Hallo!

Ohne jetzt alle Beiträge gelesen zu haben (die sind mir schon zu viele), behaupte ich, dass es auch billiger geht, wie zB. bei meiner ersten Radtour über mehrere Wochen:
Fahrrad: gebraucht gekauft um 3500.-, das war ein Reinfall. Noch eine Tour mehr, und von dem Ding war nichts mehr übrig.
Zelt: neu vielleicht 1800.-, war mein altes Bergzelt und nicht mehr viel wert, v.a., wenn es regnete. Was in Schottland ja vorkommen soll.
Packtaschen: die hinteren habe ich gemäß der vorherrschenden Meinung teuer gekauft und war selber schuld. Die vorderen Taschen und die Lenkertasche habe ich aus Stoffresten selbst genäht, die habe ich jetzt, 29 Jahre später, teilweise immer noch. Die gekauften Taschen haben die 2. Tour im Jahr darauf auch nicht überstanden.
Kocher: ein Erbstück von meinem Großvater, einen ähnlichen Kocher mit Topfset habe ich später um 15.- im Caritasgeschäft bekommen.
Anorak und Überhose: Mangels Geld selbst genäht, hat nur den Stoff, etwas Nähgarn, Klett und einen Reißverschluss gekostet.
Radbekleidung: richtige Radhosen waren für mich damals nicht erschwinglich, daher bin ich mit meiner Cord-Latzhose (ja, sowas hatte ich damals noch!) geradelt, kostenlos aus einem alten Vorhang genäht. Der alte Bergpullover sollte mit, wurde beim Mitfahren nach Holland im Auto vergessen, dann musste es ein scheußlicher weißer Pulli aus dem Wühlkorb eines Trödlers tun, Kostenpunkt ca. 20.-, mitsamt einem nur leicht zu kleinen Hemd.
Schuhe: die abgelegten Turnschuhe meines Vaters, nur eine Nummer zu klein, tatens auch. Sobald sich die Zehen Löcher geschaffen hatten, waren sie sogar recht bequem, solange es trocken blieb.
Schlafsack: eigentlich mein bestes Stück in den Taschen, ein alter Daunenschlafsack fürs Bergsteigen. Der hat lange davor vielleicht 1500-2000.- gekostet.
Kamera: mein Luxusteil, eine alte, gebraucht erworbene Nikkormat.
Das wars dann im Wesentlichen. Teile wie ein Alu-Löffel vom Flohmarkt tragen nicht dick auf. Auch das Werkzeug war lächerlich billig, obwohl ich damit eine Menge machen konnte.

Damit kam ich auf etwa 7000.-, in Schilling, 1983. Das würde heutzutage um die 500 Euro ausmachen, wenn die Inflation nicht mitgerechnet werden würde, dafür habe ich einige Teile zum Neupreis gerechnet, und sie waren schon alt und verschlissen.
Natürlich ist heutzutage mit so einer Ausrüstung so gut wie niemand mehr unterwegs und das ist gut so. Aber selbst mit meinem damaligen Budget, das nicht einmal annähernd Harz 4-Niveau erreichte, kam ich raus und machte eine wunderschöne Radtour.

Radtourenfahren kann sehr, sehr teuer werden, stimmt. Nötig ist das nicht. Ein relativ einfaches Rad (kostenbewussterweise vielleicht auch noch gebraucht gekauft und selbst renoviert) genügt. Ich bin jahrelang mit meinem Alltagsrad Touren der rauen Art gefahren, das habe ich aus Schrott-Rädern aufgebaut. Es hat mich nie im Stich gelassen.
Auch bei Zelten sind brauchbare relativ billig zu bekommen, damit führt man halt ein paar Gramm mehr am Träger spazieren. Einfache Topfsätze finden sich sehr kostengünstig sowohl im Outdoorhandel als auch im Second-Hand-Bereich. Für Spirituskocher gibts Bauanleitungen im Netz.
Mit der Radbekleidung ists auch nicht schlimm: Die Radhosen von Aldi & Co tuns zB. auch (meine 199S-Hose vom Baumarkt habe ich zB. heuer nach gut 20 Jahren Gebrauch weg geworfen). In Norwegen hatte ich für kalte Tage ein dickes Vlies von einem wohltätigen Flohmarkt mit, das hatte mich 5 mildtätige Euros gekostet, und war um nichts kälter als ein teures, nur vielleicht 50g schwerer.

Mit diesem Beitrag will ich niemandem die Freude an optimierter teurer Ausrüstung nehmen, ich verwende sie teilweise ja auch, seit ich sie mir leisten kann. Aber nötig ist diese nicht. Und völlig unnötig ist es, Leuten mit wenig Geld Angst zu machen, sie könnten keine Radtouren machen, weil ihnen die vielen tausend Euros dafür fehlen. Das Problem, so eines bestehen sollte, liegt alleine im Kopf.

lg! und viel Spass bei euren Touren!
georg