Aussteigen kann viele Bedeutungen haben. Meist heisst es vielleicht, aus der generell akzeptierten taeglichen Routine 'auszusteigen' und einen alternativem Weg zu gehen. Mit Gruenden die von 'bessere Chancen auf Selbstverwirklichung' bis zu 'bloss noch hier weg wollen' reichen. Vielleicht bin ich ja auch ein Aussteiger weil ich vor 4 Jahren aus Deutschland 'ausgestiegen' bin. Meine Gruende damals waren zum einen der Reiz auf etwas Neues, zum anderen fuehlte ich mich tlw. beschraenkt, tlw. gelangweilt vom Alltagsleben. 'Eingestiegen' bin ich nach Australien. Dieser Einstieg in eine neue 'Welt' hat mich damals positiv richtig wachgeruettelt. Man stellt sich auf eine neue Sprache, eine neue Gesellschaft, eine neue Mentalitaet um, kann viele der Regeln, mit denen man aufgewachsen ist, nicht mehr anwenden, kann wenig planen und muss viel improvisieren. Freunde und Familie sind weit weg und durch das auf-sich-selbst-gestellt-sein hat man das Gefuehl, in Kontrolle zu sein ueber das eigene Leben. Der Alltag ist kein Alltag mehr sondern ein kleines Abenteuer. Als westlich - modernes Land, aehnlich wie Deutschland, scheint Australien nicht so viel anders zu sein und man kann sicher noch krasser aussteigen. Trotzdem gibt es grosse Unterschiede, die Leute scheinen besser gelaunt, flexibler, aktiver und sozialer zu sein als in Deutschland und das Leben ist weniger kompliziert. Geaendert habe ich mich dadurch vor allem in folgenden Dingen: ich brauche viel weniger Geld um gut leben zu koennen, arbeite dementsprechend weniger, reise mehr, bin deutlich selbtbewusster geworden, plane viel weniger, bin deutlich offener/toleranter geworden. Ein 'danach' in der Form 'Ende des Aussteigens' wird es wohl bei mir nicht geben. Fuer potentielle Aussteigerkandidaten: meiner Meinung nach ist ein Aussteiger eher erfolgreich, wenn er offen fuer Neues ist, gut improvisieren kann, sich flexibel an alle moeglichen Situationen anpassen kann und generell sehr gut mit anderen Menschen zurecht kommt. Diese Leute haben meistens auch 'zu Hause' ein erfolgreiches Leben. Weniger erfolgreich wuerde man sein, wenn das Aussteigen ein 'Weglaufen' ist oder man sich als eher passiver Beobachter sieht, der von angelernten Regeln und Gewohnheiten nicht abruecken kann oder man sich zu viele Sorgen um die Zukunft und das 'nach dem Aussteigen' macht.