Hallo Willi,
was meinst du denn mit seitenlangen Rechtfertigungen? Wie würdest du denn auf skeptische Fragen und Vorhalte reagieren? Den Kopf in den Sand stecken? Ducken und davon laufen? Oder vielleicht doch auch mit Eingehen auf die einzelnen Aspekte der Postings und mit Erklären und Darstellen der Hintergründe.
Ich wurde hier für mein Verhalten als Vater kritisiert und ich habe dazu Stellung genommen und Hintergründe erklärt. Weder habe ich mich für die Leistung meines Sohnes gerechtfertigt noch habe ich damit geprahlt, wie du mir unterstellst. Ich habe einige Tatsachen und Hintergründe näher erläutert; nicht mehr und nicht weniger.
Zu Beginn hatte ich auf die Umfrage ganz nüchtern geantwortet wie jeder andere hier auch; dass ich mit den Leistungen meines Sohnes oder von mir „prahlen“ könnte, darauf wäre ich angesichts der vielen genannten anderen Kilometerleistungen nicht einmal im Traum gekommen.
Mir ist schon klar, für meinen elfjährigen Sohn bin ich die wichtigste Bezugsperson; wir verstehen uns ausgezeichnet, wir unternehmen viel miteinander und klarerweise ist er als Kind emotional von seinem Vater stark abhängig, aber ich verstehe nicht, warum damit automatisch seine Leistungen als erzwungene angesehen werden müssten.
Natürlich ist er von mir geprägt; natürlich fährt er viel Rad, weil seine Eltern viel Rad fahren, natürlich geht er in die Berge, weil WIR in die Berge gehen, natürlich hat er viele Freunde und Kontakte, weil er in einem intakten sozialen Umfeld aufwächst und natürlich liest er auch deswegen gerne, weil wir, seine Eltern, viel lesen.
Soll ich ihn zweimal durchs Dorf radeln lassen, obwohl er gerne mit mir auf eine größere Tour mitmöchte und er die ganze Strecke mit Freude und Begeisterung dabei ist? Soll ich ihm nach deiner Meinung den neuesten Harry Potter nicht mehr kaufen, weil er den letzten drei mal so schnell gelesen hat wie sein gleichaltriger Nachbar? Soll ich ihn dick werden, weil fast die Hälfte seiner Klassenkameraden übergewichtig ist? Das mag sich überzeichnet anhören, wäre aber die logische Folge und der nächste Schritt nach deiner Argumentation.
Du hast recht, die Pubertät wird eine Zäsur sein und vielleicht will er dann tatsächlich nicht mehr mit uns Radeln und Bergwandern und Schifahren. Aber solange es ihm Spaß macht und er mit Begeisterung dabei ist, solange erlaube ich mir, das schön zu finden, seine Talente weiter sanft zu fördern und das zu genießen und zwar SEHR zu genießen.
Wie soll ich dir seine Begeisterung für Sport und Bewegung erklären, ohne dass du es als seitenlange Rechtfertigung verstehst?
Er nimmt selber öfters einmal Landkarten und Radführer in die Hand um Routen zu überlegen. Bei mehrtägigen Radtouren lässt er es sich nicht nehmen, von Beginn weg an der Planung dabei zu sein, Routen zu diskutieren und Tagesetappen festzulegen. Während unserer Touren führt er das Reisetagebuch, er hält die Strecken fest und wo wir geschlafen und ob wir gut gegessen haben.
Gerade vor wenigen Tagen hat er das Thema Schifahren wieder zur Sprache gebracht und dass er sich sehr darauf freut; speziell auf ein paar besondere Pisten und ob wir nicht auch einmal nach Tirol fahren könnten. Im letzten Frühjahr hat er begonnen sich für Schitouren zu interessieren und möchte unbedingt jetzt im kommenden Winter die eine oder andere Tour mit uns gehen.
Mir ist bewusst, dass das alles für einen Elfjährigen eher ungewöhnlich ist, aber es ist so; glaub es oder glaub es nicht.
Achja, du wolltest ja noch etwas zu meinem Vater wissen: nein, er ist nie mit mir Rad gefahren und hatte auch sonst keinerlei Hang zu Extremen; ich bin somit nicht erblich vorbelastet. Alles klar?
Hans