Ich finds richtig erschreckend, dass selbst hier im Radreise Forum sofort Kommentare auftauchen, die erstens dem Paar selbst Schuld zuweisen ("es ist mir absolut unverständlich, wie ein europäisches Paar in einem armen Land wie Indien überhaupt auf die Idee kommt, in der Nähe eines Dorfes zu zelten???") und zweitens gleich ganze Volksgruppen und eine ganze Religion mit allen ihren Angehörigen pauschal verurteilt wird.
.. sie hat lediglich auf die Unbedarftheit hingewiesen, sich einer solchen Gefahrenlage auszusetzen. Das sollte noch erlaubt sein.
Es muss eben nicht Naiv oder Unbedarft gewesen sein sich einer solchen Gefahr auszusetzen. Es gibt durchaus auch Menschen, die um die Risiken ihrer Handlungen wissen. Und eigenverantwortlich entscheiden sich trotzdem so zu verhalten. Habe letztens einen Reisebericht einer Engländerin gelesen die alleine von England bis Kappstadt geradelt ist. Ihr ist nichts schlimmes passiert. "Tolle Leistung!" Wär ihr was passiert hätten da vermutlich auch wieder viele aufgeschrien "Wie Naiv!" oder eben. "Afrika ist sehr gefährlich,usw. [gefolgt von begründeten und unbegründeten Vorurteilen und schlecht recherchierten Kulturbeschreibungen]..."
Ich vermute die meisten Radreisenden die in fremden Ländern im Wald zelten haben sich vorher informiert welche Risiken dort möglichicherweise auftreten. Ich hab mich mit Indien noch nicht beschäftigt und weiß nicht ob es jetzt riskanter ist dort im Wald zu zelten als in Altenessen im Park zu schlafen oder in Köln von der Disco nach Hause zu gehen. Wenn dann was passiert ist es aber nicht unbedingt naiv und es muss auch kein ganzer Kulturkreis verurteilt werden. Wenn ich mit dem Rad auf Straße unterwegs bin und unsanft von einem PKW in den Straßengraben befördert werde bin ich auch nicht unbedarft und naiv gewesen und es sind auch nicht alle Autofahrer blindwütige Raser.
[Ab hier Off-Topic]
In Antwort auf: Zwott
Ein für alle mal: eine Frau müsste jederzeit und überall auf der Welt in welchem Outfit auch immer (oder nackt!) heraumlaufen, zelten, feiern, leben(!!) können, ohne vergewaltigt zu werden. Wir reden hier von einem Verbrechen, die Schuld liegt einzig und allein bei den Tätern. Frauen sind nicht verantwortlich dafür, dass Männer sie zu Opfern machen. Nie, nirgendwo und unter keinen Umständen. So lange das nicht allen klar ist, so lange immernoch so argumentiert wird, wie das einige hier tun, ist noch sehr viel Emanzipationsarbeit zu leisten, auch in unserer Gesellschaft.
Im Kern richtig. Eine Frau sollte nicht vergewaltigt werden, egal was sie tut. Genauso wie keinem Menschen Gewalt angetan werden sollte. Ein Kind sollte gefahrlos auf einem Dreirad durch die Stadt fahren können (schöne Signatur eines Mitglieds hier im Forum). Jeder Mensch sollte zu jeder Zeit gefahrlos durch die Straßen gehen können und U-Bahn fahren können usw.
ABER
leider ist das nicht so und mit Emanzipation hat das so rein gar nichts zu tun!
Das geschriebene wirkt auf mich wie ein Aufruf den ich so nicht unterstützen möchte.
Und ich möchte auch nicht, dass demnächst Frauen (oder Männer) nackt im Supermarkt einkaufen um ihrem Gefühl von Emanzipation und Freiheit Ausdruck zu verleihen.
Es gibt Kulturkreise mit unverständlichen oder auch falschen Vorstellungen von Anstand und Sitte und dem richtigen Verhalten oder der richtigen Kleidung. Wer ein solches Land betritt der sollte sich nach bestem Wissen daran halten und nicht seinen individuellen Freiheitsbegriff verteidigen. Ganz gleich ob es um Bekleidung (auch als Mann) oder öffentliches Alkohol trinken oder sonst was geht. (natürlich ohne gegen seine eigene Moral zu verstoßen)
Aber es verstößt nicht gegen irgendeine mir bekannte Moral sich mehr als üblich zu bekleiden.
Das gilt für jede Gesellschaft in die man sich begibt und vergleichbare Einschränkungen nimmt man auch ständig hier Deutschland in Kauf und benimmt sich nicht überall als wäre man grad alleine.