Hallo Bourbon,

In Antwort auf: Bourbon

Wir müssen so schnell wie möglich aufhören, Erdöl und Kohle zu verbrennen. Da führt kein Weg vorbei.

Vor einem Jahr hätte ich das noch unterschrieben - heute bin ich nicht mehr so optimistisch. Und zwar aus zwei Gründen:

1. Die Folgen der globalen Erwärmung sind nicht gravierend genug, um die nötigen wirtschaftlichen Umwälzungen voranzutreiben. Wenn Bangladesch überflutet wird, ist kaum damit zu rechnen, dass deshalb die Leute hier oder in den USA plötzlich z.B. weniger Auto fahren - zumal es zu dem Zeitpunkt den Einwohnern sowieso nicht mehr helfen würde. Ähnliches lässt sich zu den anderen Effekten der Erwärmung sagen.

2. Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Die aktuellen Ölreserven betragen um die 1200 mrd Barrel, bereits verbraucht wurden gut 900 mrd Barrel; der Weltjahresverbrauch liegt bei gut 30 mrd Barrel, Tendenz weiterhin rasch steigend (etwa 2% p.a.). Unter diesen Umständen rechne ich nicht damit, dass sich verhindern lassen wird, dass der weitaus größte Teil des zugänglichen Öls auch tatsächlich verbrannt wird. Es wäre schon ein riesiger Erfolg, wenn es am Ende nur 80% statt 100% sein sollten - aber selbst das würde den Kohl nicht mehr allzu fett machen.

Kurz: ich halte den naheliegenden klassischen Ansatz, den CO2-Ausstoß verhindern zu wollen, für gescheitert. Wir sollten stattdessen lieber an dem Entzug von Kohlenstoff aus der Atmosphäre arbeiten, zumal dies zunächst in einzelnen Ländern umgesetzt werden kann und man nicht gleich die ganze Welt bekehren muss. Das heißt zum Beispiel: massiv aufforsten, dabei gleichzeitig Holz in großem Maßstab als Baumaterial verwenden (ja, das geht!), ggfs. auch ordendlich Holzkohle einlagern. Neue Technologien für denselben Zweck sollten sich finden lassen.

In Antwort auf: Bourbon

Womit wollen wir diese Energiequellen ersetzen?
Können wir es uns leisten, auch gleich noch die Kernenergie zu ersetzen?

Am Ende müssen wir es wohl ausschließlich mit regenerativen machen, einfach weil die fossilen incl. Uran verbraucht sein werden. Die Kernenergie ist bei diesem Vorhaben sicher ersetzbar, schließlich trägt sie weltweit nur um die 5% zum Primärenergieverbrauch bei (und hat dazu noch einen eher schlechten Wirkungsgrad, so dass beim Endenergieverbrauch bestenfalls 4% übrig bleiben). Und dieser Anteil wird sich auch nicht drastisch steigern lassen, weil ansonsten die Uran-Reserven schneller dahinschmelzen werden als das Öl.

Vielleicht gelingt ja tatsächlich irgendwann mal der Bau eines Fusionsreaktors, in diesem Fall werden die Karten neu gemischt. Anderenfalls sehe ich eine Übergangszeit, die von Energiesparen, massivem Aufbau der Regenerativen und in einigen Ländern unvermeidlicherweise wohl auch von der Kernenergie geprägt sein wird, und danach die praktisch ausschließliche Verwendung der Regenerativen. Deshalb halte ich es politisch für die besten Maßnahmen, den allgemeinen Energieverbrauch zu senken (das heißt konkret noch immer vor allem: bessere Wärmedämmung), die Regenerativen zu fördern und bei der verlockenden Kernenergie sanft auf die Bremse zu treten. Also ungefähr das, was die vorherige Regierung in Deutschland getan hat.

Liebe Grüße,
Wolfgang