Hilfe, kaum ein paar Tage nicht mehr in den Thread geguckt, und schon kochts
Hier wird ja alles herzallerliebst durcheinandergequirlt!
Den Kern der Sache haben Marie und Snief eigentlich bisher am besten getroffen:
Was im Internet steht und von einer Suchmaschine gefunden wird, ist erheblich öffentlicher, als wenn man es in der Zeitung bringt. Wenn ich mich nackt auf den Kirchturm stelle und in die Welt schreie, sehen diese Peinlichkeit höchstens ein paar hundert Spaziergänger, und die haben das bald vergessen. Beiträge im Internet sieht dagegen unter Umständen jeder, wirklich *jeder*, wenn er will. Auch noch nach Jahren. Und kann jedes Wort und jedes Bild auf die Goldwaage legen.
Wärend aber ein Beitragschreiber kontrollieren kann was er schreibt, geht das mit einem Foto nicht -- hier bestimmt ein anderer, was auf dem Bild drauf ist. Praktisch relevant wird das dann, wenn die Fotos so eingebunden werden, dass eine Suchmaschine den Fotos auch die Namen zuordnen kann -- egal ob es jetzt das Forums-Pseudonym oder der richtige Name ist.
Den meisten Leuten hier (mich eingeschlossen) dürfte egal sein, ob sie auf einem Foto im Postkartenformat (mit) drauf sind, und das irgendwo auf einem Web-Album veröffentlicht wird. In der Praxis problematisch wird es jedoch, wenn das Bild über Eingabe des Namens (oder des Forumsnamens) bei Google auftaucht. Dann kann jeder auch nach langer Zeit noch genau nachvollziehen,
- wann die betreffende Person wo gewesen ist,
- ob sie gesund aussah, körperliche Verfassung, Alter, Geschlecht
- wie es ihr wirtschaftlich ging (teure Klamotten, teures Rad?)
- wie ihr gesellschaftlicher Status ist (Auftreten, andere Leute mit im Bild)
- welche Vorlieben sie hat (Umgebung des Bildes)
- etc.
Damit bieten Bilder, die gezielt bei Eingabe des (Forums)Namens in einer Suchmaschine gefunden werden, sehr weitreichende Möglichkeiten zur Erstellung von individuellen Persönlichkeitsprofilen durch jedermann, und das teilweise (www.yasni.de) schon automatisch.
Aus diesem Grund ist eigentlich klar, dass es nur eine einzige sinnvolle Art und Weise zum Umgang mit Fotos von Forumstreffen gibt: in einem geschlossenen Forum anbieten, in das nur Forumsmitglieder hineingucken können, oder anonym in irgendein öffentliches Web-Album stellen, aber keinesfalls drunterschreiben, dass es das Forumstreffen vom x. ist, und dass die Mitglieder <Name1, 2, 3> drauf zu sehen sind.
Es muss unbedingt sichergestellt sein, dass man mit einer Suchmaschine nicht *einfach* zu einer Bildersammlung einer Person kommt, die nicht von ihr abgesegnet ist. Niemand kann vorhersehen, wie sich die Zukunft für ihn entwickelt, und ob nicht harmlose Fotos von heute später zu einem Klotz am Bein werden. Es ist einfach leichtsinnig, dieses Risiko einzugehen, wenn man es durch eine anonyme Veröffentlichung vermeiden kann, ohne dabei Einschränkungen hinnehmen zu müssen.
Die Geschichte mit dem Persönlichkeitsrecht und dem Recht am eigenen Bild läuft im wesentlichen auf genau das gleiche hinaus. Ein Bild, das kein Außenstehender so leicht findet, beeinträchtigt auch nicht die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Das steht und fällt also ebenfalls mit der Identifizierbarkeit. Das oben genannte Bild vom Marktverkäufer im Internet beeinträchtigt beispielsweise nicht seine Persönlichkeit, weil er nicht bekannt genug ist, um von ausreichend vielen Leuten auf dem Bild erkannt zu werden, und weil nicht sein Name druntersteht, das Bild also nicht von Leuten gefunden wird, die ein persönliches Interesse an seiner Person haben und nachgoogeln.
Erik (sich von Berufs wegen mit Datenschutzproblemen auseinandersetzend)