>Deshalb mal eine provokante Frage:

Herrlich, so macht es auch viel mehr Spass :-).

>Können sich 1 Mrd. Chinesen irren ?

Wieviele von denen kennen Liegeräder made in Holland o.ä.? Irren kann man nur, wenn man zumindest beides kennt. Aber trotzdem: In der Enge Chinas dürfte das klassische billige aufrechte Rad rundum das Vorteilhafteste sein. Die fahren ja auch keine teuren Fullys (Können 1 Mrd. Chinesen irren? ;-)).

>Wenn das Liegerad s o toll ist, warum werden dann so wenig verkauft ?

Gute Frage. Es hat sicher mit dem geringen Werbeeffekt zu tun. Profis dürfen keine Lieger fahren, damit sind Lieger schon mal aus dem TV raus. Hierzu aber noch eine Korrektur zu Heinz' Posting. Es wurden 1934 reichlich Bahnrennen von Francis Faure auf Liegerad gewonnen (glaube 7 Weltrekorde aufgestellt), Strassenrennen aber nur ganz wenige, vielleicht war es nur 1 (?). Und dann wurden sie auch schon verboten. Die derzeitigen Verkaufszahlen sind klar steigend, aber für einen schnellen neuen Trend wie der Mini-Roller sind sie wohl zu teuer und fordern ja auch etwas Bereitschaft zur Umgewöhnung. Ich denke aber, die Verbreitung geht langsam weiter.

>Weil man statt eines Bergpanoramas nur die Spitzen der Grashalme sieht ?

Nö, ich glaube, das ist nicht mal mit Tieflieger der Fall. Ansonsten kann man mit normalhohem Lieger sicher schon ganz gut über Grashalme gucken :-).

>Weil man die bessere Aerodynamik in der Stadt garnicht ausspielen kann, denn sie spielt erst bei Geschwindigkeiten über 30 die Hauptrolle, bei Anstiegen gar keine ?

Ja, hier ist kein Vorteil für den Lieger. Die 30 muss man aber schon etwas nach unten korrigieren. Man merkt den Aerovorteil schon früher, speziell bei Gegenwind.

>Mehr Gewicht, höherer Preis,

Ja, tendeziell richtig.

>Rollstuhldesign und -charisma,

Finde ich nicht!

> Probleme mit Gepäcktransport

Eher beim Upright. Gepäck bekommt man doch beim Lieger deutlich besser unter oder was hast du für Erfahrungen gemacht? Ich konnte mit 19 kg Beladung noch recht gut freihändig rollen lassen und lege mich auch damit noch schräg in Kurven (sofern sie nicht nass sind :-)). Das Traue ich mich mit meinem aufrechten Rad so nicht.

>also bitte, tut doch nicht so als wäre es geradezu ein Muß, sich einen Lieger zuzulegen !

Ist es ja auch nicht. Jedes Rad hat so seine Vorteile.

>Außerdem könnte ich wetten, daß ich mit einem Rennrad einen gleich fitten Liegefaher stehen lasse !

Ok, kannst ja mal vergleichsweise bei Cyclevision mitfahren, so ein Stundenrennen (Windschattenfahren verboten). In der Klasse unverleidet fuhren die guten Fahrer 52,88 km/h Schnitt, das schaffen auf Rennrad nicht mal Profis. Mit Alltags-Velomobil fuhr einer über die Stunde 60,9 km/h Schnitt. Mach das mal mit einem aufrechten Alltagsrad :-). Geschwindigkeitsunterschiede kannst du unter www.kreuzotter.de ausrechnen. Das Rennrad kann aber auch sehr schnell sein. Das Tempo von Gruppen kommt auch durch Windschattenfahren zustande. Wenn eine Rennradgruppe gegen einzelne unverkleidete Lieger fährt, hebt sich der Aerovorteil evtl. schon auf. Aber man sollte unter gleichen Bedingungen vergleichen. Bei harten Bergstrecken jedoch kann das leichte Rennrad die Aeronachteile auch praktisch vollständig kompensieren. Beim Marmotte-Radmarathon2001 (174 km, 5500 HM) war unter den ca. 4000 gemeldeten Radlern 1 Liegeradler. Er holte zwar immerhin die Goldauszeichnung, war aber längst nicht der schnellste (Platz 666). Allerdings waren dort auch Fast-Profis (?) dabei. Wenn du auf der Strasse einen Liegeradler abhängst, kann das eben auch an dessen Fitness liegen :-).
Bei den HEW-Cyclassics fuhren 2 Lieger einen Schnitt von knapp 47 km/h über 170 km, waren aber mit Verkleidung unterwegs (1 Velomobil, 1 Zweirad), sie kamen nicht in die Ergebnisliste. Die besseren unverkleideten Liegeradler hielten sich aus den Massen der Rennradfahrer heraus und fuhren nicht auf Platz 1. Doch tausende von Rennradlern zusammen heben wie gesagt den Aerovorteil auf. In den Startunterlagen stand, dass Windschattenfahren 5 bis 15 km/h bringt. Tatsächlich kann man ziemlich locker mit 40 km/h hinterherrollen, wenn davor eine "Wand" fährt.
j.