"Berufliche Auszeit und eine richtig lange Reise" - wie hier propagiert - das ist mir zusehr 68er und Traveller-Folklore ohne wirklichen Inhalt.
Sehe ich genauso. Noch schlimmer ist das zwanghafte Sinngeben z.B. durch wenig glaubhaftes Spendensammeln für irgendein Hilfsprojekt, für das sich der reisende Gutmensch wenig bis gar nicht interessiert und damit seine naive Weltvorstellung ("Weltfrieden") noch untermauert. Es mag viele gute Ideen engagierter Menschen geben, die ich auch gar nicht diskreditieren möchte, aber diese eigenartige Verbindung aus egozentrischem Umherreisen und Weltverbessertum ist mir zuwider. Außerdem werde ich bei vielen dieser sogenannten "Aussteiger" den Gedanken nicht los, dass sie nicht aussteigen, sondern eher flüchten (vor der Arbeit, der Welt, der Schwiegermutter...).
Das ist ja eine geballte Ladung grauslichster Vorurteile. Wenn ich jetzt so einige Postings zusammenfasse, dann sind Aussteiger psychisch gestörte, egozentrische Weltverbesserer, zu faul zum Arbeiten und Sozialschmarotzer, gesellschaftsfeindlich etc. Meine Erfahrung mit Aussteigern (im Sinne von Langzeitradreisenden, von denen ich ja auch selbst einer war) war zum sehr großen Teil sehr positiv und völlig gegensätzlich zu den hier vielfach geäußerten Vorurteilen. Meist waren es deutlich überdurchschnittlich gebildete und interessierte Leute. Warum den Aussteigern solch eine geballte Ladung Ablehnung und Vorurteile entgegenschlägt und das auch noch in einem Fernradlerforum ist mir unbegreiflich. In anderen Ländern ist ein Sabbatjahr (das gab es schon zu Zeiten des alten Testaments) ganz normal und wird sogar gefördert. Manchen würde es wohl guttun, mal ein Jahr lang auszusteigen.