Du hast recht, das wird wieder eine Megadiskussion, und wir hatten das hier schon so oft, und ich mag nicht mehr. Ich glaube, an Euren Formeln stimmt irgendwas nicht. Wie wäre es, einfach mal die Erfahrung zu nehmen. Ich merke es natürlich, wenn ich mit etwas mehr Gewicht unterwegs bin. Ich fahre mit dem gleichen Rad auch oft genug ohne Gepäck. Bzw. mit nur einem kleinen Tagesrucksack, wo vielleicht ne Regenjacke drin ist, 2 Schläuche, Handy etc..
Und dann mache ich Mehrtages-Radtouren mit sehr wenig Gepäck. Das sind allenfalls 3 oder 4 kg mehr als auf Tagestouren ohne Gepäck. Und ich merke den Unterschied trotzdem deutlich.
Ich glaube, Ihr beruft Euch da auf Formeln, die einfach nicht stimmen, bzw. nicht alles berücksichtigen. Mir scheint, der falsche Ansatz ist bereits, dass man da von einer konstanten Leistung ausgeht. Ich habe jetzt keine Lust, mir diese Berechnungen im Detail anzuschauen, aber da wird ja immer berechnet, wieviele Minuten ein Fahrer für einen Anstieg länger braucht, und auf diese Zeit kann man eigentlich nur über Formeln kommen, die mit Leistung (statt mit Arbeit) rechnen. Der Mensch ist aber keine Maschine, er liefert nicht wie ein Auto eine konstante Leistung ab. Es wäre daher besser, bei solchen Formeln das Arbeitsvermögen anzusetzen. Ein Mensch hat ein bestimmtes Arbeitsvermögen pro Tag, irgendwann sind die Beinmuskeln so mürbe, dass man einfach keinen Berg mehr hochkommt. Es wäre daher sinnvoller, die Gesamthöhenmeter auszurechnen, auf die man mit diesem Tages-Arbeitsvermögen kommt. Da wird man sehen, dass man mit dem gleichen menschlichen Tages-Arbeitsvermögen ohne Gepäck deutlich mehr Gesamt-Höhenmeter schafft.

Was ich aber hier nicht verstehen kann, warum sich immer wieder alle auf irgendwelche Formeln berufen, anstatt mal auf die eigene Erfahrung zu vertrauen. Wer in den Bergen unterwegs ist, und mal ein leichtes Rad nimmt und mal ein schweres, oder das leichte mit Gepäck fährt, der wird doch schnell merken können, dass diese Berechnungen nicht stimmen.

Nur weil sich irgendwann mal irgendein Ingenieur ein paar Berechnungen ausgedacht hat, müssen die doch nicht gleich stimmen. So etwas sind immer Näherungen, wo schnell mal falsche Annahmen drin stecken, oder irgendwas vernachlässigt wird, was man aber nicht vernachlässigen kann.

Hinzu kommt, welches gesellschaftliche (bzw. vor allem wirtschaftliche) Interesse steckt denn hinter der Frage, wieviel langsamer ein Radfahrer mit Gepäck den Berg hinaufkommt??? Wissenschaft und Ingenieurswissenschaft gibt sich nur dann große Mühe, richtige Ergebnisse zu erzielen, wenn ein hohes Interesse an der Lösung besteht (sprich, wenn da viel Geld zu verdienen ist). Sowohl das gesamtgesellschaftliche als auch das wirtschaftliche Interesse daran, wie viel langsamer Freizeitradler mit Gepäck den Berg hochkommen, dürfte aber bei nahe Null liegen. Entsprechend würde ich nicht erwarten, dass da für die von Euch immer wieder zitierten Berechnungen viel Hirnschmalz verwendet worden ist.

Aber noch mal: Vor allem widersprechen solche Berechnungsergebnisse meiner Erfahrung. Und auch wenn Ihr das regelmäßig mit dem Spruch "Carbon statt Kondition" quittiert: Rennradfahrer würden nicht so viel Geld für leichte Räder ausgeben, wenn das nichts bringen würde.

Aber Du hast völlig recht, ich bin auch absolut nicht daran interessiert, dass diese Diskussion wieder aufflammt. Ich hab hier eine Meinung, und viele von Euch haben eine andere. Das ist nun mal so. Wir kommen da nicht weiter. Weder kann ich Euch überzeugen, noch könnt Ihr mich überzeugen.
Viele Grüße Christoph