Uhhaa, 21 Liter am Vormittag

War das in dem selben Dschungel, in dem die RiesenRiesenschlangen hausen??
Ich bin wirklich ein Weichei, aber auf mehr als 7-8 Liter am ganzen Tag bin ich noch nie gekommen.
Im Sommer 2003, als es ein paar Wochen wunderbar warm war, bin ich öfter mal auf Tagestour (ohne ernsthaftes Gepäck, ca. 100 km Fahrleistung/Tag) hier in der Region gewesen. Einfach ein wenig durch die schöne Natur gleiten bei angenehmem Wetter, war richtig schön. Da bin ich allerdings auch auf ca. 12 Liter Flüssigkeit/Tag gekommen. Auf dem Rad hatte ich dabei ca. 4 Liter dabei und habe halt zwischendurch "Tankstopps" gemacht.
Allerdings nehme ich auch an Tagen, wo ich den ganzen Tag im Büro rumhänge, schon gut 3 Liter Flüssigkeit zu mir.
Nee, so hart bin ich nicht
Ich gehöre da wohl auch eher zu der Weichei-Fraktion
Bin auch nur harmloser, normaler Radler...
Überhaupt: Was ist ein "Extremradler" eigentlich? Wer viel Fahrrad fährt wird das für sich selbst als
normal ansehen, während die Umwelt es vielleicht als
Extremradeln ansieht.
Was das Buch/Manuskript angeht: Ich habe nur kurz diagonal gestöbert und nicht systematisch gelesen, aber mir gehen da persönliche Einschätzungen und Meinungen, nicht so wahnsinnig tiefgängige Sachhinweise und teilweise überzogene Thesen durcheinander.
Im Bereich Fahrradtechnik würde ich in einem "Handbuch für Extremradler" eine fundierte Abhandlung der Vor- und Nachteile verschiedener technischer Ausstattungen erwarten, nicht aber allgemeingültige Empfehlungen oder kategorische Ausschlüsse ohne gut vorgebrachte Argumente. So würde ich beispielsweise meine V-Brakes um nichts in der Welt hergeben wollen, egal wie viele Leute Jubellieder über Magura usw. singen.
Was das Mitführen von Waffen angeht sehe ich auch nicht, was das außer Ärger bringen sollte. Entweder man ist in einer verhältnismäßig friedlichen Region, da ist's unnütz. Oder man ist in einer Region mit einer rauen Sitten, da müßte man 'ne komplette Militärdivision mitschleppen, wenn man wirklich auf diesem Wege Paroli bieten wollte. Und dann käme man vermutlich nicht weiter als bis zur EU-Außengrenze. Allenfalls könnte man 1-2 Ritzel durch Schleifen zum Wurfstern umfunktionieren, die ließen sich noch unauffällig als Ersatzteile transportieren. Aber ist das
sinnvoll?
Es mag Leute geben, die finden Pfefferspray usw. sinnvoll, aber selbst gegenüber Tieren halte ich das schon für eher kritisch. Was passiert, wenn ein derart eingenebeltes Wildviech erst richtig wild wird, anstatt sich zu trollen? Oder man sich im Eifer des Gefechts selber damit gefährdet? Oder das Zelt so gründlich einnebelt, daß man darin die nächsten 2 Wochen nicht mehr schlafen kann?
Gefährden tut man sich lt. Buch allenfalls durch Fehlernährung: Wenn kein Kocher dabei ist und nur kaltes Fertigzeugs gegessen wird, für was man so gut wie kein Eßgeschirr braucht, dann engt das die Auswahl an Nahrung so weit ein, daß man vermutlich über längere Zeit damit nicht glücklich werden kann. Bedachte Versorgung mit Vitaminen mag man ein paar Wochen lang vernachlässigen können, aber irgendwann schlagen Mängel einfach durch. Soweit sollte man es nicht kommen lassen.
Amüsiert hat mich der Hinweis auf Getränkeautomaten. Zugegeben, gelegentlich kann Zuckerbrause unterwegs was feines sein. Aber Automaten stehen typischerweise eh nur da, wo es auch Zivilisation gibt. Und da wird man eher einen Laden aufsuchen wollen, um sein mobiles Freßpaket zu komplettieren, als einen solchen Automaten heimzusuchen. Einmal ganz davon abgesehen, daß kohlensäurehaltige Getränke m. E. nicht gerade das Nonplusultra sind. Ich kann mich nicht erinnern, jemals auf einer Runde mit dem Fahrrad an einem Automaten Stopp gemacht zu haben... Interessanter ist da doch die Frage, wie man an profanes Wasser kommt bzw. wie man fragwürdiges Wasser in trinkbares Naß verwandelt. Ein paar Magnesium-Brausetabletten im Gepäck, ein paar verschiedene Teebeutel und vielleicht auch ein wenig Kaffee (ja, ich bin Koffeinjunkie...) bringen Abwechslung in die Flüssigkeitszufuhr. Gelegentlich kann man sich auch mal 'ne Flasche Apfelsaft kaufen, um Apfelschorle zu mischen.
Insgesamt habe ich den Eindruck, daß das Buch/Manuskript aus einer Perspektive eines Menschen geschrieben wurde, der gern mal eine "Extremtour" fahren würde und blumige Phantasien hat, aber wenig reale Erfahrung. Eigentlich dürfte ich hier wahrscheinlich gar nicht mitreden/mitschreiben, weil ich selbst auch keine "Extremtouren" bisher gefahren bin. Aber das, was ich bisher auf Touren mit dem Rad erlebt habe, weicht doch in vielen Punkten hinreichend weit von den propagierten Ratschlägen ab, daß ich lieber auf andere Ratgeber vertrauen würde.
Daniel