Hallo Helge,

das Fahrzeug heisst M2510, und Leute wie Falk und Job sollten es kennen. Es hat in der Tat Trommelbremsen, Bremskraftverstärker im rechten Unterschenkel und Lenkservo gleichmäßig auf die Unterarme verteilt. Und das mit der Redundanz habe ich kurz nach Übernahme getestet, voll mit Kies, bergab, Ausfall eines Kreises (Blöderweise der, der die Hinterachse vollständig und die Hälfte der Vorderachse bedient), und wegen eines vom Vorbesitzer oder dessen unfähiger Werkstatt(?) falsch verbauten Bremsflüssigkeitsbehälters den anderen Kreis leergepumpt. Die Motorbremse und die Handbremse waren mir spontan liebe Freunde geworden. Die verkehrsübliche Situation war das auflaufen auf eine an der Ampel stehende Fahrzeugschlange, der gefühlte Bremsweg der eines Supertankers. Aber auch der gute alte B-Kadett hatte keine anderen Bremsen. Halt, doch, der hatte nur einen Radbremszylinder pro Trommel. Aber auch nur ein Viertel des Gewichtes.

Nein, ABS ist absolut segensreich. Ich hatte ebenfalls bereits Gelegenheit, es zu testen, und ich habe keinesfalls Angst davor, volle Granate in die Bremse zu latschen, wenn es die Situation angeraten erscheinen lässt. Und ich mag es sehr, dass das Fahrzeug dan nsogar noch lenkbar ist.

Bei den Helferlein rede ich von Bremsassistenten, bei denen der Programmierer zu erkennen versucht, wann jemand eine Vollbremsung machen möchte, sich aber nicht so richtig traut, und dann die Bremsung stärker macht. Er erkennt das daran, dass der Fahrer schnell auf die Bremse steigt, dann aber nicht "voll durchzieht". In diesem Falle wird die Bremsung mehr "geboostert" als sonst. Blöderweise bremse ich genau so. Sofort den Druckpunkt suchen, und dann der Situation entsprechend regeln. Ich kann Dir nicht sagen, wie oft mein Beifahrer und ich in den Gurten hingen bei dieser Mietkarre, die mir nach und nach ihre Vorstellung davon aufgenötigt hat, wie ich zu Bremsen hätte.

Es geht auch trivialer. Autobahn, 130er "Zone". Rechts die Brummis, in der Mitte wechselnder Verkehr, links die Tempomat-130-Fahrer, auch ich. Ich laufe mit einer Geschwindigkeitsdifferenz von ca. 1 kmh auf den Vordermann auf. Will den Tempomat (Hebel links am Lenkrad) ein klein wenig zurücknehmen, indem ich kurz draufticke. Das macht die Kiste normalerweise so 1-2kmh langsamer, und ich kann den Sicherheitsabstand wahren. Aber da auch das eine Mietkarre ist, habe ich die Hebel nicht blind im Gefühl und erwische den Blinker. Der Programmierer hat entschieden, dass ein kurzes Anticken des Blinkers nicht erlaubt ist, der Blinker blinkt volle drei mal, und zwar links. Der Vordermann weiss von alledem nichts, sieht nur den Blinker, und fühlt sich natürlich angenervt, was an seiner Reaktion klar erkennbar war. Ich gebe Seinen "Autofahrergruß" (= einfacher Effenberg) hiermit an die Programmierer weiter.

Meine Aussage über die problematische Software bezog sich nicht alleine auf den PKW-Verkehr.
Die gefährlichen Dinge sind in der Avionik. Leider ohne Gedächtnis für die Quellen, daher aus meinem Erinnerungsvermögen. Einmal ein Flieger, der in Colmar(?) in den Wald gefallen ist, weil voller Schub im Stall-Flug vom Programmierer nicht vorgesehen war. Und ein anderes mal eine Landung, die über die Landebahn hinaus ging, weil Umkehrschub erst nach der Landung sinnvoll ist. Das stimmt in soweit auch, Umkehrschub in der Luft ist ungesund. Daher würde es ein Pilot aber auch nicht machen. Wie erkennt nun der Programmierer die zukünftige Landung, während er selbst am Schreibtisch sitzt? Er misst mit seiner Software die Luftgeschwindigkeit und die Drehzahl des Bugrades und vergleicht. Bei ausreichender Näherung der Werte ist der Vogel wohl unten, und Gegenschub ist erlaubt. Leider war eine Vereiste Landebahn nicht vorgesehen, das Bugrad hat zu langsam Fahrt aufgenommen, dazu hat der Pilot auch noch gebremst, was das Glatteis hergab. Der Gegenschub wurde nicht freigegeben.

Und je mehr neue x-by-wire-Systeme dann die Kontrolle komplett übernehmen, um so wahrscheinlicher wird es, dass irgendwelche abstrusen Szenarien, die ein normalbegabter Autofahrer im Direkteingriff erledigen könnte, vom System falsch behandelt werden und so eine Gefährdung hervorrufen. Ich denke mit Grausen an den Spurwechselassistenten mit direktem Draht zur elektrischen Lenkung.

So, und nicht anders, war meine Aussage zu verstehen. Der Fahrer / Pilot muss der Chef im Ring bleiben, denn er ist auch der Verantwortliche. Das ist bei einer physikalischen Verbindung sicherer gegeben als bei einer elektronischen.

Freundliche Grüße
hans-albert