Hallo an alle!

In Antwort auf: lutz_

Am 20.09. bin ich wieder zurück und sobald es die Zeit zulässt, werde ich hier in aller Ausführlichkeit berichten.


So, ereignisreiche Tage liegen hinter uns! Zur Erinnerung:

1. Tag Metzingen -> Bodensee (ca. 145 km, 1500 hm)

2. Tag Bodensee-Rheintal-Montafon (ca. 120 km, 1000 hm)

3. Tag Montafon-Silvretta-Hochalpenstraße-Landeck-Pfunds (ca. 110 km, 2000 hm)

4. Tag Pfunds-Reschenpass-Meran (ca. 115 km 1700 hm)

5. Tag Meran-Jaufenpass-Kiens (ca. 95 km, 2100 hm)


Das Wichtigste: Alles hat gut geklappt, es gab keine Stürze und außer schmerzenden Hintern keine gesundheitlichen Probleme. Und alle 12 Schülerinnen (4) und Schüler (8) sind komplett durchgefahren, das Begleitfahrzeug musste nie als Besenwagen fungieren...

Unser Begleitfahrzeug war mit der Campingausrüstung, 2 Biertischgarnituren, Lebensmitteln und dem privaten Gepäck von 16 Personen (12 SchülerInnen + 2 Begleitlehrern auf dem Rad und 2 Vätern im Begleitbus) voll bis zur Oberkante. Wir hätten mehr als 1 Radler eigentlich gar nicht im Fahrzeug transportieren können.

Das Wetter war mittelprächtig: einige Schauer, die Abfahrt vom Jaufenpass und weiter bis Kiens sind wir komplett im Regen gefahren, allerdings bei bester Stimmung und der Gewissheit "es" nun noch vollends zu schaffen und in der Vorfreude auf den Empfang der restlichen Jahrgangsstufe im Hotel, eine heiße Dusche und ein warmes Bett!

Die Bilder findet ihr hier auf folgender passwortgeschützten Galerie:

Mit dem Fahrrad nach Südtirol

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Am Dienstag, 09.09 sind wir pünktlich um 7:30 Uhr von der Schule losgefahren. Schulleitung und viele andere Schüler haben uns nett verabschiedet. 5 1/2 Stunden und 90 km später haben wir das Begleitfahrzeug zum 1. Mal am Bahnhof in Aulendorf getroffen. Nach kurzer Pause mit Obst, Kuchen und Getränken ging es weiter. Das wellige Terrain zwischen Ravensburg und Tettnang hat uns aber nochmals einiges abverlangt. Die Energie der örtlichen Eisdiele hat uns dann aber doch noch bis zum Campingplatz Gohren am Bodensee gepusht. Pünktlich 10 Stunden nach der Abfahrt in Metzingen sind wir am Campingplatz eingetroffen, wo wir mit großem Hallo von den beiden Vätern im Begleitfahrzeug empfangen wurden. Mir fiel ein Riesenstein vom Herzen, war die 1. Etappe doch gleichzeitig die längste Etappe der Tour und alle sind gut durchgekommen. Nach einem ausgiebigen Bad im Bodensee gab's noch 120 Maultaschen mit Kartoffelsalat und Karottensalat für die komplette Mannschaft (Matze und Conni haben es auf je 12 Maultaschen gebracht). Standesgemäß gab es auch noch eine Kiste Radler, die wir so gerade mit Mühe und Not geleert haben. Um 1/2 10 Uhr war dann Schicht im Schacht.

Am 2. Tag stand eine Flachetappe auf dem Programm. Nach dem Wecken um 6.15 Uhr, ausgiebigem Frühstück, Spülen, Zusammenpacken und etwas Hinternpflege starten wir gegen 9.30 Uhr. Das Zusammenpacken dauert in einer Gruppe doch recht lange und uns fehlt noch etwas die Routine. Die Gruppenzelt bauen wir gemeinsam ab, das Begleitteam übernimmt die restlichen Aufgaben und das Einladen, sodass die Radlergruppe früher starten kann. Leider ist der Himmel bewölkt und es ist kühl, das Morgenbad fällt aus. Also umkurven wir die Rentnergruppen auf dem Bodensee-Radweg. Kurz vor Lindau müssen wir an einem Bahnübergang sage und schreibe 6 Züge abwarten, bis sich die Schranke wieder öffnet. In Bregenz erwischt uns ein kurzer Schauer. Mit Regenjacke schwitzt man von innen, ohne wird man vom Regen, also weiter. Am Rhein angekommen biegen wir nach Süden ab und folgen dem Rhein zunächst auf Schweizer Seite. Vor dem Altrheinarm biegen wir nach Österreich ab und folgen dem gut beschilderten Radweg nach Süden. Allerdings sind die vielen Schlenker und Abzweigungen etwas zeitraubend. Am Illspitz biegen wir nach Südosten ab und folgen dem geschotterten Radweg durch Feldkirch bis Bludenz. Dort treffen wir nach 85 km auf das Begleitfahrzeug. Die letzten 25 km bis zum Campingplatz Nova fahren wir im Regen, in der Hoffnung, dass der Regen am Zeltplatz aufhören möge. Und so ist es auch! Ein holländisches Ehepaar hat schlimmste Befürchtungen, als die Horde eintrifft und nebenan die Gruppenzelt aufbaut. Aber woher sollen sie auch wissen, dass wir um 21:15 Uhr alle in der Koje liegen und um 6.15 Uhr schon wieder aufstehen ;-) So können wir bei kühlem aber trockenem Wetter draußen kochen und es gibt 3 kg Spaghetti mit reichlich Gemüßesoße und die obligatorische Kiste Radler.



