Du hast natürlich recht, ohne selektive Wahrnehmung kann keine Spezies im Gefahrenfall überleben.
Aber: gerade diese, übrigens im Laufe der Kindheit angelernte, Befähigung ist höchst trügerisch. Setzt es doch Kenntnisse und Fähigkeiten voraus die nicht immer vorhanden sind.
Richter verzweifeln häufig an sich widersprechenden Zeugenaussagen. Z.B. will jeder das Fahrzeug gesehen haben, dass bei dunkelgelb über die Ampel huschte und einen Auffahrunfall verursachte. Nur: Zeuge 1 sah einen weißen Mercedes, eine Frau am Steuer; Zeuge 2 hat ganz sicher einen hellblauen Ford Focus gesehen. Der Fahrer dunkelhäutig; Zeuge 3 sah einen grünen Fiat. Der Fahrer sehr jung.; usw.
Ich habe das Beispiel des roten Punktes nur gebracht um deutlich zu machen, daß wir gewöhnt sind überall Dinge 'herauszupicken'. Ohne Bewertung. Es ist einfach so. Im Verkaufstraining möchte ich deutlich machen, daß man den Kunden zuhören(!) muß und dessen Aussagen nicht permanent nach Ansatzpunkte für die eigene Argumentation filtern darf. Nachdem man genau die Kundenanforderungen kennt, kann man dann mit maßgeschneiderten Argumenten präzise auf seine Bedürfnisse eingehen.
Schreiberling, fällt natürlich in die persönliche "Selektionsfalle": Er liest nicht in dieser Deutlichkeint erwartete Kritik und reagiert/überreagiert.
Wir, gefangen in unserer eigenen "Selektionskiste", antworten ebenfalls - teils sachlich, teils emotional.
Und das Ergebniss: Wir haben die klassische Freund/Feind-Situation.
Das Wichtige selektieren, präzise zu analysieren und danach richtig zu handeln: wenn das so einfach wäre, hätten wir das Paradies auf Erden.
Trotzdem meine ich, daß Schreiberling sein Handbuch wieder frei schalten sollte.
Gruß
Dieter
Ärgere Dich nicht über die Dornen im Rosenstrauch sondern freue Dich über die Rosen im Dornenstrauch.