungs-Momente sich in der Mitte gerade aufheben. Das dadurch Biegebelastungen in der Felge auftreten, die Festigkeits-mäßig Probleme machen können, soll erwähnt werden. Selbst diese "korrelierend" gemachte Kraft hat noch damit zu kämpfen, daß die Felgenbohrungen u.U. seitlich versetzt gemacht werden, damit der Winkel zwischen der Speichenachse und einer Normalen der Felgenbohrung klein bleibt. Es gilt (wie auch bei Ziehenden/Führenden Speichen), daß die Felge gegenüber der Speiche relativ starr ist, so daß man bei der Berechnung von einem Dreieck ausgehen kann und kein Gelenk-Viereck berücksichtigen muß.

Diese Zusammenhänge sind schon kompliziert und manch ein Leser wird Mühe haben zu folgen. Ist aber nicht tragisch, da ich vermute, daß die ersten Speichenrad-Bauer einfach gebaut haben und sich nicht in komplizierter Theorie verloren haben. Und dafür, daß ich keine Skizze öffentlich gemacht habe , entschuldige ich mich. Der Beitrag ist schon viel länger als urprünglich angedacht !

Trotzdem will ich noch einen Gesichtspunkt anschneiden: Auch die Steifigkeit der Nabe (Eine starre Nabe ist auch nur Modell-Vorstellung !) kann eine Rolle spielen. Eine starre Nabe würde z.B. das Antriebs-Moment gleichmäßig auf beide Nabenflansche verteilen, eine "drehweiche" Nabe (Linker Flansch kann rotieren !) würde dem rechten Flansch das gesamte Drehmoment übergeben, eine nachgiebige (reale) Nabe liegt irgenwo dazwischen !

Ich meine, daß man die angesprochenen Fragestellungen nicht allgemein verbindlich behandeln kann. So ist es kein Wunder, daß man viele Möglichkeiten in der Praxis sieht, die evtl. zum Ziel führen. Das Studium einzelner Fälle ist trotzdem empfehlenswert, da man im Wissen um mögliche Probleme eigentlich die gröbsten Klippen umschiffen kann. Der Meinung, das eine gute Zentrierng automatisch zu einer gleichmäßigen Speichen-Spannkraft führt, muß ich nach meiner Erfahrung widersprechen.

Eine präzise Meßapparatur für Speichenspann-Kraft genauer (bequemer zu händeln aber auch !) als das gegenwärtige Zeug würde allen Radlern guttun. Besonders der Fall Bergauffahrt, Wiegetritt , großes Gewicht könnte wegen der Addition der Belastungen die vorhandenen Festigkeits-Reserven überschreiten.

MfG EmilEmil