Für den 3. Tag ist ein sonniges und warmes Wetter vorhergesagt. Optimal für den Höhepunkt Silvretta-Hochalpenstraße. Die Schülerinnen und Schüler sind sehr gespannt, da noch niemand von Ihnen je einen Alpenpass respektive über 1000 Höhenmeter am Stück gefahren ist. Wir fahren gemeinsam bis zur Mautstelle und geben dann freie Fahrt. Treffpunkt ist an der Passhöhe, wo das Begleitfahrzeug, auf uns wartet. So kurbeln wir uns langsam bergauf, die schnellsten sind bald nicht mehr zu sehen. Miriam (meine Kollegin) bildet mit zwei Mädels den Schluss der Truppe, ich hole auf dem Weg nach oben noch einige ein, gebe die aktuellen Höhen durch. Alle schaffen den Anstieg ohne Probleme, viele sind überrascht, als sie "schon" oben sind. Jeder Ankommende wir von den bereits Anwesenden mit "La Ola" empfangen. Die fittesten fahren sogar ein Stück zurück und begleiten die letzten zur Passhöhe hinauf. Wir genießen eine ausgiebige Rast am Silvretta-Stausee in der Sonne und futtern fleißig die mitgebrachten Kuchen. Die 60 km lange Abfahrt nach Landeck sind Lohn für die Mühe des Anstiegs, meine Anweisung nicht über 80 km/h schnell zu fahren wird knapp erfüllt... ;-)
In Landeck ist nochmals ein Treffpunkt mit dem Begleitfahrzeug, bevor wir auf der Via Claudia Innaufwärts weiter fahren. Der Radweg ist teilweise gesperrt, so dass wir die ersten Kilometer auf der Bundesstraße bis zum Tunnelportal fahren müssen. Anschließend wechseln wir auf die Via Claudia Augusta. Bis zum Campingplatz an der Kajetansbrücke sammeln wir nochmal reichlich Höhenmeter. Ein kurzer Schauer kann einige nicht davon abhalten, in den künstlich angelegten See am Campingplatz zu springen. Beim Abendessen regent es nochmals kurz, glücklicherweise dürfen wir unsere Tische und Bänke unter dem überdachten Sanitärraum-Provisorium aufbauen, so dass wir im Trockenen sitzen. Zum Essen gibt es Kochbeutel-Reis mit Gemüsesoße und Schinken, sowie die obligatorische Kiste Radler.

Am 4. Tag starten wir im Regen, der aber kurz vor Martina aufhört. Dort verlassen wir das Inntal und fahren die Norbertshöhe hinauf. Die kurze Abfahrt nach Nauders und der weitere Anstieg auf der Via Claudia zum Reschensee lassen wir gemütlich angehen. "Das ist gar kein richtiger Pass" meinen einige, aber ein Tag mit etwas weniger Höhenmeter tut allen gut. Nach der Rast mit Begleitfahrzeug am Kirchturm von Graun fahren wir über groben Schotter an der Ostseite des Reschensees vorbei. Die anschließenden Kilometer hinab ins Vinschgau sind mit der Gruppe nicht gnaz ungefährlich, da der Radweg doch recht schmal und unübersichtlich ist und z.T. Gruppen entgegen kommen. Aber die Staatsstraße ist keine wirkliche Alternative. Anschließend geht es immer auf dem Radweg weiter durch endlose Apfelplantagen. Die Schülerinnen und Schüler haben kaum Augen für die schönen Dörfer und Burgen. Auch hier kommen wir auf dem Radweg nur wenig voran, immer wieder Abzweigungen, kurze Gegenanstiege, Schotterstücke. Für gemütliches Radeln gut geeignet, aber wir wollen "Kilometer machen". Einige Jungs wollen die magische Grenze von 60 km/h in der Stunde knacken, sie schaffen es aber trotz zweier "Anfahrer" nur auf 58 km/h. Die dort verbrauchten Körner fehlen dann auf den letzen Kilometern von Meran hinauf ins Passeiertal. Mit den Mädels machen wir einen "Zug" auf und fahren im Windschatten eine längeres Stück mit über 30 km/h. Einige Kilometer vor Meran treffen wir das Begleitfahrzeug nochmals, der leckere Kuchen gibt Kraft für die verbleibenden Kilometer. In Meran folgen wir brav der Beschilderung, des Radwegs ins Passeiertal. Die SchülerInnen sind stolz, diese Stadt aus eigener Kraft erreicht zu haben. Dem nicht asphaltierten Radweg im Passeiertal folgen wir bis zum Campingplatz in Saltaus. Die Ankunft ist jedesmal ein großes Hallo: Die Zelte stehen schon und die restlichen Leute auf dem Campingplatz betrachten uns mit unverhohlener Neugier und Interesse. Die SchülerInnen berichten stolz von unserer Tour und so sind wir innerhalb kürzester Zeit auf dem Platz bekannt. Und wenn am nächsten Morgen um 8 Uhr manche aus ihrem Wohnmobil kriechen, so sind wir schon fertig gefrühstückt und gepackt bald wieder auf Strecke. Kein Wunder, denn die Mädels liegen um 1/2 9 Uhr im Zelt im Jungszelt werden wir um 9 Uhr gebeten, doch endlich das Licht auszumachen... ;-)

