Hallo Weasel,
Naja, vielleicht lag's auch an deinem Tonfall ihnen gegenüber. Ein bißchen mehr Freundlichkeit hätte nicht geschadet.
da gehe ich mal davon aus, daß Du recht hast. Manche Themen bzw. manche Arten der Fragestellung treffen bei mir durchaus auf Emotionen
Dann bin ich auch artig und versuche hierzu zu antworten:
Wie sind Eure Erfahrungen? Habt Ihr schon mal eine mehrmonatige/jährige Auszeit genommen? Was habt Ihr in der Zeit gemacht? Wie war's danach? Würdet Ihr noch einmal aussteigen? Was würdet Ihr Anderen empfehlen? , ....
vor ca. 8 Jahren hatte ich mit meiner damaligen Freundin eine 4monatige Auszeit, die wir weitgehend für eine Reise durch SO-Asien, Australien und ein paar Südseeinseln verwendeten. Wir haben nicht mit Geld herumgeworfen, aber auch nicht geknausert, und so gaben wir jeder ca. 6000 Euros dafür aus. Diese Wochen waren genuß- und erlebnisreich, sorgenfrei, ich war sehr glücklich und erinnere mich oft und gern. Wir machten uns einfach ein Bild von den Orten, die wir besuchten, erforschten Landschaften, Zusammenhänge, auch unsere Beziehung zueinander, lernten unterschiedlichste Menschen kennen und ihre Lebensumstände. Wieder zuhause haben wir unsere Jobs wieder aufgenommen. Ein paar Monate später haben wir uns getrennt, da wir verschiedene Vorstellungen von der Zukunft hatten.
Ob ich heute aussteigen - im Sinne von herumreisen - wollte, kann ich nicht eindeutig beantworten. Diesen Zustand empfinde ich als egoistische Existenz ohne Lebensaufgabe, ohne sich gesellschaftlich für etwas zu engagieren. Wenn ich so unterwegs wäre, würde ich ein Vakuum, ein Defizit in mir spüren. Getreu dem Motto: das Leben anschauen aber selbst nicht für und an etwas arbeiten. Andererseits gibt mir mein aktueller Job hier auch nicht das Nötige feedback; was mir bleibt, ist letztendlich das soziale Gefüge, in dem ich lebe.
Anderen und auch mir selbst empfehle ich kleine Schritte: eine Auszeit von den Lebensumständen zu nehmen, die man nicht (mehr) will. Z. B. hab ich mein Auto und eins meiner beiden Motorräder hergegeben und bin glücklich darüber. Desweiteren könnte ich mir vorstellen, im Winter nach Gusto zu verreisen und im Sommer einen oder mehrere Saisonjobs zu machen. Doch das kann ganz schnell an persönliche Grenzen gehen: kann ich mir diesen Stil überhaupt leisten? Hier hätte ich noch Hausaufgaben zu machen.
Von sehr gravierenden belastenden Lebensumständen kann man natürlich nicht einfach aussteigen! Und das ist genau das, was mich an dem ganzen Thread stört: eine Aussteigerromantik produzieren, die für viele Ausstiegswilligen nichts weiter als eine Illusion ist und bleiben wird. Und gerade diese Menschen hätten einen Ausstieg aus manch schlimmen Verhältnissen bitter nötig.
Doch mit einer gewissen Salamitaktik kann man sich schon anfreunden, das kann innerhalb seiner Möglichkeiten ein jeder.
Zunächst mal lieben Gruß,
Hobo61