Ohne zuviel aufzurühren - die Gruppe der Wohnmobilfahrer kam bisher schlecht weg. Wohnmobiler sind doch auch Nomaden bzw. Wildcamper - stehen doch oft außerhalb der Campingplätze. Übrigens bin ich in Kroatien mal von einem Schweizer Wohnmobilpaar (auf dem Camping) zum Essen eingeladen worden, ein paar Ostdeutsche Wohmobiler kamen noch hinzu - die Schweizerin war auch leidenschaftliche Rennradfahrerin, auch mal kleine Wochendentouren mit Rucksack. Das schließt sich eben nicht gegeneinander aus. Saufen und Lärmen tun eher zeltende Jugendgruppen - die haben kein Wohnmobil. Das tun die auch am einsamen Strand und auch schon mal im einsamen Wald.
Zum Thema Saufen : Ich traf kürzlich einen 200 Jahre alten Pilger, der auf einem Pfad der inneren Einkehr wandert und gerne auf stillen Campingplätzen schläft. Das Zelt trug er in einem karierten Lumpenbund an einem Stock über seiner Schulter. Er beteuerte, dass das Zelte noch aus der Kaiserzeit stamme, echte Wertarbeit aus Bismarcks Zeiten eben.
Er hat mir erzählt, dass er demnächst um den Tag der Arbeit herum in der Pfalz wandern will und habe aus geheimer Quelle gehört, dass dort zum Zeitpunkt seiner Ankunft dort Radau-machende Camper sein sollen. Ich fragte ihn, was er über die Gruppe wisse, und er antwortete, es seien wohl Leute, die mit nichtmotorisierten Zweirädern rasende Geschwindigkeiten erreichen, die beißende Grillkohlerauch erzeugen wollten - Gift für seine alten, trüben Augen -, die laut lachend in die Dunkelheit hinein die Ruhe der heiligen roten Felsen stören würden und die zu exzessiven Saufgelagen neigen würden. Außerdem würden sie Zäune mit ihren tropfnasen Gummihöschen behängen, was ihm die transzendete Sicht auf die gesegnete Landschaft des Heilands beleidigen würde. Er nuschelte dann noch etwas von Internet und Raforum usw., so genau konnte ich ihn nicht verstehen - zu mal mir überhaupt nicht klar war, wovon er redete.
Ich tröstete ihn, jeder ist mal gern auf der geselligen Ebene und dann auch mal wieder auf der Ebene der absoluten Stille. Nur wenn der Mensch beide Momente zu schätzen wisse, könne der Mensch seinen Platz im Universum finden. Das fand der alte Mann ziemlich weise und meinte, dass er überlege, den Tag der Stille zu verschieben und sich zu den lärmenden Radlern zu gesellen. Ich sagte ihm dann noch, vom Radfahren verstehe ich zwar wenig, aber ich habe mal gehört, dass die insgesamt ein ganz nettes Völkchen sein sollen und sie das Radfahren oft als geradezu religiöse Passion ansehen. Da bekam der alte Pilger leuchtende Augen und bedeute mir, demnächst wohl auch ein Rad zu kaufen. Dann donnerte es, ein Blitz blendete meine Augen und der Pilger verschwand in einer tieftränenden grauen Regenlandschaft, wie ich sie gerade beim Blick aus dem Fenster sehe.

!!! Und weiter so!
Das beste, was ich bisher im Radforum gelesen habe. Aber pass auf, dass jetzt nicht jemand kommt und meint, das sei hier kein Literaturform!
Gruß Hildegard