Hallo Hans, Flo und Rest der Familie,
meine Frau und ich verfolgen diese Diskussion mit großem Interesse. Das Eigenartige ist, dass Dir Flo nicht so recht zugetraut wird, Dich selber einzuschätzen. Statt über Kinder zu reden sollte man lieber mit Kindern reden (so wie Du Dich selbstverständlich hier auch im Forum geäußert hast).
Natürlich entläßt das die Eltern nicht aus ihrer Verantwortung, aber die kann man durchaus mit den Kindern wahrnehmen und nicht nur gegen sie. Außerdem, was wäre denn als schlimmste Konsequenz zu erwarten gewesen? -Zeltplatz suchen, absteigen, Essen machen hinlegen, lange schlafen, einen Ruhetag einlegen...
Des weiteren stand die Distanz nicht von vorne herein fest. Ihr wolltet ja ursprünglich gar nicht so lange fahren (nur Flo wollte). So hättet ihr auch verfahren, wenn er (oder Vater oder Mutter) nicht mehr gekonnt hättet.
Begreifen ist beim Lernen von Kindern wörtlich zu nehmen, daher sollte man sich ganz genau überlegen, wo man in diesem Prozess eingreifen sollte (Motivation ist immer noch der beste Antrieb).
Wir fahren mit unserem jetzt 3 jährigem Sohn auch seit seiner Geburt auf Radreisen und sind auch von vielen Menschen dafür kritisiert worden, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass das geht. (die äußeren Umstände und Meinungen stellen meist ein größeres Hindernis dar, als die eigentliche Tat). Seit diesem Jahr ließ Finn es sich nicht nehmen selbst bei Regen bis zu 40km auf dem FollowMe mitzustrampeln. Wenn er müde war konnte er im Anhändger schlafen oder wir haben Pause gemacht. Im nachhinein waren selbst unsere Eltern erstaunt über die Leistung.
-Gestern fragte er mich übrigens, wann wir wieder Radfahren und Zelten.-
Natürlich leben die Eltern einen Lebensstil vor und beeinflussen damit auch unbewußt das Kind. Das ist eine Notwendigkeit, wäre unsere Gesellschaft ziemlich arm und monoton (auch wenn ich die Lebensweise anderer nicht verstehen und nachvollziehen kann).
Die Grenze für uns ist, wenn wirkliche Gefahren für das Leben des Kindes der Eltern, deren Umfeld und die Gesellschaft drohen. Dann ist es auch die Pflicht der Erziehungsberechtigten (wehement) einzugreifen. z.B. Werde ich sicher meinem Kind verwehren, zu erfahren, wie sich der Strom aus der Steckdose anfühlt. Da muss er mit leben(!), dass er das nich selber erfahren kann.
Ein 2. Beispiel fällt mir vom Spielplatz ein, wo ein Vater seinem Sohn verboten hat aufe in Klettergerüst steigen, mit der Begründung, er könne es noch nicht. Psychologisch ist das verheerend. Der Sohn hat es dann trotzdem versucht und geschafft!! Wichtig ist dabei eigentlich die richtige Anleitung (dass die Kinder selbst die Grenze rechtzeitig merken und von sich aus umkehren).
In solchen Situationen sagen wir unserem Sohn, er soll es selbst probeiren, soweit, wie er sich sicher fühlt. Wir sind da, ihm notfalls zu helfen, er soll aber auch selbstständig zurückklettern. Und siehe da: Kinder sind keine waghalsigen Draufgänger, sie wissen schon, was sie können und was nicht.
Ute, Finn, Würmchen (vorraussichtlich 17.02.06) und Jost