Hallo zusammen!
Da sich hier im Forum doch einige vorstellen könnten, ein Liegerad zu fahren, schreibe ich mal einen Erfahrungsbericht zu meinem Flux S-Comp. Vielleicht hilfts dem einen oder anderem ja bei der Entscheidung...
Kurz zu der Ausstattung und Laufleistung des Rades:
-5046km in 7 Monaten, davon ca. 950 auf Radtour mit knapp 30kg Gepäck
-Rohloff mit externer Ansteuerung, OEM-2 Achsplatte und Kettenspanner
-Avid SD-7 V-Brakes
-SPD M-324 Pedale v. Shimano
-Tacho Sigma BC 1200
-Son XS-100 mit D´Lumotec Senso Oval vorne und D´Toplight plus hinten
-Marathon Slick 35-406
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Bilder gibts hier
-Abus Granit X-Plus 54 und Pitlocks
Vorsicht! Die nun folgenden Geschichten sind sehr lang, subjektiv und nicht immer rational zu begründen! Die Vorgeschichte: Begonnen hatte alles bei einem Besuch meines Onkels vor ca. 4 Jahren. Er hatte sich so ein komisches, tiefes "Fahrrad" für eine Woche gemietet (damals ein S-600). Natürlich bin ich ein paar Meter probegefahren... Sehr wackelig, tief und bequem. Irgendwie interessant, dachte ich mir. Danach war erstmal für 1,5 Jahre nix mehr mit Liegeradfahren oder radeln im allgemeinen. Ich bin da noch nicht viel Rad gefahren, nur die notwendigen Strecken mit einem Baumarktrad
. Dann kaufte ich mir mein erstes "vernünftiges" Velo für 500,-. Das hat meine Radlust geweckt (damit machte ich auch meine Nord-/Ostseetour und damit die erste längere Radreise überhaupt) und die Erinnerungen an das Liegerad wieder in Erinnerung gerufen. Seitdem beschäftigte ich mich immer mehr mit Rädern und stieß im Internet auf diverse Liegeradhersteller. Im Sommer 2004 entschied ich mich, mal eines zu mieten. Als Händler kamen nur ZOX in Erlangen und Fahr´Rad! in Ansbach in Frage, wovon ich mich für Fahr´Rad! entschied, da mir hier auf meine Anfrage-Mail prompt geantwortet wurde. Auf eine Antwort von ZOX warte ich heute noch...
.
Nach einigen Testfahrten auf verschiedenen Modellen (darunter Optima Stinger, Challenge Hurricane und HPV-Spirit) entschied ich mich spontan für den nagelneuen Grasshoopper. Mein Bruder, der auch ein Rad mietete, entschied sich für das Hurricane. Nun wars vorbei mit meiner Seelenruhe, ich war angefixt. Der Grasshopper war sehr bequem und absolut entspannend. Aber nicht so schnell wie das Hurri.... Von da an wusste ich, dass ich mir irgendwann mal ein Liegerad kaufen würde. Ein Jahr später fuhr ich wieder mit meinem Bruder nach Ansbach, ich war bereits Zivi und verdiente Geld, welches mehr oder weniger schon im vornherein verplant war
. Diesmal wurde es ein Flux S-Comp, und was soll ich sagen, bereits auf den ersten Metern waren wir zwei füreinander bestimmt.
Schneller als der Grasshopper, dabei aber immer noch komfortabel. und mit einem superbem Handling. Nun gings in die "heiße" Planungsphase. Preislisten wurden gewälzt (auch die anderer Modelle, da ich bezüglich des S-Comp noch vorsichtig war) und der Kontostand kletterte mit der Besoldungsstufe II und III weiter nach oben.
