Vorweg : ich war noch nicht in Indien - steht aber auf meiner to do - Liste.
Der Fall mit den Schweizern ist tragisch und fällt meiner Meinung nach wirklich unter Pech und ich hoffe, dass das Pärchen das halbwegs verarbeiten kann. Ohne den Anspruch zu erheben, dass mir das oder etwas ähnlich Unliebsames auf keinen Fall passieren könnte teile ich nur mit, wie ich mich in "exotischen" und "heiklen" Ländern (mehrere RR und MTB-Touren in Marokko, Sri Lanka, Laos, Kambodscha, Thailand, Türkei, Ukraine, Rumänien, Bulgarien - auch alleine und in abgelegenen Gegenden) verhalte und bisher völlig problemlos gut gefahren bin :
Ich passe mich NICHT den Landessitten an (so damit gemeint ist unauffällige lange Kleidung) sondern radle im (meist) papageienbunten Sportoutfit (temperaturbedingt meist) in kurzer Radhose und mit Helm, Klickpedalen etc. und bin für die meisten "einfachen" Leute unterwegs so etwas wie ein nicht einordenbares Alien - die "schlimmste" Reaktion die ich bisher gemerkt habe war das man mich ausgelacht hat - damit kann ich gut leben... Meist habe ich aber das Gefühl eine Art "Sport-Bonus" und dadurch trotz dem Outfit bevorzugte Behandlung zu genießen.
Hartgesottenen Berufskriminelle werden sich dadurch nicht beeinflussen lassen aber die trifft man - wie hier schon erwähnt - eher in den touristischen Hotspots (die ich so gut es geht vermeide) und selbst die haben selten Radler im Visier - in manchen Gegenden Südamerikas scheint sich das nach den Berichten hier leider schon zu ändern. Im vorliegenden Fall dürfte es sich um (selten dämliche, weil sie noch dazu die geraubten Sachen bei sich aufbewahrt haben) Leute zu handeln, die sich trieb- oder gierbedingt spontan zu der kriminellen Handlung hinreissen haben lassen. Vom Bürgermeister des Dorfes, vom Lehrer oder vom Kaufmann schätze ich die Gefahr geringer ein als von armen Bauern.
Man mag mich der Überheblichkeit bezichtigen aber ich habe auf Radreise (und ich reise seit Jahrzehnten nur mehr mit dem Rad) kein Interesse daran, mit irgendwelchen Underdogs in Zeichensprache mühsam radezubrechen - Kontakte sind natürlich interessant aber dann halte ich mich an die Leute, mit denen ich mich zumindest in Englisch oder Französisch halbwegs verständigen kann. Aber auch dann sage ich allf. Einladungen höflich ab und übernachte im Guesthouse oder Hotel. Mag sein dass mir durch die "Abkapselung" so manches interessante Erlebnis verwehrt geblieben ist aber mein Fokus liegt eh auf dem Radeln - ich bin weder Ethnologe noch Kunsthistoriker oder Fotograf und halte mich auch bei den Sehenswürdigkeiten eher kurz auf.
In Ländern, wo die Übernachtungen zwischen 3 und 15 Euro/Nacht kosten komme ich nicht auf die Idee zu zelten (schon aus Gewichtsgründen nehme ich ein Zelt nur äußerst ungern mit). Bisher ist es mir noch nicht passiert aber wenn ich mich (wie offenbar die beiden Schweizer) verfahren würde und in die Dunkelheit gekommen wäre (bei meiner letzten Reise in Laos wo ich den Ho Chi Minh Pfad gesucht, gefunden und auch befahren habe wäre dies relativ leicht möglich gewesen) und keine Aussicht auf ein Guesthouse oder Hotel in erreichbarer Nähe bestanden hätte wäre mein Plan B gewesen, im nächsten Dorf einfach zu fragen, ob ich (natürlich gegen Geld, so ein 5 oder 10 $ Schein oder halt der Gegenwert in Landeswährung wirkt Wunder) die Nacht in einer der Hütten verbringen kann (im günstigen Fall in der Schule oder im Versammlungshaus, im schlechteren bei einer Familie - ich bin kein Menschfeind aber dann ist wieder die Gefahr der mühsamen Kommunikation und ich will lieber schlafen schon um am nächsten Tag fit zu sein). Bei dieser Variante wäre ich zahlender Gast unter Schutz der Dorfgemeinschaft und das würde die Chance auf kriminelle Unliebsamkeiten zwar nicht ausschließen aber doch minimieren.
Kann natürlich sein, dass das mit dem "Sport-Bonus" in wirklich "harten" Ländern nicht mehr funktioniert - ich werde ja sehen...