Eine Sache wollte ich noch ergänzen. Ich hatte ja geschrieben, dass ich Scheibenbremsen an meinem Crossbike schätze, da ich mit diesem Fahrrad wirklich auch über die übelsten Wege rolle und hier Felgenbremsen doch irgendwann Nachteile zeigen würden.
Beim Reiserad würde ich bei einem Neukauf evtl. auch über Scheibenbremsen nachdenken, aber den wirklich großen Drang, meine aktuellen hydraulischen Magura-Felgenbremsen zu ersetzen, verspüre ich nicht. Die Bremsleistung ist eigentlich immer perfekt (besser als bei V-Brakes) und eine wesentliche Abnutzung oder gar Zerstörung der Felgen habe ich noch nicht beobachtet. Ich hatte vereinzelt Probleme bei Wegen mit feuchtem, lehmigen Untergrund. Da war irgendwann kein Vorwärtskommen mehr möglich. In der Türkei musste ich einmal nach vielleicht 100 m vom Rad steigen und ich hatte Mühe, es wieder zurückzuschieben und brauchte sicher eine halbe Stunde, um den Lehm wieder abzukratzen. Selbst Laufen war schwierig, da sich unter den Schuhsohlen ein dicker Lehmbelag gebildet hatte. Hätte ich hier Scheibenbremsen gehabt, wäre ich etwas weiter gekommen, aber letztendlich nicht viel weiter, da ich auch Schutzbleche nutze, auf die ich keinesfalls verzichten will. Und auch hier führte der Lehm zu "Blockaden".
Wenn man solche extremen Strecken aber eher selten fährt, kommt man sehr gut auch mit Felgenbremsen zurecht - "normale schlammige Wege" sind kein Hindernis. Will man wirklich mit dem Reiserad "geländetauglich" sein, wird man wohl besser auf Scheibenbremsen umrüsten und auf Schutzbleche verzichten. Selbst bei meiner üblichen Streckenwahl abseits der "guten Wege" hat sich die wirkliche Notwendigkeit dafür eigentlich nie ergeben. Ich bin auch so immer weitergekommen. Übrigens hätte ich wohl auf der beschriebenen Piste in der Türkei auch Probleme gehabt, wenn ich mit dem Crossbike unterwegs gewesen wäre, da bei dem leichten Anstieg garantiert das Hinterrad nur noch durchgedreht hätte und/oder auch dort eine mächtige Lehmschicht den Reifen geziert hätte.
Was die Möglichkeit eines einfachen Ersatzes auch abseits der gut ausgestatteten Radläden angeht, sehe ich immer noch die Felgenbremse im Vorteil.
P.S. Noch eine Ergänzung. Scheibenbremsen können bei sehr langen Abfahrten unproblematischer sein. Ich hatte es einmal geschafft, bei der Abfahrt auf der Großglockner-Hochalpenstraße meine Hinterradfelge so heiß zu bremsen, dass der Schlauch an einer Stelle aufgeschmolzen ist. Vorher ist mir das noch nie passiert (Glück gehabt?) und seitdem achte ich darauf, evtl. zwischendurch einmal einen Stopp einzulegen. Mit dem Crossbike hatte ich in den Alpen bei einer Abfahrt in der Dämmerung schon das rote Leuchten der Scheiben sehen können. Die Bremsen haben immer noch gut funktioniert. Allerdings wird bei der Scheibe grundsätzlich die Reibungsenergie in Wärme eines viel kleineren Körpers (Scheibe) umgewandelt, während die Felge hier eine größere Masse und Oberfläche darstellt und die ganz extrem hohen Temperaturen normalerweise nicht erreicht.