Januar 2006: Wieder in Ansbach, diesmal nicht zum mieten, sondern zum Kaufen eines Liegerades. Ich fuhr nochmal mehrere Modelle, um einen direkten Vergleich zu bekommen, die Probefahrten lagen ja doch recht weit auseinander. Nach ca. 2 Stunden fiel die Entscheidung für das S-Comp
. Ich wollte ein Rad, das zwar auch für größere Reisen taugt, aber primär im Alltag auf Asphalt eingesetzt wird. Deswegen wurde es kein S-800... Die Ausstattung des Rades wurde auch eine schwierige Entscheidung. V-Brakes waren Pflicht, da die Vordergabel keine Befestigungsmöglichkeiten für eine Scheibenbremse bot, aber die normalen, serienmäßigen Tektros erschienen mir in punkto Bremsleistung und Verarbeitungsqualität (Hebelspiel) nicht ausreichen. Also Avid, die hatten einen guten Ruf in diversen Foren und Zeitschriften. Als Beleuchtungsanlage kam nur der Son in Frage, da ich eine wartungsarme und zuverlässige Lichtanlage wollte. Der LED-Scheinwerfer war im Aufpreis bereits enthalten. Dann kam das schwierigste: die Schaltungsfrage! Rohloff oder Kettenschaltung? Nach einer Nacht Bedenkzeit wurde es die Rohloff. Nach Meinung vieler hier im Forum ein tolles Teil und irgendwie auch mit "Haben-will"- Effekt. Vielleicht ein Fehler, dazu aber später mehr (ja, da kommt noch einiges auf euch zu
). Bei der Farbe entschied ich mich für RAL 5002 (Ultramarinblau), da mir das Gelb zu quietschig war und schwarz als (kostenlose) Option erst später hinzukam. Nun hies es warten. Laut meinem Händler wg. Sonderfarbe ca. 4-6 Wochen. Eine Ewigkeit.
Nach 6 Wochen rief ich, erfüllt von Ungeduld, in Ansbach an. "Fahr´Rad!, Peter Weiß, hallo?" "Hallo, hier ist der Manuel. Ist mein Rad mittlerweile da?" "Es gibt da ein Problem...". Bei diesem Satz stockte das Blut regelrecht in den Adern. Die Schreckensnachricht: Das Rad wurde bei Flux vor 3 Tagen losgeschickt, ist aber nicht in Ansbach angekommen. Es muss irgendwo bei DHL liegen. Schicht im Schacht.
. Mehrmalige Anrufe von mir, Mr. Flux und meinem Händler brachten alle die gleiche Erkenntnis. Niemand weiß, wo das Teil abgeblieben ist. Bange Tage des Wartens verstrichen bis am 02.03.06 die Meldung kam: "Dein Rad ist da! Nächste Woche habe ich Urlaub, am 10. ist es zum abholen bereit" Ein Tag vor meinem Geburtstag, das beste Geschenk machte ich mir quasi selbst
. Da stand es nun: tiefblau, sauber, glänzend. Erstmal 5min wortlos staunen, schauen und die Glückshormone wirken lassen. Herrlich! Dann kamen noch die Formalia (zahlen, Bedienungsanleitungen übergeben etc.). Eine Probefahrt war nicht möglich, da es draußen zu schneien begonnen hatte und das Kopfsteinpflaster Ar...glatt war. Zeitsprung nach....
Heute:
5046 km stehen auf dem Tacho. Durchgeführte Arbeiten/Reparaturen:
-300km: Die Rohloff rutschte gelegentlich durch und ich trat dabei ins leere. Nach 9 Tagen kam das Rad zurück (ich hatte vergessen, meine Pitlocks bei meinem Händler mit abzugeben
), seitdem gabs damit keine Probleme mehr. Außerdem ließ ich zwischen Umlenkrolle und Rohloffritzel ein Kettschutzrohr montieren, um die Kette vor Schmutz zu schützen (danke für den Tip, Flachfahrer!)
-1500km: Nachziehen der Metallplatten an meinen Schuhen
-3700km: Kette gewechselt, Ritzel gewendet (Wd-40 taugte nicht zum Schmieren), Dämpferfeder ausgetauscht (zu hart)
-5046km
: Ein Schaltzug gerissen, der zweite ist angeschlagen. Ich wechsle selber (würde mein Händler auch kostenlos machen, da Gewährleistung, aber das dauert mir zu lange. Dafür gibts als Dankeschön 2 Schaltzüge und Kugellagerfett umsonst.) Außerdem schiebe ich die Umlenkrolle weiter nach oben. Ergebnis: stark reduzierte Geräuschkulisse, subjektiv weniger Tretwiderstand (wahrscheinlich nur Einbildung)
Und sonst?
