das Wort „Bulle“ IST abwertend, auch wenn ein Gericht in einem Einzelfall einmal festgestellt haben sollte, dass es für den Tatbestand einer Ehrenbeleidigung oder Verleumdung gerade noch nicht ausreicht. Wer es verwendet, müsste sich eigentlich dessen bewusst sein, dass er damit möglicherweise eine bestimmte Reaktion provoziert.
So kann ich einige Diskussionsteilnehmer hier im Forum wirklich nicht verstehen: einerseits nehmen sie dieses Wort und andere (Bullenschweine) unbekümmert in den Mund und andererseits beklagen sie sich weinerlich über echte oder vermeintliche Übergriffe von Polizistenseite.
Wer solche grenzwertige Wörter verwendet, begibt sich auf eine Gratwanderung und ich vermute, dass das in den meisten Fällen sehr bewusst in Kauf genommen wird. Wenn ICH keinen Ärger will, dann vermeide ich auch nur die Nähe solcher Gratwanderungen oder Grenzbegriffe. Manche Wörter finden sich in meinem Wortschatz nicht, weil ich mir deren missverständlicher oder möglicherweise abwertenden Bedeutung bewusst bin.
Manche mögen vielleicht behaupten, dass „Neger“ keine abwertende Bedeutung hat und ich will mich auf eine Diskussion darüber gar nicht einlassen. Wozu auch? ICH vermeide es aus Prinzip; dasselbe gilt für Wörter für Schwuchtel oder Pfaffe oder ein Dutzend anderer.
Es ist eine Sache der inneren Einstellung, ob ich mich auf diese Gratwanderung einlasse oder nicht. Für mich ist klar: es ist absolut unnötig, das zu tun. Ebenso wie ich diese unsinnige verbale Gratwanderung vermeide, vermeide ich unnötige Gratwanderungen im sonstigen Leben. Im Strassenverkehr mit dem Auto, beim Radfahren, bei Bergtouren im hochalpinen Gelände, beim Schifahren und so weiter. Gelegentlich sind gefährliche Situationen nicht vermeidbar, aber ich provoziere sie nicht.
In der hier geführten Diskussion halte ich es für naja, sagen wir, ziemlich unsachlich, zehn Beispiele von polizeilichem Fehlverhalten aus mehreren Jahrzehnten zusammenzusuchen um damit grundsätzlich das Tun der Polizei zu diskreditieren. In JEDER Organisation und bei JEDEM Menschen gibt es Fehler und Unkorrektheiten; wenige negative Einzelfälle auf eine ganze Organisation umzulegen, kann nicht richtig sein. Damit schließt man die Augen vor tausenden Amtshandlungen pro Tag, die gesetzes- und ordnungsgemäß erledigt werden und gibt jede Relation dazu auf.
Gesetzwidriges oder auch nur überhebliches oder ungebührliches Verhalten kann ich nicht gutheißen, aber ich sehe auch keine Veranlassung, aus ganz ganz wenigen Einzelfällen irgendetwas Großes zu konstruieren. Es entbehrt auch nicht einer gewissen Komik, wenn diejenigen, die die größten Töne (und hässlichsten Wörter) in den Mund nehmen, dann plötzlich in eigener Sache ein ganz besonderes Feingefühl entwickeln.
In meinen Studentenjahren war ich öfters bei Demonstrationen oder Protestveranstaltungen dabei; entweder einfach als Teilnehmer oder ich habe sogar mehrmals bei den Behörden selber eine Veranstaltung angemeldet. Kein einziges Mal hatte ich eine negative Begegnung mit der Polizei. Es wäre mir aber auch nie in den Sinn gekommen, mich mit ihnen anzulegen, weder verbal noch durch provozierendes Verhalten. Ich hatte aber auch nie das Bild eines Bullen oder Bullenschweins bei mir im Kopf; dann wäre es sicher anders gelaufen.
Die einzige negative Erfahrung hatte ich einmal bei einer Verkehrskontrolle, wo ein junger Polizeibeamter sich mir gegenüber eine verbale Entgleisung erlaubt hat. Ich habe geantwortet: „das muss ich mir von Ihnen nicht sagen lassen, geben Sie mir bitte Ihre Dienstnummer“. Sein älterer Kollege hat dann beschwichtigt, es wäre nicht so gemeint gewesen und ich habe es damit gut sein lassen.
Gerade in Deutschland habe ich Polizeibeamte nie anders erlebt als korrekt und sehr höflich.