Hallo!
Darf ich dir einen Rat geben, den du vielleicht nicht so gerne hörst?
Du hast dir viele Gedanken gemacht, was du willst. Das ist ein sehr guter Ansatz. Nur: Bei deinem Budget würde ich an deiner Stelle ein paar deiner ursprünglichen Überlegungen noch einmal revidieren. Vielleicht hinderst du dich mit deinen Überlegungen, die du zu Beginn angestellt hast, das Optimum aus deinen Möglichkeiten heraus zu holen.
Wer Geld ohne Ende hat, kann sich natürlich alles genau nach Wunsch aussuchen, Leute mit beschränktem Budget kommen mit Kreativität und Flexibilität am weitesten. (Das ist meine persönliche Erfahrung.)
Zu Themen, die ich mir an deiner Stelle durch den Kopf gehen lassen würde, fallen mir ein:
Alu oder Stahl: Du hast offenbar schlechte Erfahrungen mit Alu gemacht. Die Frage ist, ob diese allgemein übertragbar sind. Ich fahre inzwischen ungeniert Alu wie Stahl und vertraue bei guter Qualität beidem.
Gebraucht und rumbasteln: Rumbasteln ist dir eine Horrorvorstellung, nehme ich an. Das verstehe ich. Mir geht es auch nicht anders.
Bei mir schaut das Aufbauen von Gebrauchträdern (ich gebe zu, ich bin da eher extrem) meistens so aus: Ich nehme eine passende, wohlabgehangene Radleiche, zerlege einmal, was zu zerlegen ist, und baue darauf und unter mehr oder weniger üppigem Einsatz von Gebrauchtteilen ein neues Rad genau nach Wunsch auf. Da ist nix mehr mit Rumbasteln. Das fertige Rad braucht natürlich wie jedes neu zusammengesetztes Rad seinen Service nach der üblichen Zeit, aber damit hat es sich. Das Basteln beginnt üblicher weise um die Zeit, wie sie bei Neurädern stattfindet und ist genauso beschränkt.
So habe ich z.B. vor ein paar Jahren meinem Vater auf einem alten Alu-MTB-Rahmen mit starrer Stahlgabel ein überraschend leichtes Reiserad genau nach seinen Vorgaben auf gebaut. Dabei habe ich den Fokus auf Qualität, die man möglichst nicht gleich sieht, gelegt. Das Rad, das inzwischen ich als MTB benütze, hat ganze 180€ gekostet. Und es läuft und läuft und läuft.
Rückenprobleme: Die Frage ist nicht "ein richtiges Reiserad" sondern die genau für dich persönlich richtige Sitzposition. Nur, wenn du deine persönlich richtige Sitzposition heraus gefunden hast, findest du genau dein Rad. "Das richtige Reiserad" hat diese höchstens zufällig, wahrscheinlich ist das aber nicht.
Weswegen ich weiter oben das Thema altes Rad mit Stahlrahmen und starrer Stahlgabel angesprochen habe: Solche Räder sind, je nach Zustand sehr günstig bis so gut wie kostenlos zu bekommen. Du musst nur wissen, was genau für dich passen kann. Bei vielen solchen Rädern kannst du gebrauchte Teile nach einem einzigen Service wieder einbauen und hast viele stressfreie Jahre vor dir. Andere würde ich eher gleich tauschen, gerade, wenn dich das Rumbasteln stört. Aber so ein Teil wie ein Tretlager kostet nicht viel. Auch bei den Laufrädern kannst du dir überlegen, ob du gleich neue nehmen willst. So viel müssen brauchbare Laufräder nicht kosten.
Eine Frage geht mir überhaupt ab, vielleicht, weil es dir unwichtig ist: Worauf willst du reiseradeln: 26 oder 28 Zoll? (Oder etwas 29?)
Ich hoffe, du verstehst meinen Beitrag als das, was er sein soll: Eine Hilfe, zu dem für dich bestmöglichen Reiserad zu kommen. Die Entscheidung, was du davon nimmst oder nicht, ist natürlich deine. Ich versuche nur, dir eine breitere Entscheidungsgrundlage zu geben.
lg!
georg