Pros:
Mit dem Rad an sich bin ich sehr zufrieden. Tolle Straßenlage, gute Kontrollierbarkeit und Reisetauglich (für die Reisen, die ich mache
). Der Son verrichtet seinen Dienst unauffällig und gut, der LED-Scheinwerfer ist super. Bis auf die oben genannten Reparaturen gabs keine Probleme, nicht mal ein Platten hat mich bisher heimgesucht. Heute würde ich aber dennoch einige Dinge ändern...
Cons:
Die Krallsitzmatte setzt sich zu schnell durch, ich probiere in der nächsten Saison wahrscheinlich mal eine dieser "Airstream"-Matten.
Die Bremsen würde ich heute bei Ebay kaufen, einfach aus finanziellen Gründen. Letztens gabs da einen Satz SD-7 mit Zügen und allem drum und dran für 40 Euro. Wenn ich schwerer wäre und das Rad mehr auf Reisen nutzen würde, wären Scheibenbremsen empfehlenswert. Auf meiner Radtour gabs ein Stück mit einem durchgehenden Gefälle von gut 10% (aber auch 30^C im Schatten), mehreren Kilometer Länge und einigen scharfen Kurven. Dadurch habe ich mehrere Male kurz hintereinander von gut 60km/h auf ca. 35km/h abbremsen müssen. Aus Interesse hielt ich am Ende der Abfahrt kurz an, um die Felgentemperatur zu fühlen. Huiuiui, heftig. Viel hat da zu einem Reifenplatzer glaube ich nicht mehr gefehlt.
Klickpedale: Die Auslösehärte könnte größer sein, mir gehts teilweise zu leicht.
Schloss: Es klappert bei schlechten Straßen, ansonsten aber erstaunlich gut handzuhaben.
Rohloff: Ja, was soll ich sagen. Ich bin nicht übermäßig begeistert. Schaltseilwechsel nach bereits 5000km, laute Betriebsgeräusche und der nicht allerbeste Griff dürften für ein derart hochpreisiges Produkt meiner Meinung nach nicht sein. Dazu kommt Mehrgewicht gegenüber einer Kettenschaltung, (theoretisch) schlechterer Wirkungsgrad und schlechter Schaltbarkeit als bei einer K.-Schaltung. Die Reparaturen sind entweder nicht selber durchführbar oder relativ aufwändig (für einen Schaltseilwechsel sollte man die Bedienungsanleitung dabei haben). Desweiteren finde ich 20 Euro für einen popligen Abzieher doch recht happig und der Laufradausbau ist wg. des "kräftigen" Kettenspanners auch eine Geduldsprobe (zumindest für mich) Solange man versucht, das Laufrad mit angebauten Spanner auszubauen, muss man mit sehr dreckigen Händen und flatternden Nerven rechnen
. Die Rohloff ist gut, solange sie funktioniert, aber wenn nicht, hat man größere Probleme als bei einer Kettenschaltung. Die Abstufung passt aber.
Auch wenn jetzt bei den Cons mehr steht als bei den Pros, bin ich doch sehr zufrieden mit dem Rad an sich. Ich habe ein dem Einsatzzweck gut angepasstes Rad gefunden, dass auch eine schnellere Gangart nicht scheut, das war mir wichtig. Vor allem Handgelenksschmerzen sind nicht mehr vorgekommen, Sitzbeschwerden treten bei mir aber bei zu steilem Sitzwinkel auf (im Liegeradforum hat das mal jemand "Recumbent-Butt" genannt). Nur bei der Ausstattung würde ich heute wahrscheinlich einen anderen Weg gehen.
Ich freue mich sehr auf eure Meinungen und vielleicht ähnliche (Langzeit-)Erfahrungen. Den nächsten Bericht gibts bei 10000km
Ciao,
Manu
p.s.: Sorry für das viele Gesülze zwischendurch, musste einfach sein