Ich weiß nicht ob wir jetzt von verschiedenen Dingen reden, aber für mich ist der Austausch mit fremden Menschen die mir unterwegs begegnen zentraler Bestandteil meiner Radreisen und ich freue mich riesig über jede Gastfreundschaft die mir unterwegs zuteil wird. Aus diesen Übernachtungen bei fremden Leuten sind schon herrliche Abende geworden die mit Sicherheit nicht nur mir sondern auch den Gastgebern in angenehmer Erinnerung bleiben. Es gibt kaum einen Weg wie man mehr über eine Gegend erfahren kann als im Gespräch mit Anwohnern. Man bekommt Geschichten zu hören die man sonst nie erfahren hätte und oft sind die Gastfreundlichen Menschen auch sehr Interessant und es kommt ein wirklich Interessanter Austausch zustande. Teilweise, leider viel zu selten bleibt danach sogar noch ein E-Mail Kontakt bestehen.
Ich habe immer wieder mal, Hilfe irgendwelcher Art und eben auch Gastfreundschaft, unterwegs erhalten. Ohne, dass eine Gegenleistung dafür erwartet wurde und in dem Moment macht es auch auch keinen Sinn für die Tasse Kaffee und den Kuchen, für den Internetzugang, für die Unterkunft und Dusche oder für das Abendessen zu bezahlen. Die Leute wollen mir helfen, mich einladen und sich mit mir Austauschen. Über ihr Leben reden und von mir hören wie mir Ihr Land oder die Gegend in der sie Leben gefällt und was ich schon gesehen habe, die Leute wollen helfen und gastfreundliche sein. Gastfreundschaft für die eine Gegenleistung verlangt wird ist keine. Einige dieser netten Menschen, die mir so geholfen haben, meinten dazu "Gib's weiter" und hilf anderen wenn sich die Gelegenheit ergibt und nicht oft, aber doch ab und zu ergibt sich die Gelegenheit auch und das macht mir dann genauso viel Freude wie wenn mir geholfen wird.
Selber Fragen tue ich übrigens selten, ab und zu mal bei einem Bauern, dem es nun wirklich keine Mühe oder Kosten bereitet mich für eine Nacht auf seinem Grundstück übernachten zu lassen, da geht es auch mehr um die Erlaubnis, ein Gespräch kommt da eher selten zustande. Und natürlich frage ich ständig nach Wasser und Gelegentlich nach dem Weg.
Ich gehe einfach den Menschen normalerweise nicht aus dem Weg und manchmal, nicht besonders häufig, werde ich eingeladen und diese Erlebnisse gehören für mich absolut zu meinen Touren dazu und werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Jedenfalls finde ich jeden Vergleich mit einer 'ham se mal nen Euro-Masche' völlig daneben. Unterstützung muss man auch annehmen können. Mit "Notlage" hat das erstmal nichts zu tun. In manchen Ländern muss man mit dem "Unterstützung annehmen" natürlich aufpassen, weil die Mentalität eine andere ist und die Leute dir teilweise mehr geben als für sie gut ist. Damit habe ich nicht besonders viel Erfahrung, ich rede hier von meinen Erfahrungen in Deutschland und Umgebung.
Zweifellos gibt irgendwo eine Grenze zwischen aufgeschlossen und dreist, zwischen interessiert und frech, zwischen Hilfe annehmen und Hilfe ausnutzen. Diese Grenze zieht jeder ein wenig woanders. Mir sind schon Reisende begegnet die sich für meinen Geschmack unangenehm dreist verhalten haben. Umgekehrt hatte ich auch schon mal Stress mit einer Reisebegleitung weil ich so "unverschämt" war in einer Kneipe den Wirt zu bitten unsere Wasserflaschen mit Leitungswasser zu füllen.