Am 5. Tag ist die Wettervorhersage verheerend. Die Frage ist nicht, ob es regnet oder nicht, sondern wann es zu regnen beginnt, aufhören wird es dann den restlichen Tag nicht mehr. Da wir die Auffahrt zum Jaufenpass noch möglichst weit im Trockenen fahren wollen, stehen wir um 5.45 Uhr auf und sitzen um 8.15 Uhr im Sattel. Das ist Rekord. Der Anblick der letzten Kehren vor der Passhöhe von St Leonhard im Passeier aus lässt manchen erschauern. Doch wir sind zuversichtlich, dass bei langsamer und gleichmäßiger Fahrweise alle auch diese 1600 hm schaffen werden. Leider fahren noch vor der 1. Kehre zwei Schüler durch Glasscherben, so dass wir noch 2 Platten reparieren müssen. Doch dann geht es weiter bergauf. Der Schnellste ist nach 1 h 45 min am Gipfel, die langsamsten benötigen 3 h 30 min. Das Begleitfahrzeug wartet nach der Hälfte des Anstiegs. Nachdem es von allen passiert worden ist, fährt es weiter bis zum Gipfel. Alle Ankommenden haben die Auflage, sich dort umzuziehen und sich im kleinen Gasthaus am Gipfel etwas Warmes zum Essen und zum Trinken zu bestellen. Die Schnellsten müssen zwar lange dort aushalten, aber die "La Ola"-Welle für alle weiteren Ankommenden sorgt in regelmäßigen Abständen für Abwechslung. Als die letzten ankommen, hat es bereits zu regnen begonnen. Wir bleiben noch einige Zeit im Gasthaus, bis sich auch die letzten gut erholt haben und wieder trocken sind. Dick eingepackt gibt es noch das obligatorische Gipfelfoto, bevor wir uns auf die lange Abfahrt nach Sterzing machen. Im teilweise dichten Regen geht es nur langsam bergab, da wir keinen Sturz riskieren wollen. Am Ende der Abfahrt bin ich erleichtert, dass alle wohlbehalten im Tal angekommen sind. In Sterzing vertilgen wir unter der Heckklappe des Begleitfahrzeugs die letzten Kuchenreste. Auf dem Radweg Richtung Brixen geht es zwar tendenziell bergab, aber wir sammeln doch noch reichlich Höhenmeter, bevor wir ins Pustertal abbiegen können. Ein letztes Treffen mit dem Begleitfahrzeug 20 km vor dem Ziel fällt im Regen kurz aus, wir wollen schnell weiter und endlich ankommen. nach 585 km in fünf Tagen kommen wir schließlich in Kiens im Pustertal, wo wir von den restlichen 80 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe sowie den weiteren Begleitlehren und dem Schulleiter begeistert empfangen werden.

Am nächsten Tag fuhr das Begleitfahrzeug mit insgesamt 11 Rädern (davon 4 auf dem Paulchen) bepackt zurück nach Metzingen, die beiden Väter haben die Räder an der Schule ausgeladen, die Zelte getrocknet und verpackt, die Kochuntensilien sowie die Biertischgarnituren zum CVJM gebracht. Wir Radlerinnen und Radler haben noch 7 wunderschöne Tage gemeinsam mit der restlichen Gruppe in Südtirol verbracht.

Alle 12 Schülerinnen und Schüler sind sehr stolz auf die erbrachte Leistung, wir Begleitlehrer sind froh und erleichtert dass alles reibungslos und unfallfrei geklappt hat. Es war für uns alle eine einmalige Erfahrung, an die wir noch lange zurück denken werden. In einer Mail schrieb mir einer der radelnden Schüler

"Nochmals vielen Dank für die wunderschöne Zeit auf dem Weg nach/in Südtirol! Das werde ich nie vergessen."

Dem ist nichts hinzuzufügen...



Gruß LUTZ