Es ist leider wirklich so, dass der Status der Frauen in gewissen Kreisen in Indien nicht besonders gut ist. Das ist aber nicht nur in Indien so. Die große Zahl an Vergewaltigungen, die in Kairo die Demonstrationen begleitet haben, ist ebenfalls ein Zeichen dafür, dass dort die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht überall angekommen ist, ebenso wie in vielen anderen Ländern. Bei Kritik müssen wir aber vorsichtig sein, denn so lange ist die Gleichberechtigung auch bei uns noch nicht beheimatet und es gibt immer noch Bereiche, in denen Frauen noch Nachteile haben. Immerhin dürfte es bei uns schon ziemlichen Aufruhr verursachen, wenn eine Frau begrapscht wird.
Dies ist in der Regel auch in Ländern wie Indien sehr stark von dem Bildungsstand abhängig. Am Samstag werde ich wieder nach Indien fliegen. Die Leute, mit denen ich dort zu tun habe, verurteilen ein frauenfeindliches und -verachtendes Verhalten genauso wie wir das tun. Allerdings ist selbst das keine Garantie für Sicherheit. Die Universität, in der ich durch ein Kooperationsprogramm, sehr häufig bin, bietet einen geschlossenen Campus. Dennoch ist es Studentinnen dort nicht erlaubt, am Abend alleine (auch auf dem Campus) unterwegs zu sein. Sie müssen in den Wohnheimen sein, obwohl der ganze Campus mit Sicherheitspersonal überwacht wird. Das hat natürlich seinen Grund und die Studentinnen akzeptieren das in ihrem eigenen Interesse. Wenn nun eine Ausländerin in Indien vergewaltigt wird, so wird das von meinen Bekannten ebenfalls verurteilt, zugleich sagen sie aber ganz offen, dass sie es äußerst unvernünftig fänden, wenn eine Frau alleine durch Indien reisen würde und dass man dann mit so etwas rechnen müsste.
Das ist schade und empörend, aber leider Realität.
Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)